Der Raecher
Unterhose, die er unter den Boxershorts trug, war fast aufgebraucht. Die unverwüstliche Taucheruhr trug er wieder am Handgelenk, den Gürtel an der Hüfte und das Messer hinten am Rücken, wo es ihn nicht behinderte, aber leicht zu erreichen war. Die Binde, das Heftpflaster und der Rest steckten in dem flachen Beutel an seinem Gürtel.
Er blickte wieder zu den Bergspitzen, korrigierte seine Richtung um ein paar Grad und blieb stehen, neigte den Kopf und lauschte, bis er das Gurgeln von fließendem Wasser hörte. Er kam an den Bach, ging auf demselben Weg wieder fünfzehn Meter zurück und entkleidete sich bis auf die Unterhose und den Gürtel mit dem Messer.
Hinter den Feldern, in der dumpfen, betäubenden Hitze, hörte er das erste Bellen der Hunde. Es kam näher. In wenigen Minuten würde die schwache auflandige Brise den Hundenasen seinen Geruch zutragen.
Er arbeitete behutsam, aber schnell, bis er zufrieden war. Dann schlich er zum Bach zurück, glitt in das kalte Wasser und ließ sich von der Strömung davontragen, quer über das Anwesen in Richtung Flugplatz und Klippen.
Trotz seiner Behauptung, dass die Killerhunde ihm nichts tun würden, kurbelte Van Rensberg sein Fenster hoch, bevor er vom Tor aus auf einem der Hauptwege langsam ins Kernland der Farm fuhr.
Hinter ihm steuerte der zweite Hundeführer einen Laster, dessen Ladefläche ein geschlossenes Eisengitter überwölbte. Der Chef der Hundeführer saß neben ihm im Landrover und streckte den Kopf aus dem Beifahrerfenster. Er hörte als Erster, dass die Hunde plötzlich einen anderen Ton anschlugen. Aus dem kehligen Bellen wurde ein aufgeregtes Kläffen.
»Sie haben was gefunden!«, rief er.
Van Rensberg grinste.
»Wo, Mensch, wo?«
»Da drüben.«
McBride rutschte noch tiefer in den Rücksitz, froh, dass der Landrover Defender über Türen und Fenster verfügte. Für scharfe Hunde hatte er nichts übrig, und zwölf waren ihm ein Dutzend zu viel.
Die Hunde hatten tatsächlich etwas gefunden, aber sie kläfften mehr vor Schmerz als Erregung. Der Südafrikaner bog um die Ecke eines Pfirsichhains - und da war sie, die komplette Meute. Sie bildeten ein wildes Knäuel mitten auf dem Weg. Das Objekt ihres Interesses war ein Bündel blutiger Kleider.
»Rauf mit ihnen auf den Laster«, brüllte Van Rensberg. Der Hundeführer stieg aus, schloss die Tür und pfiff die Meute zurück. Gehorsam und immer noch kläffend sprangen sie hinten auf den Hundewagen. Der Riegel wurde vorgeschoben, dann erst stiegen Van Rensberg und McBride aus.
»So«, sagte Van Rensberg, »hier haben sie ihn also erwischt.«
Der Hundeführer, immer noch verwirrt über das Verhalten der Hunde, hob das blutige Baumwollhemd auf und hielt es sich an die Nase. Er zuckte zurück.
»Dieses Schwein!«, schrie er. »Chili, fein gemahlenes grünes Chilipulver. Es ist voll damit. Kein Wunder, dass die armen Kerle heulen. Sie sind nicht aufgeregt, sie haben Schmerzen.«
»Und wann funktionieren ihre Riechorgane wieder?«
»Heute nicht mehr, Boss, vielleicht morgen.«
Sie fanden die Hose, die ebenfalls voller Chilipulver war, und den Strohhut sowie selbst die Espadrilles. Aber keine Leiche, keine Knochen, nichts außer den Flecken auf dem Hemd.
»Was hat er gemacht?«, fragte Van Rensberg den Hundeführer.
»Er hat sich eine Schnittwunde beigebracht, das Schwein, und dann das Hemd voll geblutet. Er hat gewusst, dass er die Hunde damit ganz wild macht. So reagieren sie immer auf Menschenblut, wenn sie auf Killerpatrouille sind. Er hat gewusst, dass sie das Blut riechen, den Stoff packen und den Chili einatmen. Bis morgen stehen wir ohne Spürhunde da.«
Van Rensberg sah sich die Kleidungsstücke an.
»Er hat sich ausgezogen«, sagte er. »Wir suchen also einen splitternackten Mann.«
»Nicht unbedingt«, meinte McBride.
Der Südafrikaner hatte seine Truppe militärisch eingekleidet. Alle trugen die gleiche Uniform: khakifarbene Drillichhosen, die in Kampfstiefeln aus Kalbsleder und Segeltuch steckten, einen breiten Ledergürtel mit Schnalle und ein Tarnhemd mit afrikanischem Leopardenmuster, dessen Ärmel auf halber Länge abgeschnitten, hochgekrempelt und glatt gebügelt waren.
Ein oder zwei auf der Spitze stehende Winkel wiesen den Träger als Unteroffizier oder Feldwebel aus, auf den Schulterstücken der vier rangniederen Offiziere prangten Sterne aus Stoff.
An einem Dornengestrüpp neben dem Weg, der offenbar Schauplatz eines Kampfes gewesen war, hatte McBride das
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