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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kincaid, Mitchell halte Gemma mit Gewalt fest, doch dann stieg ihm der heiße Eisengeruch des Blutes in die Nase. O Gott, sie ist verletzt. Wie schwer? Ihr Gesicht war weiß wie Papier, und ihre Augenlider zitterten, als sie sich mühte, den Blick auf sein Gesicht zu richten. »Duncan«, flüsterte sie. »Ich kann nicht …«
    Er hat sie erstochen , dachte er. Das Schwein hat sie erstochen. Dann sah er den hellroten Blutfleck auf ihrer Hose, dort, wo ihre Jacke zurückgeschlagen war. Mit eiskalter, fürchterlicher Gewissheit wurde ihm klar, was hier vor sich ging. Gemma hatte einen Blutsturz.

20
    Notting Hill hat sich schneller und gründlicher gewandelt als die meisten anderen Londoner Stadtteile. Den Anstoß für diese Veränderungen lieferten die karibischen Einwan derer in den sechziger Jahren, und es ist eine bemerkens werte Ironie, dass dieselben Veränderungen es ihnen schließlich unmöglich machten, hier zu bleiben, wo sie sich unter so großen Opfern eine Heimat geschaffen hatten. Andererseits sind Veränderungen von entscheidender Be deutung für das Leben einer Stadt. Die Menschen strömen hin und her wie die Gezeiten, Gebäude verfallen und werden neu aufgebaut oder renoviert und anders genutzt. Das große Rad dreht sich weiter.
    Charlie Phillips und Mike Phillips, aus:
Notting Hill in den Sechzigern
     
     
    Später konnte Gemma sich nur noch bruchstückhaft an die Ereignisse jenes Abends erinnern. Kincaids Stimme, die sie mit einem Ruck ins Bewusstsein zurückrief. Sie öffnete die Augen, spürte, wie sich Marcs Muskeln unter ihr strafften … Das Aufblitzen der Klinge, als Kincaid das Messer vom Boden aufhob … Wieder seine Stimme, ruhig und unbeirrbar. »Legen Sie sie vorsichtig hin, Marc. So ist’s recht. Langsam, langsam …« Dann glitt Marcs warmer Körper von ihr weg. Kalt … ihr war so schrecklich kalt … Wieder begann die Schwärze sich auf sie herabzusenken, doch sie zwang sich noch einmal, die Augen zu öffnen.
    Marc stand in der Tür, flankiert von Cullen auf der einen
und einem uniformierten Beamten auf der anderen Seite. Sie wollten ihn aus dem Zimmer führen, doch er sträubte sich und drehte sich noch einmal zu ihr um. Der Ausdruck sehnsüchtiger Verzweiflung, der in seinem Blick lag, würde für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt bleiben.
    Dann kam eine Zeit der Dunkelheit, die von Schmerzen und hektischen Bewegungen erfüllt war, unterbrochen von einem lauten Heulen, das ihr benebeltes Gehirn erst nach und nach als Sirenen identifizieren konnte. Dann grelles Licht, verschwommene Eindrücke von Menschen und Geräten, und Wortfetzen, die an ihr Ohr drangen … vorzeitige Plazentaablösung … Mangelversorgung … innere Blutungen … Kaiserschnitt …
    »Nein, bitte nicht«, wollte sie protestieren. »Es ist noch zu früh.« Aber ihre Muskeln gehorchten ihr nicht, und später wurde ihr klar, dass ihr Flehen ohnehin umsonst gewesen wäre.
    Nach der Entbindung hatten Gemma und Duncan ihren winzigen Sohn in den Armen gehalten. Seine Atmung hatte versagt.
    Ein Priester kam und sprach freundliche und tröstende Worte, doch sie prallten an der Mauer von Schmerz ab, die Gemma umgab. Und dann nahmen sie ihr das Kind weg.
     
    Am dritten Tag von Gemmas Krankenhausaufenthalt brachte Kincaid Toby zu Hazel; er hoffte, dass die vertraute Umgebung und die Gesellschaft von Holly den Kummer des Kleinen ein wenig lindern würden. Er vermisste seine Mutter ganz fürchterlich, und weder Kincaid noch Kit schienen ihn trösten zu können.
    Ohne Gemma kam ihm das Haus leer und verlassen vor, und das erinnerte Kincaid immer wieder daran, dass er sie beinahe verloren hatte. Und obwohl sie sich rein körperlich einigermaßen schnell zu erholen schien, hatte sie sich bis jetzt strikt geweigert, über das Baby zu sprechen.

    Als er Hazel um Rat fragte, bekam er zur Antwort: »Du darfst sie nicht bedrängen. Du musst sie auf ihre eigene Art und Weise damit fertig werden lassen und ihr die Zeit geben, die sie braucht. Es ist ja nicht nur die Trauer um das Baby; sie gibt sich selbst die Schuld an dem, was passiert ist, und diese Last kann ihr niemand abnehmen.«
    Er wusste, dass Hazel Recht hatte, aber er wusste auch, dass er bereit sein musste, Gemma so gut es ging zu unterstützen – und dass er seine eigene Trauer für den Augenblick zurückstellen musste. Später würde er über seinen Sohn nachdenken können – so vollkommen und doch so still … und über das, was aus ihm hätte werden können.
    Aber

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