Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
beobachtet hatte.
»Vielen Dank, Gavin«, sagte Fry. »Wir werden uns mal umsehen, da wir schon hier sind. Ben, warum siehst du nicht mal unter der Pergola neben dem Haus nach?«
Cooper blickte in die Richtung, in die sie deutete. »Laubengang nennen wir das hier.«
Der Laubengang führte am Garten von Nummer 14 entlang und an einer Reihe von Häusern vorbei, die im rechten Winkel dazu standen. In einige der Gebäude war Geld investiert worden: Vordächer waren angebaut, und Einfahrten waren angelegt worden. Unter den Dachvorsprüngen befanden sich Satellitenschüsseln. Hier gab es eine Wunschbrunnen-Attrappe, dort ein paar gepflasterte Quadratmeter als Wohnwagenstellplatz.
Cooper konnte von hier aus in Mrs. Quinns Garten sehen. In den Blumenbeeten standen weitere Zierfiguren aus Beton: Eichhörnchen, Hasen, ein Dachs, ein Otter und ein riesiger Frosch. Der Weg endete fast unmittelbar gegenüber vom Bahnhof.
Auf dem langen Abhang in Richtung Surprise View im Osten sah er Hathersage Booths und Throstle Nest.
Als er sich umdrehte, um zurückzugehen, bemerkte er, dass Fry ihn zu sich winkte. Ein Streifenwagen hatte angehalten, und zwei uniformierte Polizisten bezogen vor Nummer 14 Stellung. Sie würden bald eine Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
»Gavin hat mit einer Nachbarin gesprochen«, sagte Fry. »Sie hat gesagt, dass Mrs. Quinn am Dienstagvormittag immer das Grab ihres Mannes pflegt. Ihr beiden könnt ja zur Kirche hinaufgehen und sie suchen. Ich unterhalte mich inzwischen mit den Nachbarn. Ich nehme an, du kennst den Weg, Ben.«
Nachdem Diane Fry Cooper und Murfin losgeworden war, ließ sie die beiden Polizisten am Tor zu Nummer 14 stehen und brachte einige Zeit damit zu, mit jedem zu sprechen, den sie in der Moorland Avenue zu Hause antraf, wobei sie ein Portraitfoto von Mansell Quinn in Verwahrungshaft benutzte, um Erinnerungen wachzurufen.
Sie fand zwei Anwohner, die sich aufgrund des Mordfalls von 1990 an Quinn erinnerten, doch beide versicherten ihr voller Überzeugung, dass er im Gefängnis sei und dort für den Rest seines Lebens bleiben werde. Es war erstaunlich, wie sicher sich gesetzestreue Bürger waren, dass lebenslänglich auch tatsächlich lebenslänglich bedeutete. Nach all den Jahren doppelzüngigen Geredes glaubten sie noch immer, dass die Bedeutung eines Wortes dieselbe war wie diejenige, die im Wörterbuch stand. Doch Fry wusste es besser. Im Polizeidienst lebten sie in Orwells 1984 , und zwar seit... na ja, mindestens seit den 1990er-Jahren.
Plötzlich verspürte sie ein starkes Bedürfnis zu wissen, was Angie gerade tat. Als sie am Morgen ihre Wohnung verlassen hatte, wollte ihre Schwester spazieren gehen oder einen Bus in die Stadt nehmen, um sich dort umzusehen. Doch sie hatte
nur davon gesprochen. Angie hatte halb bekleidet mit angezogenen Knien im Sessel gesessen und sich die Zehennägel lackiert. Sie hatte verschlafen ausgesehen, ja sogar zufrieden, was natürlich nur daran gelegen hatte, dass sie noch nicht lange wach war.
Angie hatte von Anfang an darauf beharrt, dass sie jetzt clean sei, weil sie in Sheffield eine Entziehungskur hinter sich gebracht hatte. Doch Misstrauen war eine Gewohnheit, mit der sich nur schwer brechen ließ. Fry fühlte sich jedes Mal schuldig, wenn sie sich dabei ertappte, wie sie das Verhalten ihrer Schwester nach Anzeichen für Euphorie, Schläfrigkeit, Artikulationsschwierigkeiten oder Unaufmerksamkeit überprüfte, oder wenn sie feststellte, dass sie Angie nicht in die Augen sehen konnte, ohne nach verengten Pupillen Ausschau zu halten.
Obwohl Fry Abhängigkeit verabscheute, versetzte sie der Gedanke, ihre Schwester unter Entzugserscheinungen leiden sehen zu müssen, wenn sie auf einen Schuss verzichten musste, in Angst und Schrecken. Die Tatsache, dass Angie ihr eigenes Fleisch und Blut war, machte einen Unterschied, der jeder Logik widersprach. In gewisser Weise hätte Fry lieber Anzeichen dafür bemerkt, dass ihre Schwester nach wie vor Drogen nahm, als sie in dem Zustand sehen zu müssen, den sie bereits bei Abhängigen auf Entzug beobachtet hatte. Sie hatte viele von ihnen gesehen, sowohl damals in Birmingham als auch in den Verwahrungszellen in der West Street. Binnen weniger Stunden nach ihrer Verhaftung verfielen sie von Ruhelosigkeit in Depressionen, litten unter Erbrechen, Durchfall und Muskelkrämpfen und bekamen Schüttelfrost oder Schweißausbrüche. Und dann fingen sie an, nach Methadon zu schreien. Schmerzlinderung
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