Der Puzzlemoerder von Zons
wollte? Er hoffte nicht.
Dietrich machte sich auf und lief zurück zu dem verfallenen Bauernhof, der ihm seit Wochen als Unterkunft diente. Dort legte er sich noch einmal die Seile und Kletterhaken für seinen nächtlichen Aufstieg zurecht. Jeder Schritt musste exakt geplant werden, da er bei völliger Dunkelheit auf den Turm steigen würde. Nur der Vollmond würde ihm Licht spenden. Zehn Haken hatte er in den letzten Wochen bereits unauffällig am Turm angebracht. An diesen würde er mühelos das Seil befestigen können. Sobald er oben war, musste er die Wachen überrumpeln. Er hoffte, dass es nicht mehr als zwei Soldaten waren, sonst würde er Probleme bekommen. Wenn die Wachen erledigt waren, würde er dass bewusstlose Mädchen mit einer Seilwinde hinauf auf den Turm ziehen. Zu diesem Zweck hatte er sich ein extralanges Seil besorgt. Da sie sein drittes Opfer war und für den hellsten Stern im Sternbild des Raben stand, welcher außerdem am nächsten zum Sternbild der Jungfrau lag, war ihre körperliche Anwesenheit für sein Ritual von größter Bedeutung. Bei seinen ersten beiden Opfern hatte eine Schale mit ihrem Blut ausgereicht. Das war natürlich wesentlich einfacher zu bewältigen gewesen. Dies hier würde Dietrichs Feuerprobe werden.
XXI .
Gegenwart
Emily war nervös. Der Kriminalkommissar Oliver Bergmann hatte sich mit ihr im Schloss-Café verabredet. Er wollte mehr zu ihren Recherchen über den Zonser Puzzlemörder erfahren. Eigentlich hatte sie ihm längst alle ihre Unterlagen zur Verfügung gestellt. Auf die Vergrößerungen der letzten Aufzeichnungen aus dem Notizbuch von Bastian Mühlenberg wartete sie selbst noch. Es gab eigentlich keine neuen Erkenntnisse. Um das Rätsel des damaligen Puzzlemörders lösen zu können, brauchte sie die Vergrößerungen. Oliver Bergmann hatte trotzdem auf diesem Treffen bestanden und Emily war etwas verwundert, aber auch angenehm überrascht.
Als sie die Tür des kleinen Cafés öffnete, konnte sie ihn direkt erkennen. Er saß über einen Tisch gebeugt da und lass angestrengt in einer Zeitung. Emily gefielen die leichten Stirnfalten, die sich dabei auf Olivers Gesicht bildeten. Sie gaben seinem sonst so jugendlich wirkendem Gesicht eine männliche Härte, die ihm gut stand. Emily näherte sich langsam seinem Tisch. Er blickte auf und ein strahlendes Lächeln überzog sein Gesicht, als er sie sah. Emily fühlte sich von diesem Lächeln magisch angezogen und grinste schüchtern zurück.
„Ich lese gerade Ihren neuen Artikel in der Rheinischen Post. Der ist wirklich sehr gut gelungen!“, sagte Oliver, während er Emily einen Stuhl zurecht rückte und sie mit einer Handgeste aufforderte, sich zu ihm zu setzen.
„Danke, aber im Wesentlichen ist es der Artikel, den ich Ihnen schon gegeben habe. Es sind nur noch ein paar sprachliche Verbesserungen vom Lektorat eingeflossen.“
„Wann bekommen Sie die Vergrößerungen des Tagebuches?“
„Ich hoffe, in den nächsten Tagen. Ich brauche die letzten Seiten von Bastian Mühlenbergs Tagebuch dringend für den dritten Teil meiner Reportage. So sehr ich mir auch den Kopf zerbreche, alleine bin ich bisher nicht auf die Lösung für das Puzzle gekommen.“
In diesem Moment klingelte Olivers Handy.
„Oliver Bergmann hier“, meldete er sich.
Das Labor war am anderen Ende der Leitung. Sie hatten die Faserspuren des Falles „Waldleiche“ mit denen der beiden Frauenleichen aus Zons endlich fertig analysiert und herausgefunden, dass sie identisch waren. Olivers Körper strömte Adrenalin aus. Endlich eine heiße Spur.
Vor ein paar Tagen wurde das Fluchtfahrzeug aus dem Fall „Waldleiche“, welches bei dem Mord an dem jungen Mann an einem Autobahnstück der A57 bei Neuss von mehreren Zeugen gesehen wurde, auf einem verlassenen Industriegelände bei St. Peter in der Nähe von Zons gefunden. Oliver erinnerte sich noch gut an seine wochenlangen und vergeblichen Recherchen zu dem Fluchtfahrzeug. Plötzlich war alles sehr schnell gegangen, weil das Fahrzeug mutterseelenallein auf einem riesigen Industriegelände stand und so schnell auffällig geworden war.
Offensichtlich hatte das Auto seinen Fahrer im Stich gelassen, denn der Verteiler hatte einen Kurzschluss gehabt. Oliver klapperte daraufhin mit Klaus zusammen alle örtlichen Taxidienste ab, um herauszufinden, ob sich ein Fahrgast von diesem Ort hatte abholen lassen. Tatsächlich wurden sie heute Morgen fündig. Ein Taxifahrer von „Taxi Hillmann“ aus Dormagen
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