Der Rabbi
mein Liebes. Für dich und mich. Nach dem Baden.«
»Bist ein genialer Junge! «
Sie schwammen, und dann standen sie im Wasser und küßten einander und berührten einander und erzählten einander flüsternd von ihrer Liebe; dann gingen sie hinauf zum Strand. Er hatte sich auf den Wein verlassen, aber dann stieß er auf keinen Widerstand, als er ihr das Badetrikot auszog; er hatte die Reißverschlußtasche noch nicht geöffnet.
»Bitte nicht, Michael«, sagte sie verträumt, als er ihr das Trikot über die Hüften streifte.
»Bitte«, flüsterte er. »Bitte! « Entschlossen wehrte ihre Hand die seine ab. Sie küßte ihn, und die Spitzen ihrer Brüste berührten seine Haut.
»Mein Gott«, sagte er. Seine Hand umschloß ihre weiche, warme Brust. »Nur ausziehen«, sagte er. »Nichts weiter. Ich will nichts, als mit dir nackt sein.«
»Bitte, nicht bitten«, sagte sie.
Er wurde wütend. »Wofür hältst du mich eigentlich?« sagte er.
»Wenn du mich wirklich liebst -«
»Hör auf - stell uns nicht diese Bedingung!«
Aber während sie es sagte, waren ihre Hände an ihren Hüften beschäftigt, und das Badetrikot fiel nieder auf den Sand.
Seine Hände waren klamm vor Erregung, als er die Schwimmhose auszog. Nackt lagen sie nun im weichen Sand. Ellens bebender Körper war in der Dunkelheit voll von Geheimnis. Michael hatte die Hände um ihre Hinterbacken gelegt, sie fühlten sich glatt und fest an und viel kleiner, als er sie sich vorgestellt hatte. Sie sperrte sich, und er keuchte an ihrem Mund.
Er konnte nicht sprechen. Er versuchte, sie zu berühren, aber sie wehrte ihn ab. »Nicht jetzt. Bitte, nicht jetzt.«
Er konnte es nicht glauben. Am liebsten hätte er geheult, sie geschlagen und ihr Gewalt angetan. Seine Finger gruben sich in ihre Schultern. »Nicht jetzt? Wann denn? Wann, um Himmels willen?«
»Morgen nacht.«
»Und was wird morgen anders sein als heute?«
»Versuch es zu verstehen, bitte!«
Er schüttelte sie an den Schultern. »Was, zum Teufel, gibt es da zu verstehen?«
»Ich weiß nichts über Sex. Fast nichts.«
Sie sagte es so leise, daß er sie kaum verstehen konnte. Sie zitterte derart, daß er den Wunsch fühlte, sie still in den Armen zu halten, bis dieses schluchzende Zittern aufhörte - er schämte sich ein wenig und hatte Angst. Er bettete ihr Gesicht an seine Schulter.
»Ist das dein Ernst, Ellen?«
»Ich möchte, daß du es mir sagst. Alles. Daß du mir ganz genau sagst, wie es sein wird. Laß nichts aus. Dann will ich darüber nachdenken, jeden Augenblick von jetzt bis morgen. Dann werde ich soweit sein.«
Er stöhnte. »Ellie.«
»Sag es mir«, bat sie. »Bitte, sag es mir.«
So lagen sie beieinander, nackt in der Dunkelheit, und ihre Lippen berührten seine Schulter, und seine Hand streichelte vorsichtig über die schöne Senke ihres Rückens, die relativ am wenigsten erregende Stelle für eine Berührung, die er finden konnte. Er schloß die Augen und begann zu reden. Er redete lange. Als er zu Ende war, lagen sie noch eine Weile reglos.
Dann küßte sie ihn auf die Wange, hob ihren Badeanzug auf und lief davon.
Er blieb liegen, noch lange nachdem das Zischen der Dusche verstummt war. Dann holte er die Weinflasche aus der Tasche und watete in die Brandung hinaus. Der Sherry schmeckte nach Kork.
Er hatte den Wunsch, eine broche zu sagen, aber er fürchtete, das könnte ein Sakrileg sein. Die warme Flut spülte um sein nacktes Geschlecht, und er fühlte sich sehr heidnisch. Er tat einen langen Zug aus der Flasche und goß dann ein wenig Wein in die See: ein Trankopfer an die Götter.
Sie hatte recht gehabt: der Gedanke an das, was in der kommenden Nacht geschehen sollte, war quälend und doch zugleich überaus lustvoll. Michael befand sich in einem Zustand ekstatischer Unruhe, während er am Morgen im Anrichteraum darauf wartete, einen ersten Blick auf Ellen zu erhaschen.
Wie mochte sie auf seinen kleinen Aufklärungsvortrag reagiert haben? Hatte er sie abgestoßen, ihre Angst noch gesteigert? Sobald er ihrer ansichtig wurde, wußte er, daß alles in Ordnung war. Sie kam eilig herein, um ein Tablett mit Orangenjuice zu holen, und stand nur da und sah Michael an. Ihr Blick war sehr sanft und sehr warm, und sie schenkte ihm ein kleines verschwörerisches Lächeln, ehe sie mit ihrem Tablett davonlief.
Plötzlich bemerkte er, daß die Avocados, die er schnitt, voll Blut waren.
Dann wurde alles wirr und verschwommen. Er hatte sich in den linken Zeigefinger
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