Der Putzteufel geht um
sechs ausgestiegen sein, und bis ich hier war, wird es zwanzig nach gewesen sein, denn ich bin noch in den Laden unten an der Straße gegangen, um eine Flasche Milch zu kaufen. Sie steht da auf dem Tisch, und man kann von Glück sagen, daß ich sie nicht fallen gelassen habe.« Mrs. Malloys Körper schwankte erstmalig. »Und dann sind Sie in die Küche gegangen, und Trina lag tot am Boden.« »Wie kommen Sie denn auf so was, Mrs. H.? In Wahrheit bin ich hier reingestürzt, um mich darüber aufzuregen, wie wenig sie sich um das Haus gekümmert hat, und als ich dann noch gesehen habe, in welchem Zustand sich die Küche befand, habe ich mir das Tranchiermesser geschnappt und ihr gezeigt, wo’s lang geht.« Mrs. Malloy schnaubte ein Lachen hervor, das jedoch zerplatzte, und im nächsten Augenblick begann sie schon zu zittern und schluchzen. Ich half ihr auf den Stuhl, den ich freigemacht hatte, und der Brigadegeneral murmelte etwas von einem Brandy.
»Wer hat ihr denn so was antun können, Mrs. H.?« Mrs. Malloy schüttelte den Kopf, so daß die Toque verrutschte und den Blick auf ihre Haare freigab. Der Kastanienton, den sie ausgewählt hatte, nachdem sie Großmutter geworden war, existierte nicht mehr. Sie war zu dem alten Pechschwarz zurückgekehrt, mit dem dazugehörigen, zentimeterlangen weißen Ansatz – so wie es einer Frau in Trauer gebührt. »Ein so nettes Mädchen wie Trina! Na, vielleicht war sie ja gar nicht so nett, aber wen kümmert das jetzt? Wir vom VPFVCF haben sie gemocht. Sie konnte eine richtiger Witzbold sein, unsere Trina. Hat ein bißchen viel rumkommandiert, das gebe ich zu, und ein bißchen raffgierig war sie auch, wenn’s ums Geld ging, aber das ist doch noch lange kein Grund, sie abzustechen, oder?« »Auf keinen Fall«, stimmte ihr Brigadegeneral LesterSmith zu und trippelte vorsichtig um die Leiche herum, um an die Tür zur Speisekammer zu gelangen. Mrs. Malloy, die seine Absicht erahnte, sagte, die Medizinflasche Gin stünde auf dem zweiten Bord von unten.
»Wir müssen unbedingt herauskriegen, wer es getan hat.« Sie fächelte sich mit der Hand Luft ins Gesicht, wobei letzteres anfing, Zeichen emotionaler Erschöpfung aufzuweisen – sei es durch die verschmierte Wimperntusche oder die heruntergezogenen Winkel des rotgeschminkten Schmetterlingsmunds. »Und zwar mit vereinten Kräften, Mrs. H., sonst denkt die Polizei nämlich noch, daß ich es war.« »Wir wissen doch gar nicht, wie lange sie schon tot ist«, wandte ich ein. »Vielleicht liegt das ganze bereits ein paar Stunden zurück, und dann wären Sie doch aus dem Schneider.« »Wenn ich Pech habe, ist es aber passiert, kurz bevor ich hier reingeschneit bin.«
»Sieht das Messer aus wie eins von Ihren?« Sie nickte. »Sieht aus wie das, das ich sonntags für den Braten nehme. Hängt normalerweise über dem Herd.« »Und Sie haben es auch bestimmt nicht angefaßt?« fragte ich. »Warum hätte ich das wohl tun sollen?« blaffte sie zurück. »Manche Leute tun das einfach. Man hört es immer wieder. Der Mensch, der die Leiche findet, zieht das Messer heraus, oder berührt es, während er den Puls fühlt, oder… so was in der Art.« Meine Stimme versagte.
»Mann, Sie sind mir ja eine schöne Hilfe, Mrs. H.! Sie sollen mich rauspauken, hören Sie? Und gefälligst jemand anderen verdächtigen.« Ein Knall untermalte die letzten Worte wie ein Ausrufezeichen. Wir zuckten beide zusammen. Brigadegeneral Lester-Smith war die Ginflasche aus der Hand gefallen. Glücklicherweise blieb sie ganz, denn sonst wäre Mrs. Malloy in dem Moment womöglich doch noch zur Mörderin geworden. Aber wenn man dem Gesichtsausdruck des Brigadegenerals Glauben schenkte, hätte es ihn ohnehin nicht überrascht, wenn eine von uns beiden über ihn hergefallen wäre.
»Ich fürchte, Ellie glaubt, ich hätte es getan, Mrs. Malloy«, stammelte er durch Lippen, die zuckten, als ob sie an Marionettenfaden hingen. »Bedauerlicherweise hat sie in meiner Duschkabine, kurz bevor wir hierherkamen, einige verdächtig aussehende Flecken entdeckt. Und es ist ja auch kein Wunder, daß Sie dachten, es sei Blut.« Er drehte sich zackig zu mir um. »Dasselbe habe ich auch gedacht, als ich aus der Dusche stieg und feststellte, daß das Wasser nicht mehr richtig ablief. Ich wollte mich gerade darum kümmern, aber da haben Sie an der Haustür geklingelt.« »Okay, Mister Brigadegeneral – was war es denn, wenn es kein Blut war?« Mrs. Malloy hatte jede Menge knallharter
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