Der Putzteufel geht um
amerikanischer Krimis verschlungen und wußte wie man Menschen verhört. »Haarfarbe.«
»Haarfarbe!« wiederholte Mrs. Malloy verächtlich. »Glauben Sie tatsächlich, Mrs. H. und meine Wenigkeit wären Idioten und würden so einen Mist glauben? Da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen, Mister Brigadegeneral, der erste Versuch war jedenfalls eine Niete!«
»Überzeugen Sie sich selbst!« Er wickelte das Handtuch ab und ließ den Kopf hängen, was nur allzu verständlich war. »Also, das haut mich doch glatt um!« Mrs. Malloy stieß einen Pfiff aus, bei dem die Polizei mit Sicherheit sofort herbeigestürzt wäre, wenn sie nicht ohnehin schon auf dem Weg zu uns war. Die Haare des Brigadegenerals bestanden aus einer einzigen verklebten, roten Masse.
»Wie lange muß man das denn drauflassen?« fragte ich und vergaß die arme Trina total. »Fünf Minuten.«
»Und wie lange haben Sie Trottel es draufgelassen?« rief Mrs. Malloy im höchsten Maße erzürnt. »Ach, ich will’s gar nicht wissen! Zu lange jedenfalls. Das werden grüne Haare, soviel steht schon mal fest. Und es geschieht Ihnen recht!« »Was ich nicht verstehe«, sagte ich zu ihm, »ist, warum Sie dann heruntergekommen sind, als ich an der Tür geklingelt habe.« »Ich dachte, es sei jemand… etwas Wichtiges.« Er wickelte das Handtuch erneut um den Kopf, damit ihm nicht noch mehr Tropfen in den Nacken liefen.
Selbst in diesem unpassenden Moment wurde mir bei seinen Worten warm ums Herz. Er hatte gedacht – gehofft –, daß Clarice Whitcombe zu ihm gekommen sei. Die Frau, für die er sich die Haare färbte, um ihr zu gefallen und jünger und attraktiver auszusehen. Jetzt erinnerte ich mich wieder, daß seine gekräuselten Löckchen schon beim letzten Treffen der Salongesellschaft rötlicher als sonst gewirkt hatten. Ich hatte das damals als Einwirkung der Sonnenstrahlen abgetan. Vielleicht hatte er da noch mit einer harmlosen Tönung herumexperimentiert, bevor er sich an die richtige Chemie gewagt hatte. Natürlich, jetzt fiel mir auch die Hast wieder ein, mit der er vom Telefon wegkommen wollte, als ich wegen Bens Regenmantel angerufen hatte. Er hatte gejapst und irgend etwas von »zehn Minuten« gestammelt. Armer Brigadegeneral Lester-Smith – er bekäme bestimmt einen Herzinfarkt, wenn Clarice Whitcombe davon erführe, und doch hatte er nicht umhin gekonnt und war mit dem Handtuch um den Kopf an die Tür gerannt, nur für den Fall, daß sie auf der Schwelle stand. »Brigadegeneral«, setzte ich an – »vielleicht sollten Sie die Farbe jetzt auch noch drauflassen, bis die Polizei kommt. Es ist schließlich so etwas wie ein Alibi, oder nicht? Könnte doch sein, daß wir alle genau beschreiben müssen, was wir in der letzten Stunde gemacht haben. Obwohl, wenn sich herausstellt, daß Trina schon länger tot ist, spielt es natürlich keine Rolle.« Ich wandte mich wieder an Mrs. Malloy. »Wo bleibt die Polizei überhaupt?« »Wer?« »Die Polizei.«
»Oh – die.« Sie machte es sich wieder im Stuhl bequem. »Womöglich habe ich vergessen, sie anzurufen. Ist doch denkbar, daß ich eine Art Filmriß hatte. Bis zu dem Moment, an dem Sie aufgetaucht sind, kann ich mich kaum an etwas erinnern.« Ihre Schmetterlingslippen bebten, und das Rouge auf ihren Wangen zeigte erste Risse, so daß ich das Thema vorerst nicht weiter vertiefen wollte. Statt dessen stand ich auf und schaute mich selbst nach dem Telefon um, denn ich wußte, daß Mrs. Malloy einen Apparat in der Küche hatte. Als meine Fahndung erfolglos blieb, half Mrs. Malloy mir auf die Sprünge und sagte, es befände sich wahrscheinlich unter dem Teewärmer. Ich entdeckte den Teewärmer, der leer auf einem kleinen Tischchen thronte, und das Telefon dahinter. Während ich die Nummer der Polizei wählte, nahm der Brigadegeneral die Ginflasche an sich.
»Es ist vielleicht keine so gute Idee, wenn Sie jetzt etwas trinken, Mrs. Malloy«, sagte er. »Es könnte der Polizei einen falschen Eindruck vermitteln.«
»Was denn? Soll ich hier sitzen und stricken – angesichts einer Leiche, die ein Messer im Rücken hat?« schoß sie zurück. »Nein, aber Sie wollen doch bestimmt nicht, daß man denkt, Sie hätten gebechert, Mrs. Malloy.«
»Sehr verbunden, Brigadegeneral«, erwiderte Mrs. Malloy so kühl, wie sie nur konnte. »Ich wäre Ihnen zudem auch sehr verbunden, wenn Sie nicht länger wie ein Geist aus der Ginflasche herumstünden, sondern mir statt dessen einen ordentlichen Schluck eingießen
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