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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einbog und die vertraute Fassade von Ottos Café erblickte – so nannten die Stammgäste das Lokal; auf dem verblichenen Schild stand einfach nur »Café«. Tagsüber machte Otto ein reges Geschäft mit Kaffee, Sandwiches und Kuchen, abends dagegen servierte er einfache Mahlzeiten, die bei den Bewohnern des Viertels ausgesprochen gut ankamen.
    Drinnen klopfte sich Alex zunächst die Feuchtigkeit aus der Jacke, bevor er an seinem Lieblingstisch in der Nähe des künstlichen Kamins Platz nahm. Leider waren die Möbel des Cafés nicht für Menschen von über ein Meter fünfzig Körpergröße konstruiert – was überraschend war, wenn man sich Otto anschaute, der einen wahren Riesen abgab. Setzte er sich jemals auf seine eigenen Stühle? Er stand immer nur irgendwo herum, wie jetzt, da er sich gerade mit der Schürze über das Gesicht wischte. Trotz der schummrigen Beleuchtung glänzte seine Glatze hell.
    »Komm, setz dich doch, Otto«, sagte Alex, der seine Hypothese überprüfen wollte. »Mach mal Pause.«

    Otto warf seinem Assistenten Wesley, der sich um die gerade angekommenen Gäste kümmerte, einen kurzen Blick zu, dann drehte er einen der zierlichen Stühle mit geschwungenem Rücken um und setzte sich mit unerwarteter Grazie rittlings darauf.
    »Scheußlich draußen, was?« Die breite Stirn des Cafébesitzers runzelte sich, als er Alex’ feuchte Haare und Kleider bemerkte. Obwohl Otto sein ganzes Erwachsenenleben in London verbracht hatte, haftete seiner Stimme immer noch etwas vom Tonfall seiner russischen Heimat an.
    »Es kann sich nicht entscheiden, ob es schütten soll oder nicht. Was hast du denn heute Wärmendes auf der Speisekarte?«
    »Rindfleischsuppe mit Graupen. Die und die Lammkoteletts, das dürfte reichen.«
    »Gebongt. Und ich nehme eine Flasche von deinem besten Burgunder. Heute Abend begnüge ich mich nicht mit billigem Fusel.«
    »Alex, altes Haus! Hast du vielleicht etwas zu feiern?«
    »Du hättest es sehen sollen, Otto. Ich war in Sussex, um meine Tante zu besuchen, und habe zufällig mitbekommen, dass im Dorf eine Haushaltsauflösung stattfindet. Im Haus selbst gab es nichts, was einen zweiten Blick wert gewesen wäre. Aber in der Garage, auf einem der Tische mit Plunder, die da rumstanden, da hab ich sie entdeckt.« Alex schloss die Augen und kostete die Erinnerung aus. »Eine blauweiße Porzellanschüssel, völlig verdreckt, mit Pflanzhölzern und anderen Gartengeräten drin. Es war nicht mal ein Preisschild dran. Die Frau hat sie mir für fünf Pfund verkauft.«
    »Ich nehme an, es war nicht wirklich Plunder?«, fragte Otto. Sein rundes Gesicht hatte einen amüsierten Ausdruck angenommen.
    Alex blickte sich verstohlen um und senkte die Stimme. »Delfter Fayence, siebzehntes Jahrhundert. Englisch, wohlgemerkt,
nicht holländisch. Ich würde es auf 1650 schätzen. Und unter dem ganzen Dreck kein einziger Kratzer, kein Sprung, nichts. Es ist ein Wunder, das sage ich dir.«
    Es war ein Moment, für den Alex gelebt hatte, seit ihn seine Tante an seinem zehnten Geburtstag zu einem Flohmarkt mitgenommen hatte. Dort hatte er eine komische Schale entdeckt, die aussah, als hätte irgendwer ein Stück vom Rand abgebissen. Er war so begeistert gewesen, dass er sein ganzes Geburtstagsgeld dafür hingelegt hatte. Seine Tante hatte ein Buch über Porzellan beigesteuert, aus dem er erfahren hatte, dass sein Fund eine Barbierschüssel aus englischem Porzellan war, vermutlich Bristoler Manufaktur, frühes achtzehntes Jahrhundert. Vor seinem geistigen Auge hatte Alex all die Hände gesehen, durch die seine Schüssel gegangen war, all die Menschen, deren Leben sie gestreift hatte, und von diesem Augenblick an war er verloren gewesen.
    Diese frühe Leidenschaft hatte ihn durch die Schulzeit begleitet, durch sein Studium, durch eine kurze Phase als Dozent für Kunstgeschichte an einem kleinen College. Danach hatte er das feste Einkommen zugunsten eines ungewisseren – und unendlich viel interessanteren – Lebens als Porzellanhändler aufgegeben.
    »Also, wirst du mit dieser Schüssel dein Glück machen? Das heißt, falls du dich davon trennen kannst«, fügte Otto mit einem Augenzwinkern hinzu, aus dem seine langjährige Erfahrung mit Antiquitätenhändlern sprach.
    Alex seufzte. »Muss ich wohl. Und ich weiß auch schon, wer sich dafür interessieren könnte.«
    Otto musterte ihn einen Moment lang mit einem Ausdruck, den Alex nicht recht deuten konnte. »Du denkst, dass Karl Arrowood sie vielleicht haben

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