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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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doch es drang nur der Geruch von Kerzen und Aromatherapieölen
in den Wagen. Und seltsamerweise der Gestank von Fisch.
    »Denkt dran, dass wir die alte Mrs. Quinn wahrscheinlich mit Samthandschuhen anfassen müssen«, sagte Fry. »Jede Mutter ist davon überzeugt, dass ihr geliebter Sohn keiner Fliege was zuleide tun könnte.«
    »In diesem Fall ist der geliebte Sohn allerdings ein verurteilter Mörder«, erwiderte Murfin und neigte dabei den Kopf, um ihr im Rückspiegel einen Blick zuzuwerfen.
    »Das macht keinen Unterschied, Gavin. Dann ist sie eben der einzige Mensch auf der Welt, der den Mistkerl für unschuldig hält.«
    Als Cooper sich nach der gesuchten Straße umsah, fielen ihm verschiedene Beispiele dafür ins Auge, was man seiner Ansicht nach als Gemeinde-Kunst hätte bezeichnen können. Ein Bushäuschen war zur »Hathersage-Reisemaschine« umgebaut und mit Rädern und Fotos exotischer Ziele dekoriert worden. Auf der anderen Straßenseite standen aus Karton ausgeschnittene Figuren an einer Gartenmauer aufgereiht. Sie erinnerten ihn an die Ziele auf dem Schießübungsplatz der Polizei. Dann sah er, dass einige der Menschen bei dem Bushäuschen in Wirklichkeit an einem Fisch-Verkaufswagen anstanden. Eine Schüssel unter der Heckklappe fing das tauende Eis auf, das den Fisch auf dem Weg vom Hafen von Grimsby an der Ostküste hierher frisch gehalten hatte.
    »Kurbel das Fenster wieder hoch, Ben«, sagte Fry. »Hier stinkt’s nach Schellfisch.«
    »Entschuldigung. Jetzt hab ich’s.«
    Essen war in Gegenwart von Gavin Murfin ein gefährliches Thema. Cooper hatte bereits das indische Restaurant auf der anderen Straßenseite bemerkt. Ihm war nach Chicken Dhansak zumute, doch er behielt den Vorschlag für sich.
    »Okay, ich hab’s«, sagte er. »Du musst umdrehen, Gavin.«

    Enid Quinn wohnte in einer kleinen Siedlung in einer Nebenstraße der Mill Lane. Die alte Mühle war noch weitgehend intakt, wenngleich Holundersträucher aus ihrem Schornstein wuchsen. Cooper erinnerte sich, dass Hathersage einst eine Hochburg der Nadelindustrie gewesen war und Menschen aus der Region an den Schleifsteinen gearbeitet hatten, die ihre Lungen mit Stahlstaub verschmutzten. Inzwischen erinnerte man sich nur noch deshalb an diesen Industriezweig, weil die Bedingungen in den Mühlen zu einem Gesetz geführt hatten, das es verbot, Kinder als Schleifer einzustellen.
    Das ursprüngliche Mill Cottage stand zwischen Steintrögen, die mit Geranien bepflanzt waren. An seinen Wänden wuchsen Kletterrosen, deren rosafarbene und gelbe Blütenblätter auf einen mit Steinplatten gepflasterten Weg fielen. Eschen wogten und knarrten in der Brise, während ein Zug mit Zement-Wagons über eine Eisenbahnbrücke aus dem neunzehnten Jahrhundert rumpelte.
    Und dann gab es dort noch die Moorland-Wohnsiedlung. Die Häuser waren nicht gerade neu – zumindest waren sie nicht in den letzten zwei Jahrzehnten erbaut worden. Somit gab es die Siedlung schon fast Coopers ganzes Leben lang, ohne dass er etwas von ihrer Existenz geahnt hätte. Bislang hatte er von Hathersage nur das gesehen, was auch die Touristen besichtigten: die historischen Gebäude, den Kirchturm, die Sandsteingrate in der Ferne.
    »Sieht so aus, als wären wir hier in einer Eigenheimgegend«, sagte Murfin.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Die ersten beiden Häuser hatten Mansardenfenster. Im sozialen Wohnungsbau sieht man so etwas nicht.«
    Im Führerhaus eines Pritschenwagens, dessen Tür mit dem Namen einer Hausverwaltungsfirma beschriftet war, saß ein Mann im blauen Overall und rauchte eine Zigarette. Murfin hatte Recht: Die Siedlung bestand heutzutage sicher nur noch
zum Teil aus Sozialwohnungen, wenn überhaupt. Höchstwahrscheinlich hatten viele der Bewohner ihre mit Zement verputzten Doppelhaushälften in den 1980er-Jahren gekauft, als die Eigenheimförderung der Regierung in Kraft trat.
    Sie parkten neben einer Grasfläche an der Moorland Avenue, und Murfin blieb beim Wagen, während Fry und Cooper auf Hausnummer 14 zugingen. Als Cooper klingelte, betrachtete Fry verwundert ein Zier-Schwein, das neben der Eingangsstufe hockte. Sie verpasste ihm vorsichtig einen Fußtritt, um herauszufinden, woraus es bestand. Es rührte sich nicht vom Fleck.
    »Zement«, sagte Cooper.
    Da niemand auf die Türklingel reagierte, klopfte er. Sein Klopfen erzeugte ein hohles Geräusch, das im ganzen Haus widerhallte.
    »Sieht nicht so aus, als wär sie zu Hause«, rief Murfin, der die Fenster

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