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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hatte nichts am Leib, woran ihn der Südafrikaner packen konnte, und so fasste er ihn an den Oberarmen und stellte ihn auf die Beine.
    »Sagen Sie ihm, dass es besser für ihn wäre, wenn er sich langsam erinnern würde!«, brüllte er, und der Priester übersetzte.
    »Major«, beschwichtigte McBride, »eins nach dem anderen. Zuerst brauchen wir mal den Namen.«
    Pater Vicente begriff, was er meinte.
    »Er heißt Ramón.«
    »Und wie weiter?«
    Der Priester zuckte mit den Schultern. Er hatte über tausend Schäfchen, wie sollte er sich da an alle erinnern?
    »In welcher Hütte wohnt er?«, fragte der Amerikaner.
    Wieder wurden im lokalen Spanisch Worte gewechselt. Geschriebenes Spanisch vermochte McBride zu verstehen, aber der in San Martin gesprochene Dialekt hatte wenig mit dem Kastilischen gemein.
    »Sie befindet sich dreihundert Meter von hier entfernt«, antwortete der Priester.
    »Sollen wir hingehen und nachsehen?« fragte McBride. Er zückte ein Taschenmesser und durchtrennte das Kreppband an Ramóns Handgelenken und Knöcheln. Der eingeschüchterte Arbeiter führte den Major und den Amerikaner über die Plaza, die Hauptstraße hinunter und von dort in seine Gasse. Er deutete auf seine Tür und blieb stehen.
    Van Rensberg betrat die Hütte, gefolgt von McBride. Es war nichts zu finden außer einem Gegenstand, den der Amerikaner unter dem Bett entdeckte: ein zusammengedrückter Wattebausch. Er schnupperte daran und reichte ihn dem Major, der dasselbe tat.
    »Chloroform«, bemerkte McBride. »Er ist im Schlaf überrumpelt worden. Wahrscheinlich hat er gar nichts mitbekommen.
Ist im Schrank wieder aufgewacht, an Händen und Füßen gefesselt. Er lügt nicht, er ist nur verwirrt und verängstigt.«
    »Und was zum Henker soll das Ganze?«
    »Sagten Sie nicht, dass jeder Mann eine Hundemarke trägt, die kontrolliert wird, wenn er durchs Tor zur Arbeit geht?«
    »Ja. Wieso?«
    »Ramón hat keine um. Und hier auf dem Boden liegt auch keine. Wie es aussieht, haben Sie irgendwo auf dem Gelände einen Doppelgänger.«
    Van Rensberg ging ein Licht auf. Mit großen Schritten eilte er zum Landrover und riss das Walkie-Talkie aus der Halterung am Armaturenbrett.
    »Wir haben einen Notfall«, sagte er, als sich der Funker meldete. »Lösen Sie die Sirene für ›Gefangener entflohen‹ aus. Niemand außer mir darf das Tor zur Villa passieren. Dann fordern Sie alle Wachleute auf dem Anwesen über Lautsprecher auf, sich am Haupttor bei mir zu melden, auch die, die dienstfrei haben.«
    Sekunden später erfüllte das lang gezogene Heulen der Sirene die Halbinsel. Es war überall zu hören, auf den Feldern und in den Scheunen, in den Schuppen und Obstplantagen, den Gemüsegärten und Schweineställen.
    Alle sahen von ihrer Arbeit auf und blickten in Richtung Haupttor. Als ihr ungeteilte Aufmerksamkeit gesichert war, ertönte die Stimme des Funkers aus dem Keller unter der Villa.
    »Alle Wachen unverzüglich zum Haupttor. Ich wiederhole, alle Wachen unverzüglich zum Haupttor.«
    Über sechzig Mann hatten Tagschicht, der Rest hielt sich in den Unterkünften auf. Dem Befehl Folge leistend, strömten sie aus allen Richtungen herbei. Die einen kamen auf Quadbikes von den entlegensten Feldern, andere legten die Viertelmeile von den Baracken zum Tor im Laufschritt zurück.
    Van Rensberg fuhr mit seinem Geländewagen durchs Tor und wartete, auf der Kühlerhaube stehend und ein Megafon in der Hand, dort auf sie.

    »Wir haben keinen Ausbruch«, rief er, als sie vor ihm standen. »Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben einen Eindringling. Im Moment ist er als Arbeiter verkleidet. Die gleichen Kleider, die gleichen Sandalen, der gleiche Sombrero. Er hat sogar eine Hundemarke gestohlen. Die Tagschicht treibt sofort alle Arbeiter zusammen und bringt sie zurück. Alle, ohne Ausnahme. Die dienstfreie Schicht durchsucht jede Scheune, jeden Stall, jeden Schuppen, jede Werkstatt. Dann riegelt ihr alles ab und postiert die Wachen. Bleibt in ständiger Funkverbindung mit euren Gruppenführern. Und die Unterführer bleiben mit mir in Verbindung. An die Arbeit! Auf jeden Flüchtigen in Häftlingskleidung wird ohne Vorwarnung geschossen. Abmarsch.«
    Die hundert Männer schwärmten über das Anwesen aus. Sie hatten den mittleren Teil abzusuchen: vom Zaun, der das Dorf und den Flugplatz von der Farm trennte, bis zur Mauer der Villa. Ein großes Gebiet, zu groß für hundert Mann. Es würde Stunden dauern.
    Van Rensberg hatte völlig vergessen, dass

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