Der Puzzlemoerder von Zons
Der Anführer hob zu einem riesigen Sprung an und stürzte sich auf Dietrich. Im selben Moment sprang sein Kompagnon um Dietrich herum und griff ihn von vorne an.
Dietrich stürzte nach vorne auf die Knie und griff blitzschnell zu seinem Messer. Doch ehe er es nach oben reißen und zum Schlag ausholen konnte, verhedderte er sich in den Seilen. Diesen Moment nutzte der Wolf, der vor ihm stand aus und sprang ihm an die Kehle. Ein unglaublich grässlicher Schmerz durchfuhr Dietrichs Körper, als der Wolf ein riesiges Stück aus seinem Hals herausbiss und ihm die Halsschlagader durchtrennte. Dietrichs Sinne schwanden, noch bevor er begreifen konnte, was gerade passiert war. Er starb, ohne auch nur eine einzige Sekunde an den Tod zu denken. Wortlos und ohne Abschied verließ Dietrichs Seele diese Welt. Die Wölfe schleppten die zerrissenen Einzelteile seines Körpers in den tiefen Wald und machten sich darüber her. Nur einen Tag später war von Dietrich Hellenbroich nicht mehr, als einzelne Knochen übrig geblieben. Alles andere hatten die Wölfe und andere hungrige Tiere gefressen.
XXIII.
Gegenwart
Gerade als Oliver auf dem Rückweg ins Revier war, rief sein Partner Klaus an. Dietrich Hellenbruch, der Archivar saß in Untersuchungshaft! Klaus hatte heute Morgen zwei Polizeibeamte ins Kreisarchiv geschickt, die noch einmal sämtliche Unterlagen auf Vollständigkeit untersuchen sollten. Als die Beamten anfingen, alte Kartons zu inspizieren, rastete der Alte völlig aus und ging auf einen der Beamten los.
...
Es war sein Lieblingsporträt, welches sie mit ihren schmutzigen Händen besudelt hatten. Dietrich hätte es schon vor Jahrzehnten an das Museum abgeben müssen. Er wusste, dass es ein uraltes Unikat war. Ein Original-Ölgemälde aus dem 15. Jahrhundert. Es zeigte ein junges Liebespaar aus Zons. Genauer gesagt, zeigte es Bastian Mühlenberg gemeinsam mit seiner Verlobten Marie Dünnbier.
Dietrich war vernarrt in dieses Porträt. Die tragische Geschichte um dieses Liebespaar hatte schon immer sein Herz gerührt. Es war einer der Gründe, warum er die Geschichte des Zonser Puzzlemörders in- und auswendig kannte. Auf keinen Fall wollte er dieses kleine Porträt verlieren. Er hatte es extra vakuumverpackt in der Dunkelheit aufbewahrt, damit es für ewig erhalten blieb und jetzt riss d ieser Trottel von Polizeibeamte die Verpackung auf, als handle es sich um ein ordinäres Buch oder ähnliches. In diesem Moment konnte Dietrich sich nicht länger beherrschen und versuchte wütend, dem Beamten das Porträt aus der Hand zu reißen.
Jetzt saß er hier in einem Verhörraum der Polizei und sah sich den zwei Kriminalbeamten gegenüber, denen er vor kurzem erst die Geschichte zum Zonser Puzzlemörder offengelegt hatte. Sie sahen ihn an, als ob er etwas verbrochen hätte. Dietrich atmete tief durch. Das konnte doch wirklich niemand verstehen. Er hatte ihnen geholfen, ihnen die Liste mit den Namen gegeben und jetzt wollten sie ihm zum Dank sein wertvollstes Eigentum stehlen.
„Herr Hellenbruch, erklären Sie uns doch bitte, warum Sie auf unseren Kollegen losgegangen sind?“, fragte der jüngere der beiden Beamten.
Dietrich ließ müde den Kopf sinken. Er würde gar nichts mehr sagen. Sie hatten ihm sein Gemälde gestohlen!
...
Oliver merkte schnell, dass es zwecklos war, aus dem Alten etwas herauszubekommen. Schlaff, mit hängendem Kopf saß er vor ihnen und hatte völlig abgeschaltet. Es sah fast so aus, als wäre er in eine tiefe Trance versunken. Oliver schüttelte den Kopf. Was hatte dieser kauzige Alte zu verbergen? Steckte er am Ende doch hinter den Morden?
Klaus versuchte wieder und wieder den Alten zum Reden zu bringen. Kommunikation war eine seiner Stärken. Das lag Oliver gar nicht. Er kam lieber gleich zum Punkt und hielt sich nur ungern mit langen Vorreden auf. Aber trotz aller Versuche scheiterte Klaus. Nach einer Stunde ließen sie Dietrich Hellenbruch zurück in seine Zelle bringen. Sie mussten wohl auf einem anderen Weg die Wahrheit herausfinden!
...
Endlich waren die Vergrößerungen da! Triumphierend hielt Emily den großen braunen Briefumschlag in ihren Händen. Schnell lief sie die Stufen zu ihrem kleinen Appartement nach oben und verschloss schnell atmend die Tür hinter sich. Sie schloss die Augen. Plötzlich kam ihr Oliver Bergmann in den Sinn. Es war schon über eine Woche her, dass sie sich mit ihm in dem kleinen Café um die Ecke getroffen hatte. Es war eine sehr nette Verabredung.
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