Der Putzteufel geht um
beaufsichtigte. Aber Mrs. Smalley oder Mrs.
Nettle wären doch bestimmt jetzt unter den Nachbarn auf der Straße zu finden gewesen!
Ich steuerte auf das Haus zu, ohne ein weiteres Wort an den Brigadegeneral zu verlieren – ich hatte ihn zusammen mit dem, was ich in seiner Duschkabine entdeckt hatte, vorerst aus meinem Gedächtnis verbannt. Aber er blieb mir auf den Fersen, während ich mich mit raschen Schritten Mrs. Malloys Haustür näherte.
Als ich sie erreicht hatte, legte ich die Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Die Tür war unverschlossen. Eine Sekunde später stand ich in Mrs. Malloys Hausflur. Dicht an meiner Seite befand sich Brigadegeneral Lester-Smith mitsamt Bademantel und Handtuchturban. Ich sah die halb offenstehende Küchentür am anderen Ende des Flurs und hörte von dort eine Frauenstimme, die aber nicht mit uns sprach. Die Stimme klang zwar normal, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, daß wir uns jemand oder etwas Schrecklichem näherten. Es hatte natürlich wenig Zweck, auf der Stelle zu verharren und zu hoffen, daß wie durch ein Wunder ein Schürhaken in meiner Hand auftauchen würde. Also pirschte ich mich weiter vor – zur Vorsicht jedoch erst einmal nur zentimeterweise. Aufgrund der ganzen Möbellandschaft, die Mrs. Malloy in ihren Flur gepfercht hatte, war der Durchgang auf Schulterbreite zusammengeschrumpft. Irgendwo ragte ein Garderobenständer hervor, daneben gab es Beistelltischchen der unterschiedlichsten Art und eine urzeitliche Aspidistra in einem sehr großen, sehr scheußlichen Übertopf. Porzellanpudel und indische Messingartikel waren mit verschwenderischer Hand arrangiert worden und warteten nur darauf, bei der kleinsten Berührung umzufallen und auf den Boden zu stürzen. Ich hätte genug Grips haben sollen, mich seitlich zu bewegen, aber das stellte ich erst fest, als ein Zierteller von der Wand schepperte, woraufhin der Brigadegeneral und ich einen Satz bis in die Küche machten. In der Küche befanden sich zwei Personen. Eine davon war Trina McKinnley, doch sie war nicht diejenige, die redete. Sie lag bäuchlings auf dem Fußboden, hatte ein Messer im Rücken und den Hals so verdreht, als wolle sie sich trotz ihres glasigen Blicks noch nach etwas erkundigen. Man sah Blut… Die Küche verschwamm vor meinen Augen, und einen Moment lang dachte ich, ich sei wieder im Badezimmer des Brigadegenerals… bis er mir beruhigend die Hand auf den Rücken legte. Ich machte die Augen zu und sank auf einen Stuhl, den irgendjemand vorsorglich schon für mich bereitgestellt hatte.
Es kostete mich einige Anstrengung, die Augen wieder zu öffnen, aber ich zwang mich trotzdem, zu der Frau im imitierten Leopardenmantel und schwarzer Samttoque hinzuschauen, die wie eine Schaufensterpuppe mit den Händen in den Hüften in der Küche stand.
»Wenn ich gewußt hätte, daß Sie vorbeikommen, hätte ich schon mal Wasser aufgesetzt und den Toaster angeworfen«, sagte Mrs. Malloy, als sie zum Leben erwachte. Etwas, das die arme Trina McKinnley nie mehr tun konnte. »Aber wie Sie sehen, Mrs. H.« – sie wies mit der Hand auf die Leiche auf dem Fußboden – »geht hier gerade alles drunter und drüber. Ist doch immer wieder eine Freude, nach Hause zu kommen, nicht wahr? Aber warum sich beklagen? Schließlich haben wir alle unser Päckchen zu tragen.«
Ich konnte sie nur wortlos anstarren.
»Und was macht er hier – der – Mister Tadsch Mahal?« wollte Mrs. Malloy wissen, die jetzt erst Brigadegeneral Lester-Smith zu bemerken schien, der sich hinter meinem Stuhl aufgebaut hatte.
»Darüber können wir uns später noch unterhalten«, sagte ich und hoffte inbrünstig, daß ich mich wie immer anhörte, denn wenn man sich mit einem Mörder im selben Raum befindet, ist es besser, wenn man ihn nicht unnötig auf sich aufmerksam macht. »Mrs. Malloy, bitte sagen Sie uns, was vorgefallen ist. Ist die Polizei schon verständigt?«
»Also, das war so.« Mrs. Malloy fing ganz langsam an, sich den Mantel aufzuknöpfen, vielleicht damit sie etwas hatte, womit sie ihre Hände beschäftigen konnte. »Ich bin mit dem Bus von London gekommen. Das geht zwar nicht so schnell wie mit dem Zug, aber er hält fast vor der Tür, und ich kann dann den Rest zu Fuß gehen. Und weil ich nur einen Koffer hatte, war das ja auch kein Problem.« Immer noch im Mantel, deutete sie auf den Koffer, der an der Wand neben der Hintertür lehnte. »Der Bus hatte fünfzehn Minuten Verspätung, demnach müßte ich so gegen
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