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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Rensberg.
    Absolut keine Rückfahrkarte, dachte der Amerikaner, dank Oberst Moreno und Major Van Rensberg. Lebenslänglich. Für welches Vergehen? Weil sie bei Rot die Straße überquert oder im Park eine Bananenschale weggeworfen hatten? Wahrscheinlich musste Moreno die Zahl hoch halten. Je nach Bedarf.

    »Was ist mit den Wachleuten und dem Hauspersonal?«
    »Das ist etwas anderes. Wir sind Angestellte. Jeder, der innerhalb der Mauer gebraucht wird, wohnt auch dort. Keiner darf raus, wenn unser Arbeitgeber hier ist. Nur uniformierte Wächter und ein paar Führungskräfte wie ich können die Mauer passieren. Ein Peon niemals. Poolreiniger, Gärtner, Diener, Hausmädchen - alle leben innerhalb der Mauer. Die Peonen, die auf der Farm arbeiten, wohnen in ihrer Township. Sie sind alle Junggesellen.«
    »Keine Frauen, keine Kinder?«
    »Nein. Schließlich sind sie nicht hier, um sich fortzupflanzen. Aber wir haben eine Kirche. Der Priester predigt nur eine Botschaft - unbedingten Gehorsam.«
    Er unterließ es zu erwähnen, dass er sich in Fällen von Ungehorsam den Gebrauch seiner Sjambok-Peitsche aus Nashornleder vorbehielt, wie in den alten Tagen.
    »Könnte ein Fremder ins Anwesen eindringen und sich als Arbeiter ausgeben, Major?«
    »Ausgeschlossen. Der Verwalter geht jeden Abend ins Dorf und bestimmt die Arbeitskräfte für den nächsten Tag. Nach dem Frühstück müssen sich die Auserwählten am Haupttor melden. Jeder Einzelne wird kontrolliert. Nur die gewünschte Zahl wird durchgelassen. Und keiner mehr.«
    »Und wie viele sind das?«
    »Etwa tausend pro Tag. Zweihundert mit gewissen handwerklichen Fähigkeiten arbeiten in den Reparaturwerkstätten, in der Mühle, in der Bäckerei, im Schlachthaus und im Traktorschuppen, achthundert hacken und jäten. Etwa zweihundert bleiben jeden Tag zurück. Die ernstlich Kranken, Müllmänner, Köche.«
    »Vermutlich haben Sie Recht«, sagte McBride. »Der Einzelkämpfer hat keine Chance, oder?«
    »Wie ich schon sagte, CIA-Mann. Er hat gekniffen.«
    Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, da knackte es erneut
im Funkgerät. Seine Stirn legte sich in Falten, während er lauschte.
    »Was soll die Aufregung? Gut, sagen Sie ihm, er soll sich beruhigen. In fünf Minuten bin ich da.«
    Er legte das Gerät zurück.
    »Pater Vicente aus der Kirche. Schiebt Panik. Ich muss auf dem Weg in die Berge bei ihm vorbeischaun. Es dauert bestimmt nur ein paar Minuten.«
    Sie fuhren an einer Reihe von Arbeitern vorbei, die sich zu ihrer Linken in der brütenden Hitze mit schmerzendem Rücken über Hacken beugten. Ein paar hoben kurz den Kopf und beobachteten den vorbeifahrenden Wagen, in dem der Mann saß, der hier über Leben und Tod bestimmte. Ausgezehrte, unrasierte Gesichter, kaffeebraune Augen unter Strohkrempen. Aber ein Augenpaar war blau.

30
    Der Bluff
    E r hüpfte auf der obersten Treppenstufe vor der offenen Kirchentür hin und her, ein kleiner, pummeliger Mann mit Schweinsaugen und einer nicht ganz sauberen Soutane. Pater Vicente, der Seelenhirte der unglücklichen Zwangsarbeiter.
    Van Rensbergs Spanisch war äußerst bescheiden, denn er beschränkte sich gewöhnlich auf das Bellen knapper Befehle, und das Englisch des Priesters schien nicht viel besser zu sein.
    »Kommen schnell, Oberst«, sagte er und stürzte nach drinnen. Die beiden Männer stiegen aus und folgten ihm.
    Die schmutzige Soutane fegte den Mittelgang entlang und am Altar vorbei in die Sakristei. Der kleine Raum wurde von einem grob gezimmerten, an die Wand geschraubten Schrank beherrscht, der zur Aufbewahrung der Messgewänder diente. Mit theatralischer Geste riss er die Tür auf und rief: »Mira!«
    Sie schauten. Der Peon lag noch genauso da, wie Pater Vicente ihn gefunden hatte. Kein Versuch war unternommen worden, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Seine Handgelenke waren fest mit Klebeband umwickelt, ebenso die Fußgelenke, und über seinem Mund klebte ein breiter Streifen, hinter dem ungehaltenes Gemurmel hervordrang. Beim Anblick Van Rensbergs weiteten sich seine Augen vor Entsetzen.
    Der Südafrikaner beugte sich vor und riss ohne viel Aufhebens den Knebel weg.
    »Wie zum Teufel kommt er hierher?«
    Der Mann stammelte erschrocken eine Erklärung, und der Priester zuckte vielsagend mit den Schultern.

    »Er sagt, er nicht wissen. Er sagt, er letzte Nacht schlafen gehen und hier aufwachen. Er hat Kopfschmerzen, er sich nicht erinnern an mehr.«
    Der Mann war bis auf ein Paar Unterhosen nackt. Er

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