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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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und begann sich trockenzureiben. Ihr Gesicht war sehr rot von der Sonne.
    »Geben Sie mir die Lotion«, sagte er. Diesmal gab sie nach, und er rieb ihr Stirn, Wangen und Nacken ein. Ihre Haut war warm und elastisch, und er massierte sie noch lange, nachdem von der Lotion schon keine Spur mehr übrig war.
     
    Langsam gingen sie nach The Sands zurück; als sie ankamen, dämmerte es bereits. Im Gehölz reichte sie ihm die Hand. »Es war ein sehr schöner Nachmittag, Mike.«
    »Kann ich Sie heute abend noch treffen? Wir könnten in die Stadt ins Kino gehen.«
    »Ich muß morgen zeitig aufstehen.«
    »Dann gehen wir einfach ein Stück spazieren.«
    »Nicht heute abend.«
    »Morgen abend.«
    »Überhaupt nicht am Abend«, sagte sie entschlossen. Dann zögerte sie. »Ich bin am nächsten Dienstag wieder frei. Ich würde sehr gern wieder mit Ihnen an den Strand gehen.«
    »Also doch eine Verabredung.« Er blieb stehen und sah ihr nach, wie sie den Fußpfad hinaufschritt, sah ihr nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Sie hatte einen so schönen Gang... Er konnte nicht eine ganze Woche warten. Am Mittwoch lud er sie wieder für den Abend ein und erhielt eine entschlossene Abfuhr. Am Donnerstag antwortete sie mit einem knappen »Nein«, in dem Zorn und Tränen mitschwangen, und er trollte sich, schmollend wie ein Kind. In der Nacht darauf konnte er nicht schlafen. Eine Bemerkung, die sie vor zwei Tagen gemacht hatte, kehrte in seiner Phantasie wieder und wieder: der Hotelstrand, wo sie schwimmen ging, wenn alles schlief.
    Er versuchte, den Gedanken wegzuschieben, erinnerte sich daran, daß Ellen ihre Bemerkung später als belanglosen Witz dargestellt hatte, aber das beschäftigte ihn nur noch mehr. Der Witz war wirklich sinnlos, und Ellen war nicht das Mädchen, das Unsinn daherredet.
    Gegen ein Uhr nachts stand er auf, zog Jeans und Tennisschuhe an.
    Er verließ die Unterkunft und ging den Fußpfad hinunter, am Hotel vorbei, auf den dunklen Strand zu. Als er ihn erreicht hatte, zog er die Tennisschuhe aus und trug sie in der Hand. Ellen hatte recht gehabt: der Sand war weich wie Seide.
    Die Nacht war wolkenverhangen, aber sehr schwül. Wenn sie wirklich kommt, dachte er, dann ans äußerste Ende des Strandes, möglichst weit weg vom Hotel. Er ging zu dem Podest für die Badeaufseher und setzte sich dahinter in den weichen Sand. The Sands war ein Familienhotel mit keinem nennenswerten Nachtbetrieb. Aus einigen Fenstern fiel noch gelbliches Licht, aber während er wartete, wurde eines um das andere dunkel, wie Augen, die sich zum Schlafen schließen. Er saß da und lauschte dem Wasser, das zischend auf den Sandstrand lief, und fragte sich, was er hier eigentlich verloren habe. Er verspürte ein heftiges Bedürfnis, zu rauchen, aber er fürchtete, irgend jemand könnte das Aufleuchten des Streichholzes oder das Glühen der Zigarette bemerken.
    Manchmal nickte er ein wenig ein und riß sich jedesmal wieder hoch zu verdrossener Wachsamkeit.
    Aber schon nach kurzer Zeit fühlte er seine Ungeduld schwinden. Es war angenehm, hier zu sitzen und mit den Zehen Löcher in den seidigen Sand zu graben. Es war eine Nacht, in der auch die Luft weich war wie Seide, und Michael wußte, daß sich das Wasser ebenso anfühlen würde. Er dachte über vieles nach, nicht über irgendein spezielles Thema, sondern über das Leben als solches, über sich selbst und New York und Columbia und die Familie und Sexualität und Bücher, die er gelesen, und Bilder, die er gesehen hatte - und das alles völlig entspannt, friedlich und angenehm. Es war sehr dunkel.
    Er war schon lange, lange so gesessen, als er ein leises Geräusch vom Wasser her vernahm und plötzlich erschrak: vielleicht war sie schon da, und er hatte es nicht bemerkt. Er stand auf und ging auf das Ge-räusch zu und wäre beinahe auf drei Sandkrabben gestiegen. Im letzten Augenblick wich er ihnen aus, aber seine Anwesenheit beunruhigte sie mehr als ihn die ihre, und sie verschwanden in der Finsternis.
    Sie kam ans Wasser, kaum dreieinhalb oder viereinhalb Meter von der Stelle entfernt, wo er kniete und den enteilenden Krabben nachsah. Der Sand hatte ihre Schritte gedämpft, so daß er sie erst bemerkte, als sie den Strand schon fast überquert hatte. Er wagte nicht, zu rufen, aus Angst, sie zu erschrecken, und als er sich endlich entschlossen hatte, war es zu spät.
    Er hörte den Ton vom Öffnen eines Reißverschlusses und dann das Rascheln von Kleidern, hörte, wie die raschelnden

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