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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Fingerspitzengefühl korrigierte Michael ihren Kurs.
    „Die Teleobjekte sind blind!“ meldete Erika.
    „Die Infrarot-Objekte auch!“ ergänzte Irina.
    „Und ohne die Blenden wären auch die Sichtscheiben der Kanzel blind“, vollendete Uwe mit unerschütterlicher Ruhe. „Das ist der Vulkanstaub. Wir müssen uns also für den Rest der Landung mit Radar und Direktsicht orientieren. Erich, woher kommen die Wirbel?“
    „Folgende Hypothese“, erklärte Erich, „die Luft unter den Wolken wird weniger aufgeheizt als die Umgebung, sie ist folglich kälter und dichter. Die Wolken liegen wie auf einem Polster, darum können sie sich auch so hoch halten. An den Rändern gibt es Druckunterschiede und darum seitlich und vor allem hinter den Wolken viele kleine, aber offenbar sehr kräftige Wirbel.“
    „Auswirkungen auf die Troposphäre?“
    „Wahrscheinlich Verstärkung der Turbulenz vor allem im oberen Teil.“
    Inzwischen hatte die TERRA die zweite Wolke überflogen, es war wohl doch nur ein abgesprengter Teil der ersten gewesen, und unter den Augen der Besatzung lag nun eine gleichmäßige, helle, mit einem grünlichen Hauch überzogene Tiefe.
    „Gleitflug!“ kündigte Uwe an.
    Die TERRA senkte die Nase. Der Höhenmesser kletterte die Skala hinunter: zwanzig, neunzehn, achtzehn Kilometer. Sonst änderte sich minutenlang nichts.
    „Ich habe den Orientierungspunkt K auf dem Radarschirm!“ verkündete Erika. Dieser Punkt war ein einzeln stehendes Bergmassiv etwa zwanzig Kilometer vor dem Landeplatz.
    „Punkt K festhalten. Gehe auf Horizontalflug!“ Kräftiger Andruck war zu spüren, die TERRA hob die Nase. Der Himmel sah dunkelflaschengrün aus, wie aus Glas.
    „Sonde hat westliche Drift“, meldete Michael.
    „Das ist die Tropopause, Kurs korrigieren!“ entgegnete Uwe. „Achtung!“
    Ein leichtes Rütteln war spürbar, dann lag das Raumschiff wieder ruhig. Nach einer halben Minute wiederholte sich das Rütteln, nur war es jetzt stärker.
    Die Tiefe erschien jetzt nicht mehr gleichmäßig, strukturlos. Ganz unten lagen Schichtwolken, aber ihre graue Fläche wurde durch zartrosa getönte Wolken von großer Ausdehnung unterbrochen. Etwas seitlich von ihnen führte eine schmale, langgestreckte weiße Spur in die Ferne: der Kondensstreifen der Sonde.
    Der Höhenmesser sank jetzt auch viel langsamer – der aerodynamische Auftrieb hatte sich seit dem Eintritt in die Troposphäre bedeutend erhöht, und Uwe hatte auch die Geschwindigkeit gesteigert. „Ein Loch in der Wolkendecke!“ rief Irina.
    Tatsächlich – vor ihnen war die unterste Wolkendecke aufgerissen. Aber der Boden war nicht gelb oder braun, wie zu vermuten gewesen wäre, sondern schwarz, regelrecht schwarz. „Ein Wirbelsturm?“ vermutete Erika.
    Aber Erich widersprach. „Nein, da müßte die Struktur der umgebenden Wolkendecke anders sein.“
    „Richtig“, bestätigte Michael, „der sieht von oben anders aus.“
    Bevor man genauere Untersuchungen anstellen konnte, war das Loch in der Wolkendecke überflogen. Aber jetzt zeigten sich öfter Löcher – manche schwarz, manche in der von früheren Aufnahmen automatischer Sonden bekannten gelbbraunen Färbung.
    Auch sonst veränderte sich die Umgebung. Vor, über und dicht unter ihnen lagen jetzt vereinzelt rosige Watteschichten, und voraus am Horizont verfinsterte sich der Himmel.
    „Wir holen eine stratosphärische Aschewolke ein!“ sagte Erich und deutete nach oben.
    Plötzlich zerriß ein wild gezackter, greller Blitz den Himmel vor ihnen. Noch durch die Helme hindurch hörten sie leise den Donner.
    „Die Sonde!“ rief Michael. „Sie ist explodiert!“
    „Im Funkbereich typische Gewitterstörungen!“ meldete Erika.
    Einige Sekunden lang schwiegen alle.
    Dann fragte Uwe: „Erich?“
    Nüchtern antwortete der Planetologe: „Im Schlepptau der stratosphärischen Aschewolken auf unserer Höhe offenbar gegensätzlich geladende Wolkenschichten. Das Dazwischentreten der Sonde und der von ihrem Antrieb ausgestoßenen ionisierten Gase ermöglichte Entladung.“
    Uwe dachte nach, dann sagte er: „Der Blitz verlief ziemlich horizontal… Folgende Einteilung: Erika behält Radar und Funk. Irina konzentriert sich ausschließlich auf den Ionisationsgrad der Luft. Michael schaltet eine Messung für die Differenz der elektrischen Ladung auf der TERRA, und zwar einmal zwischen den Tragflächenspitzen und einmal zwischen Bug und Heck. Jede Veränderung sofort melden. Erich verfolgt alles und hält sich

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