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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ohne Rauschzustand.
    Fry wählte ihre Festnetznummer zu Hause, doch schließlich ertönte ihre eigene Stimme auf dem Anrufbeantworter. Das hieß nicht, dass Angie nicht da war – vielleicht hatte sie einfach
keine Lust, ans Telefon zu gehen. Schade, dass sie kein eigenes Handy hatte. Einen Moment lang dachte Fry darüber nach, ihr eines zu kaufen. Sie ging davon aus, dass es kein Problem wäre, ein zusätzliches Gerät auf ihren Vertrag anzumelden. Doch damit würde sie ihre Schwester behandeln wie ein Kind.
    Fry ertappte sich dabei, dass sie sich wie eine neurotische Mutter das Schlimmste ausmalte: Dass Angie noch immer im Sessel in der Grosvenor Avenue saß, auf einem Stück Aluminiumfolie weißes Pulver erhitzte und die Dämpfe durch ein Röhrchen inhalierte. »Blech rauchen« oder »chinesen« – sagte man noch immer so dazu? Natürlich gab es in Edendale wie in jeder englischen Stadt Drogendealer, die ihre Ware zum Verkauf auf der Straße mit Glukose, Mehl, Kreide oder sogar Talkumpuder streckten. Doch im Zuständigkeitsbereich der E-Division spielten sie keine so große Rolle und waren sie nicht so gut organisiert wie in den Großstädten, wo vor kurzem asiatische Banden Einzug gehalten hatten, um mit den Osteuropäern zu konkurrieren.
    Angie mochte zwar inzwischen clean sein, doch was Fry am meisten beunruhigte, war die Frage, woher ihre Schwester hundert Pfund pro Tag oder mehr bekommen hatte, um ihrer Sucht zu frönen. Und von wem sie sich den Stoff besorgt hatte.
     
     
    Ben Cooper stand vor dem Grab und las die Inschrift: Hier ruht in Frieden … begann sie. Allerdings lauteten so fast alle Inschriften. Doch stimmte es in diesem Fall auch?
    Alte Friedhöfe hatten nach Coopers Empfinden immer etwas Geschichtsträchtiges. Das lag an der Vorstellung, dass etliche Generationen derselben Familien gemeinsam unter seinen Füßen verwesten. Die Grabsteine um ihn verrieten, dass hier im Lauf der Jahrhunderte Dutzende von Eyres und Thorpes, Proctors und Fieldings begraben worden waren.
    Die Church of St. Michael and All Angels stand hoch über
Hathersage neben einem Erdwall, den dänische Eroberer errichtet hatten. Ein Energieversorgungsunternehmen hatte vor den Toren der Kirche ein Loch in die Straße gegraben, und es hatte stark nach Gas gerochen, als sie aus dem Wagen gestiegen waren. Wenigstens konnte man hier oben mobil telefonieren. In vielen Gegenden des Hope Valley hatte man nie Empfang.
    Murfin hatte ein Schinkensandwich aus der Tasche hervorgeholt. Er ließ einige Krümel auf das Grab fallen wie ein trauernder Angehöriger, der bei einer Beerdigung die erste Hand voll Erde verstreut, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Die Inschrift auf dem Grabstein fiel aus der Reihe: Hier ruht Little John, der Freund und Lieutenant von Robin Hood .
    »Gibt es dafür irgendwelche Beweise ?«, witzelte Murfin. »Ich meine, wurde eine DNA-Untersuchung gemacht?«
    Zwischen den neueren Gräbern auf der Westseite der Kirche sahen sie eine Frau mit kurzem blonden Haar im roten T-Shirt. Sie trug gelbe Gummihandschuhe und kehrte einen Grabstein mit etwas ab, das aussah wie ein Kaminbesen. Hin und wieder bückte sie sich, um Unkraut zu jäten.
    »Bist du sicher, dass sie das ist?«, wollte Murfin wissen.
    »Sonst ist niemand hier. Und die Beschreibung der Nachbarn passt auf sie.«
    »Okay, dann unterhalten wir uns mit ihr.«
    »Nein, wir sollten warten, bis sie fertig ist«, sagte Cooper.
    »Warum?«
    »Sie pflegt das Grab ihres Mannes, Gavin.«
    »Stimmt. Und du möchtest sie nicht stören, während sie sich amüsiert. Ich nehme an, sie wird jeden Moment anfangen zu singen und einen kleinen Tanz aufführen.«
    »Gavin …«
    »Ja?«
    »Hast du zurzeit zufällig Eheprobleme?«
    »Probleme? Nein, alles läuft nach Plan. Ich werd in ein oder
zwei Jahren ins Gras beißen, und Jean und die Kinder werden die Versicherungssumme kassieren. Dann sind alle zufrieden.«
    Die Frau im roten T-Shirt richtete sich auf, wischte sich die Hände ab und ging zwischen den Grabsteinen hindurch. Von vorn sah man ihr eher an, dass sie auf die siebzig zugehen musste.
    »Wer von uns führt die Unterhaltung?«, erkundigte sich Murfin.
    »Ich glaube, das mache lieber ich. Könnte sein, dass man vorsichtig mit ihr umgehen muss.«
    »Das dachte ich mir auch.«
    Als die Frau näher kam, warf sie den beiden Polizisten einen Blick zu, da sie vermutlich gemerkt hatte, dass sie von ihnen beobachtet worden war. Sie trug eine Plastiktüte mit ihren

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