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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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zurückbringen. Es wird allmählich Zeit, daß Ben seinen Mantel zurückbekommt.« Bei diesen Worten griff ich bereits nach meinem eigenen Mantel, der am Haken in der Nische hing, packte noch ein Kopftuch dazu und stopfte es in die Tasche. Anschließend holte ich den leeren Spiegelrahmen. »Vergiß die Handtasche nicht.« Freddy klemmte sie mir unter den Arm. Dann komplimentierte er mich so entschlossen zur Tür hinaus, als sei ich der Mensch, der die Möbelpolitur verkaufen wollte.
»Und denk dran, du brauchst dich nicht zu beeilen. Ich überlebe mit dem, was im Kühlschrank ist, noch bis morgen früh.« »Vergiß nicht, daß die Kinder und Jonas auch noch da sind.« Ich küßte seine kratzige Bartbacke. »Sie müssen etwas essen, wenn sie aufstehen.«
»Alles klar, Freddy ist da!« Er wedelte mich ungeduldig hinaus, um sich wieder in Ruhe seinem Nachmittagshäppchen hingeben zu können. Ich strebte dem Kabrio entgegen. Es war zwar ein bißchen frisch draußen, aber der Himmel machte einen harmlosen Eindruck. Ich fuhr los. Doch anstatt hinter dem Tor auf das Dorf zuzuhalten, steuerte das Auto wie von selbst in Richtung Skelling, genau wie an dem Tag, als wir zum Strandpicknick fuhren.
Ich hatte in den vergangenen Tagen häufig an Tom Tingle gedacht. Was hatte er wohl gemeint, als er sagte »Es war ein Unfall«? Ben glaubte, daß Tom sich dafür entschuldigen wollte, weil er ihrer beider Leben in Gefahr gebracht hatte. Aber ich war mir da nicht so sicher.
Tom war innerhalb weniger Minuten wieder auf den Beinen gewesen und hatte verlegen um Verzeihung gebeten, weil er uns so viele Scherereien gemacht hatte. Dann hatte er sich bei Ben bedankt und versichert, daß er den Weg nach Hause allein schaffen würde. Er gab nicht einen Grund an, warum er sich vollständig bekleidet im Meer befunden hatte. Nachdem wir unsererseits darauf bestanden hatten, ihn sicher zurück zu seinem Haus zu geleiten, hatte er dort die Eingangstür aufgesperrt, uns noch einmal zugenickt und war hineinmarschiert, ohne Ben auch nur zu fragen, ob er sich drinnen vielleicht kurz trocken machen wolle.
Erst als die Kinder und Jonas im Bett waren, unterhielten Ben und ich uns über den Zwischenfall. Dabei fragte ich ihn, ob er sich vorstellen könne, daß Tom mit seiner Bemerkung Mrs. Large gemeint hätte. Glaubte Tom womöglich, daß er für ihren Tod verantwortlich sei? Hatte er auf der Suche nach der Toilette vielleicht irrtümlich die Tür zum Arbeitszimmer aufgestoßen und die arme Frau dabei von der Leiter gestürzt? Versank er jetzt in Schuldgefühlen, weil er nicht dafür gesorgt hatte, daß gleich ein Arzt herbeigerufen wurde? Oder weil er der Polizei seine Beteiligung an der Sache verheimlicht hatte? Ben hatte geantwortet, die Phantasie ginge wieder mal mit mir durch. Danach hatte er geniest. Woraufhin ich beschlossen hatte, meine Aufmerksamkeit zunächst den Lebenden zu widmen. Ich fühlte ihm die Stirn, um zu sehen, ob er Fieber hatte. Dann machte ich ihm eine Tasse heiße Schokolade und bestand darauf, daß er unter die warme Bettdecke kriechen und die Nacht ordentlich durchschlafen müsse.
Trotzdem war mir Tom Tingle weiterhin durch den Kopf gespukt. Was, wenn sein Bad im Meer in Wirklichkeit ein Selbstmordversuch war? Was, wenn er es noch einmal versuchte? Als der Wagen sich seinem Haus näherte, wurde mir ganz mulmig. Bens Meinung spielte in dem Zusammenhang überhaupt keine Rolle. Männer denken nun einmal anders als Frauen. Männer nehmen sich beim Wort, wenn sie sagen, alles sei in Ordnung. Ein Mann liest keine Gedanken. Er glaubt, das sei ein Eingriff in die Privatsphäre. Aber für mich galt diese Ausrede nicht. Als ich die Cliff Road entlangfuhr, war ich so weit, daß ich nicht mehr wußte, wie ich es überhaupt fertiggebracht hatte, nicht schon früher nachzusehen, ob Tom Tingle noch lebte. Dann fiel mir der Grund wieder ein. Kein sehr mutiger! Wenn Tom nämlich, wie unbeabsichtigt auch immer, Mrs. Large getötet hatte, würde er sich jetzt wie ein Wahnsinniger das Hirn zermartern und überlegen, wieviel er in der Aufregung seiner Errettung verraten hatte. Na, und ich wollte ihm ja nicht unbedingt auf die Sprünge helfen… Jetzt kam sein Haus in Sicht. Der warme, rote Backstein machte eigentlich einen recht einladenden Eindruck. Aber konnte ich daraus auf den Besitzer schließen? Meine Knie wurden ein bißchen weich, als ich an der Stelle parkte, wo sich die Auffahrt in zwei Arme teilte, die eine kleine Grünfläche umschlossen.

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