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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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und Daves nachfolgender Vortrag fand höflichen Applaus.
    »Wie lang macht ihr das hier schon?« fragte er.
    »Oh, schon lang«, sagte Dick Kramer voll Eifer. »Kürzlich erst haben wir Gebetbücher bestellt. Aber Sie sehen ja, was wir am dringendsten brauchen: einen passenden Versammlungsraum und einen ständigen Rabbiner.«
    »Eben. Ich habe auch nicht angenommen, daß einzig ein plötzliches Interesse an Eisbären meine Einladung bewirkt hat«, bemerkte Dave trocken.
    »Wir sind jetzt schon fünfzig jüdische Familien in der Stadt«, sagte Ronnie. »Wir brauchen eigentlich nur ein kleines Holzhaus, das billig zu haben ist und das wir zweckentsprechend adaptieren können. Der Rabbiner wird schon nicht soviel kosten. Seinen Beitrag kann hier jeder zahlen.«
    »Könnte die Gemeinde genug aufbringen, um alles das zu finanzieren?« fragte Dave, der wohl wußte, daß sie alle miteinander dazu nicht imstande waren, denn sonst wäre er ja gar nicht erst geladen worden.
    »Wir würden ein paar Geldgeber brauchen, Leute, die genügend auf den Tisch legen können, daß es für die ersten Jahre reicht«, sagte Ronnie. »Ich könnte einen Teil übernehmen. Wenn Sie sich für die andere Hälfte verpflichten, können wir anfangen.« »Wieviel?«
    Levitt hob die Schultern. »Fünf-bis zehntausend.«
     
    Dave tat, als denke er scharf nach. »Ich bin da anderer Meinung«, sagte er schließlich. »Mir gefällt diese Art Gottesdienst recht gut, und ich würde gelegentlich auch gern wiederkommen. Aber man soll nichts überstürzen. Warten wir doch lieber, bis die Gemeinde größer geworden ist, so wird sich dann keiner zurückgesetzt fühlen, weil jeder den gleichen Betrag für den Hauskauf und die Anstellung des Rabbiners bezahlt.«
    Dicht gedrängt umstanden sie ihn und trugen, wie sie sich nun zögernd zum Gehen wandten, alle den gleichen Ausdruck der baren Enttäuschung auf den Gesichtern.
    Samstagabend gewann Schoenfeld hunderteinunddreißig Dollar beim Pokern. »Wie wird sich die neue Fabrik auf unsere Arbeiterschaft auswirken?« fragte er.
    »Überhaupt nicht«, sagte der Richter.
    »Laßt sie nur noch ein paar Fabriken hier bauen, dann werdet ihr schon sehen, was die Arbeiter mit uns machen«, sagte Dave. Nance Grant biß die Spitze von einer dicken schwarzen Zigarre ab und spuckte sie auf den Boden. »Es kommt sonst keine. Wir lassen gerade so viel herein, daß wir mit den ungelernten Leuten keine Schwierigkeiten haben.«
    Schoenfeld wunderte sich. »Seit wann gibt's bei uns Schwierigkeiten?
    Und womit?«
    Der Richter legte ihm die gepflegte Hand leicht auf den Arm. »Du warst lange auswärts, Daveyboy. Die verdammte Regierung gibt uns allerhand aufzulösen. Wird uns gar nicht schaden, Freunde um uns zu haben, die uns gegen die Sozialisten beistehen.«
     
    »Auch unsere Spesen werden immer höher«, sagte Nance. »Wäre nur recht und billig, sie zu teilen.«
    »Was für Spesen?«
    »Na, Billy Joe Raye zum Beispiel, der Prediger. Mit Pech und Schwefel und Handauflegen.«
    »Ein Gesundbeter?« fragte Schoenfeld. »Warum für so etwas Geld ausgeben?«
    Der Sheriff räusperte sich. »Verdammt will ich sein, wenn er die Leute nicht besser für uns auf Vordermann hält als der billigste Schnaps.«
    Schoenfeld lehnte einen von Nances Stumpen dankend ab und zog eine Havanna aus der Brusttasche. »Alles schön und gut«, sagte er, während er den Versammelten den Rauch ins Gesicht blies und die Asche länger wurde. »Aber ein Prediger? Das kann doch kein Haus kosten.«
    Der Richter sah ihn überlegen an. »Hunderttausend.« Daves Verblüffung brachte alle zum Lachen.
    »Das Zelt für seine Meetings kostet einschließlich Klimaanlage beinahe allein schon so viel«, sagte Sunshine. »Und die Sendegebühren. Und das Fernsehen.«
    »Dabei zahlen wir ihm ohnehin nur einen Hungerlohn, gemessen an den Einkünften, die er aus seinen Kollekten bezieht«, sagte Nance.
    »Und je stärker diese Stadt ihren Ruf als gottesfürchtige Gemeinde ausbaut, desto billiger kommen wir weg.«
    »Verdammt noch mal, da gibt es nichts auszubauen«, sagte der Richter. »Das ist eine gottesfürchtige Gemeinde, wenn doch sogar schon die Juden ihre Gebetsmeetings abhalten.« Keiner erwiderte etwas. »Entschuldige, Dave«, sagte er höflich.
    »Keine Ursache«, sagte Schoenfeld leichthin.
    Aber noch am selben Abend rief er Ronnie Levitt an. »Die Geschichte mit dem Tempel geht mir nicht aus dem Kopf«, sagte er.
    »Ich glaube, wir sollten uns noch einmal

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