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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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würden. Wenn die Polizei nicht kapiert, daß ich noch nie so sehr einen gebraucht habe wie jetzt in dieser Scheißsekunde, dann sollen die besser nach Hause gehen und stricken.«
Ich bekam kaum mit, was ich am Telefon sagte, geschweige denn, was am anderen Ende geantwortet wurde, aber offensichtlich gelang es mir, das Nötige von mir zu geben, denn Minuten, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, wimmelte es im Haus von Polizisten. Zumindest kam es mir so vor. Vielleicht waren in Wirklichkeit auch nur ein paar da. Aber sie trampelten so hektisch um uns herum und feuerten so viele Fragen gleichzeitig ab, daß ich mir nach kürzester Zeit vorkam wie mitten in einer Massenszene.
In erster Linie sorgte ich mich jedoch um Mrs. Malloy. Sie war von einem Detective Galloway in ihr winziges Wohnzimmer geführt worden. Danach hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen und war bisher nicht wieder geöffnet worden. Der Brigadegeneral und ich hatten in der Zwischenzeit im Flur Zuflucht gesucht, wo seit Eintreffen der Polizei einige Porzellanpudel ihr Leben hatten lassen müssen. Nach einer Weile wurden auch wir befragt. Zu welcher Uhrzeit wir ins Haus gekommen waren. Wie wir die Leiche vorgefunden hatten. Ob wir etwas berührt hatten. Und als letzte, aber wichtigste Frage, was uns überhaupt in die Herring Street Nummer 27 geführt hatte.
Der Brigadegeneral erklärte, daß er zwei Häuser weiter wohne, daß ich bei ihm vorbeigekommen sei, um einen Regenmantel zurückzubringen, und daß wir beide einen Schrei gehört hätten. Ich erklärte, daß ich schließlich neugierig geworden sei, warum die Person, die Mrs. Malloys Haus beaufsichtigte, nicht wie die anderen Nachbarn auf die Straße gekommen sei. Der Polizist schrieb alles auf und tat so, als würde er uns glauben. Ich vermutete, daß das ein Teil seiner Grundausbildung war. »Sie dachten, der Schrei käme von der Straße?« »Ja.« Der Brigadegeneral und ich nickten im Duett, wobei er den Turban um ein Haar verloren hätte.
»Sir, warum tragen Sie ein Handtuch auf dem Kopf?« Der Polizist zog die Augenbrauen interessiert in die Höhe. »Sie müssen es sagen, Brigadegeneral«, ermutigte ich meinen Freund.
»Selbstverständlich.« Er schluckte, ehe er dem Blick des Polizisten standhalten konnte. »Ich verstehe – angesichts der Gegebenheiten – muß das« – er tippte mit dem Finger gegen den Turban – »verdächtig aussehen. Trotzdem versichere ich Ihnen, daß ich keineswegs eine Kopfwunde verberge, die bei einem Angriff auf Miss McKinnley zustande gekommen ist. Wahrscheinlich habe ich mit der Frau insgesamt nicht öfter als zweimal im Leben geredet.«
Der Polizist fing an, ungeduldig zu werden, und Brigadegeneral Lester-Smith, der offenbar derselben Überzeugung war wie ich – nämlich, daß einen Gesetzeshüter auf die Palme zu bringen so viel bedeutet, wie anschließend in Handschellen dazusitzen und zu lebenslänglicher Halt verdonnert zu werden –, entfernte bekümmert das Handtuch. »Herr im Himmel!« sagte der Polizist.
Nach dieser kurzen Episode bat ich um Erlaubnis, meinen Mann anrufen zu dürfen. Freddy nahm den Hörer ab und sagte, daß Ben dabei wäre, Abbey und Tarn ins Bett zu bringen. »Das ist doch wohl nicht wahr!« Freddy klang hörbar schockiert, nachdem ich ihm alles berichtet hatte. »Diese Putzfrauen sterben ja wie die Fliegen!«
»Freddy! Der Mord an Trina hat bestimmt nichts damit zu tun, was mit Mrs. Large geschehen ist.«
»Natürlich nicht. Ellie, kann es sein, daß du in letzter Zeit zu viele Bilderbücher gelesen hast?«
»Freddy, sei still und sag Ben, daß es mir gut geht, daß ich aber noch nicht weiß, wann ich nach Hause komme. Vielleicht braucht Mrs. Malloy mich noch ein Weilchen. Und jetzt entschuldige mich, ich muß Schluß machen.« Als ich auflegte, war Brigadegeneral Lester-Smith gerade dabei, sich die Haare auszuwaschen. Wahrscheinlich war ihm schon ganz schlecht bei dem Gedanken, daß er mittlerweile gar keinen Skalp mehr übrig haben könnte. Das Ergebnis war aber nicht so schlimm wie befürchtet. Seine Haare waren zu guter Letzt eher scharlachrot geworden und gingen nicht mehr so ins Karottige wie zuvor. Aber es war immer noch besser als grün. Mrs. Malloy kam aus dem Wohnzimmer zurück und wirkte, wie ich fand, so ruhig wie ein Abendsee. Was war auch schon dabei, kurz mal einen Detective in die Schranken zu weisen? Sie hatte den Mantel abgelegt. Das Taftkleid, das sie darunter trug, hätte gut zu einer Cocktailparty gepaßt

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