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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Männern und der Frau aus, aber alles, was er von ihnen entdeckte, war ein leerer Bierkarton unter dem Baum, wo sie vorhin getrunken hatten.
    Die Heimfahrt dauerte länger als gewöhnlich, denn Max hatte vorn keinen Reißverschluß an der Unterhose; so wählte er nur die schlecktest beleuchteten Straßen und verschwand zweimal im Gebüsch am Straßenrand, weil Autos entgegenkamen. Müde und zerkratzt, verstaute er endlich die Fahrräder im Dunkel der Garage. Er drehte das Licht nicht an, denn die Garagenfenster hatten keine Vorhänge.
    »Ich werde bestimmt nicht in die Harmonika spucken«, versprach Rachel, während sie in der Zufahrt stand und sich kratzte. »So mach schon«, sagte sie gähnend. »Ich möcht ein Glas Milch.«
    Max war schon daran, ins Haus zu gehen, als der Klang sich nähernder Schritte ihn wie angewurzelt erstarren ließ. Es waren leichte weibliche Schritte, und er hatte sie erkannt, noch ehe er Dessamae Kaplans Stimme hörte.
     
    »Rachel? Was machst du da heraußen? Wo ist denn Max?« 
    »Wir waren schwimmen und radfahren. Ich habe meinen Pyjama an, und Max nur seine Unterwäsche. Sieh mal!«
    Damit knipste sie das Licht an, und Max stand in seinen verdreckten gelben Unterhosen wie angezwurzelt auf dem ölfleckigen Garagenboden, mit beiden Händen sein Geschlecht bedeckend, während die Liebe seines Lebens quiekend ins Dunkel entfloh.
    All dies erzählte Max Rabbi Kind, als sie den folgenden Freitagabend auf dem Weg zum Tempel waren.
    Und nun, drei Monate danach, am Tische sitzend, wo sein eigener Geburtstagsbrief, die Glückwunschkarten und Geschenke vor ihm aufgebaut standen, dachte Michael an jenen Geburtstag seines Sohnes und schrieb seiner Frau einen Brief ins Krankenhaus, das jenen Strand überschaute, wo Max seinen Gott gefunden und seine Hosen verloren hatte.

3
    An einem Winterabend - der Nordost wehte die riesigen Flocken beinahe waagrecht vor sich her - trug der Rabbi drei Armvoll Brennholz aus dem hinteren Schuppen ins Haus und machte Feuer, wobei er das Holz viel zu hoch aufschichtete, so daß die Hitze den Raum beinahe versengte. Dann mischte er sich einen doppelten Whisky-Soda, nahm das Buch Berakoth zur Hand und verlor sich in die Spitzfindigkeiten des Babylonischen Talmuds wie in einen Traum.
    Schon lange hatte er nicht solch einen Abend verbracht. Er las bis nach elf und unterbrach seine Lektüre nur, um Holz nachzulegen und seinen Kindern gute Nacht zu wünschen.
    Dann, gähnend und sich streckend, machte er sich an seine tägliche Korrespondenz.
    Der junge Jeffrey Kodetz erbat da ein Leumundszeugnis, das er seinem Aufnahmegesuch in das Massachusettes Institute of Technology beilegen sollte. Wenn er damit zuwartete, bis er es seiner Sekretärin Dvora Cantor diktieren konnte, blieb es ewig liegen. So setzte er sich hin und schrieb ein erstes Konzept, das er ihr anderntags zur Reinschrift geben konnte.
    Ein weiterer Brief kam von der Absolventenvereinigung des Columbia College, des Inhalts, daß sein Jahrgang in achtzehn Monaten das fünfundzwanzigste Jubiläum feiern werde. Zuzüglich seiner Anmeldung erbat man von ihm innerhalb der nächsten drei Monate auch einen Lebenslauf, der in der Festschrift zur Fünfundzwanzig-Jahr-Feier gedruckt werden sollte.
     
    Er las ein zweites Mal und schüttelte verwundert den Kopf: war das wirklich schon fünfundzwanzig Jahre her?
    Er war zu müde, um noch irgend etwas zu schreiben, außer einem Brief an Leslie. Als er das Kuvert zugeklebt hatte, entdeckte er, daß er keine Marken mehr hatte, und das war unangenehm, da er die Briefe an sie allmorgendlich auf dem Weg zum Frühgottesdienst aufgab, zu einer Zeit, da das Postamt noch geschlossen war.
    Da fiel ihm ein, daß Max für gewöhnlich Marken in seiner Brieftasche hatte. Er ging in das Zimmer seines Sohnes und fand ihn in tiefem Schlaf, lang ausgestreckt im Bett und leise schnarchend. Die Decke hatte sich verschoben, ein nacktes Bein hing auf den Fußboden. Sein Pyjama war zu kurz, und Michael stellte belustigt fest, daß die Füße seines Sohnes allmählich riesige Dimensionen annahmen.
    Die Hosen, ohne übertriebene Sorgfalt an den Aufschlägen befestigt, hingen im Schrank. Michael suchte und fand die Brieftasche. Sie war vollgestopft mit allerlei merkwürdigen, abgegriffenen Papieren. Michaels Finger, die nach dem Markenheft tasteten, griffen etwas anderes: einen kleinen, länglichen, in Stanniol verpackten Gegenstand. Michael wollte nicht glauben, was er da ertastet hatte, so ging

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