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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Ich stieg die Eingangstreppe hoch. An der Klingel war ein Schild angebracht, auf dem »funktioniert nicht« stand. Also mußte ich den Türklopfer betätigen.
Ich lupfte ihn ein wenig und ließ ihn wieder ihn fallen – sachte, wie ein Blättchen, das gegen einen Baumstamm fliegt. Als mir klar wurde, daß ich bei so viel Mumm den ganzen Tag dort stehen würde, riß ich mich zusammen und probierte es noch einmal. Ich produzierte immer noch keinen rechten Knall, aber wie es schien, waren Toms Ohren so scharf wie die eines Hundes. Er öffnete die Tür umgehend. Offenbar wußte er nicht so ohne weiteres, was er sagen sollte, deshalb verkündete ich mit großer Festigkeit, daß ich vorbeigekommen sei, um zu sehen, wie es ihm ginge. Dabei stellte ich meinen Fuß in die Tür wie jemand, der Möbelpolitur verkauft. Er zögerte einen Moment, doch dann bat er mich ins Haus.
»Habe ich Sie beim Kochen gestört?« fragte ich, als wir in der großen Eingangshalle standen, und ich plötzlich sah, daß er eine Schürze um den Bauch gewickelt hatte und seine Hände voller Mehlspuren waren.
»Ja, ich bin gerade dabei, einen Nierenauflauf zu machen«, erwiderte er etwas unwirsch. »Wenn Sie länger bleiben wollen, begeben wir uns besser in die Küche. Ich bin leider kein Meisterkoch, sondern gehe nach dem Rezept vor. Und da steht, daß alles mindestens drei Stunden lang köcheln muß. Wenn ich also um sieben essen will, muß ich mich jetzt ein bißchen sputen.« Ich folgte ihm durch die Eingangshalle. Der Teppich war abgewetzt, und die Tapeten hätte ruhig einmal erneuert werden können, aber die Fenster im Treppenhaus schufen Helligkeit, und ich stellte mir vor, wie hübsch alles aussehen könnte, wenn es renoviert wäre. Auf dem Weg in die Küche kamen wir an mehreren offenstehenden Türen vorbei. Durch eine konnte ich einen Blick ins Eßzimmer werfen und durch eine andere in ein Arbeitszimmer voller Bücherregale. Die Möbel wirkten alt, und es roch auch etwas muffig, doch trotzdem begann ich das Haus zu mögen. Der großzügige Schnitt der Zimmer und die sonnenbeschienenen getäfelten Wände, die mit der Zeit eine warme, dunkle Patina angenommen hatten, erweckten den Eindruck, daß hier einmal fröhliche Menschen gelebt hatten – und wieder leben könnten. Das einzige, was dazu nötig war, war ein Beitrag von Tom. Als wir die Küche betraten, wurde ich ganz optimistisch, was Toms Beitrag in dieser Angelegenheit betraf. Ganz bestimmt verursachte niemand ein solch mehliges Durcheinander beim Zubereiten eines Nierenauflaufs, ohne dabei ein gewisses Maß an Vergnügen zu empfinden.
Der alte Holztisch war ein einziges Schlachtfeld. Auf ihm lag und stand alles, was Schränke, Speisekammer, Kühlschrank und Besteckschubladen zu bieten hatten. Zwei Milchflaschen – eine voll, die andere fast leer – Zwiebelschalen, Brühwürfel, die leere Papierhülle einer Packung Bratfett und jede Menge gewürfelter Stückchen rohen Fleisches befanden sich in der Mitte des Tisches. Kein Wunder, daß die Auflaufform und das Nudelholz aussahen, als hätten sie keinen blassen Schimmer, wo sie überhaupt anfangen sollten. Zum Glück wirkte ihr Herr und Meister gefaßt und zu allem entschlossen.
Während ich mehr oder weniger unschlüssig in der Gegend herumstand, schob Tom sich noch einmal die zurückgeschlagenen Manschetten hoch und machte sich daran, eine zähe Teigmasse zu kneten, die er unter einem Trockentuch aus einer Mixschüssel hervorgezogen hatte. Selbst wenn er den Job nicht so expertenhaft versah wie Ben, so ließ er der Teigkugel gegenüber jedoch keinen Zweifel aufkommen, wer hier das Heft in der Hand hatte. »Sie sehen gut aus«, sagte ich zu ihm.
»Es geht mir auch gut.« Er griff nach der umgestürzten Tüte Mehl, verstreute noch einiges mehr davon, klatschte den fettigen Teig auf den Tisch, teilte ihn in zwei Teile und rollte den größeren davon zu einem kreisförmigen Fladen aus. »Aber ich nehme an, Sie beziehen sich auf mein kleines Bad im Meer neulich.« Er wurde rot. »Es war unglaublich nett von Ihrem Mann, daß er mir nachgeschwommen ist. Glauben Sie mir, ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Es war aber trotzdem nicht nötig, daß Sie extra hierherkommen. Ich habe mich noch nicht einmal erkältet und ich hoffe, daß auch Ihr Mann keine Nachwirkungen verspürt.« Tom hatte inzwischen die Auflaufform mit Teig ausgekleidet, schüttete das Fleisch darüber und fing an, die Zwiebel zu hacken. »Ich weiß, daß ich mich bei Ihnen

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