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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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lächelte, als der junge Mann eintrat. «Wie war’s denn heute in der Bank? Alles in Ordnung? Ist irgendetwas Ungewöhnliches passiert?»
    «Etwas Ungewöhnliches? Nein, Sir.»
    «Nun, so ist es wohl am besten. Alles wie immer. Ach ja, falls ich es vergessen sollte: Wenn du morgen reinfährst, würdest du wohl das Konto von Johnny Cunningham überprüfen und mir sagen, wie es da aussieht?»

4
    «Ach Ben, wie schön! Wie wunderschön!» Mimi Segal wirbelte herum wie eine Ballerina, die eine Pirouette dreht, die Arme ausgestreckt, den Kopf hoch erhoben, das blonde Haar im frischen Herbstwind wehend. Sie kniff vor dem Sonnengefunkel auf den tanzenden Wellen die Augen zu. «Da am Strand steht ein Schild mit der Aufschrift ‹Privat›. Heißt das, dies ist wirklich ein Privatstrand?»
    «Das nehme ich an», antwortete ihr Mann. «Das Grundstück reicht bis an den Strand hinunter, also muss der Strand wohl dazugehören. Die Häuser rechts und links haben jeweils einen Weg, der zu den kleinen Anlegestellen hinunterführt, daher vermute ich, dass der anschließende Strandabschnitt auch Teil des Grundstücks ist.»
    «Wie hast du es bloß gefunden? Und woher weißt du, dass es zu verkaufen ist?»
    Er lächelte ihr liebevoll zu. «Während du in Boston einkaufen warst, habe ich mir hier die Gegend angesehen.» Er war ein ganzes Stück älter als sie, fünfzig gegenüber ihren achtunddreißig, deswegen lag eine Andeutung von Väterlichkeit in seiner Zuneigung zu ihr. «Dieses Grundstück habe ich gestern entdeckt, als ich zum Leuchtturm rauswanderte.»
    «Aber woher weißt du, dass es zu verkaufen ist?», fragte sie hartnäckig.
    «Alles ist zu verkaufen, wenn man genügend dafür bietet.» Er wandte sich zu ihrem geparkten Wagen um und rief zu dem Chauffeur hinauf: «He, wissen Sie, wem dieses Grundstück gehört?»
    Der Chauffeur, den ihm die Rohrbough Corporation zusammen mit dem Wagen zur Verfügung gestellt hatte, schüttelte den Kopf. «Keine Ahnung, Sir.»
    «Na, in der Stadt wird es wohl jemandem bekannt sein», wandte Segal sich wieder an Mimi. «Komm, wir gehen den Strand entlang und sehen es uns einmal an.» Er legte ihr den Arm um die Taille, und weil sie größer war als er und stets befürchtete, das könnte ihm peinlich sein, legte sie ihren Kopf auf seine Schulter. Er war nur mittelgroß, sie aber war groß für eine Frau, groß wie ein Mannequin. Dies war ihre zweite Ehe, und sie hatte ihn kennen gelernt, nachdem sie sich von einem Alkoholiker-Ehemann hatte scheiden lassen. Als er andeutete, er wolle sie heiraten, hatte sie zunächst ihre Zweifel gehabt, vor allem, weil er mit siebenundvierzig Jahren immer noch Junggeselle war. Stimmte etwas nicht mit ihm? Warum hatte noch immer keine Frau sich ihn geschnappt? Er sah nicht schlecht aus. Im Gegenteil, sie liebte sein scharf geschnittenes, empfindsames Gesicht mit dem sensiblen Mund und der langen, schmalen Nase. Mit seinem stahlgrauen, dichten Haar fand sie ihn sogar sehr distinguiert. Also hatte sie zugestimmt – und es bisher nicht bereut.
    «Bist du auch sicher, dass du es willst, Ben?», erkundigte sie sich besorgt.
    «Was denn – hier ein Haus bauen?»
    «Ja, das – und, na ja, alles: Chicago verlassen, die Geldgeschäfte aufgeben, in die Herstellung gehen …»
    Er blieb stehen, um es ihr besser erklären zu können. «Man plant und manövriert, und dann, zieht man es durch und verdient eine Menge Geld. Aber die Hauptsache ist die große Genugtuung, die man dabei empfindet. Beim zweiten Mal empfindet man ebenfalls noch Genugtuung, aber so großartig ist es schon nicht mehr. Und dann, nach einer Weile, ist es nur noch ein Geschäft wie jedes andere. Weil man jetzt nämlich weiß, wie es gemacht wird. Es wird zur Routine. Gewiss, man kann viel Geld damit verdienen, aber das ist auch alles.»
    «Die meisten Leute würden sagen, das reicht.»
    Er nickte. «Sicher. Aber wenn du es nur benutzt, um noch mehr Geld damit zu verdienen, liegt doch wirklich kein Sinn mehr darin. Ich könnte es nicht ausgeben; das habe ich nie gelernt, jedenfalls nicht die Menge Geld, die ich verdient habe. Deswegen habe ich es dazu benutzt, weitere Geschäfte zu machen …»
    «Aber was machen andere Geschäftsleute denn?», erkundigte sie sich.
    «Manche stellen Waren her, andere transportieren sie, wieder andere verteilen sie, damit sie unter die Leute kommen. Das scheint mir weitaus lohnender zu sein.»
    «Du machst aber dasselbe wie Bert Richardson, und den hast du immer

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