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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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McBride eigentlich abreisen wollte. Er war zu beschäftigt, um sich um den Amerikaner zu kümmern. McBride saß da und grübelte.
    An der Kirche, rechts neben der Eingangstür, hing ein Zettel. Darauf stand: Obsequias por nuestro hermano Pedro Hernandez. Once de la mañana.
    Trotz seiner mageren Spanischkenntnisse kam der CIA-Mann dahinter, was gemeint war: »Trauergottesdienst für unseren Bruder Pedro Hernandez. Elf Uhr morgens.«
    Hatte der Eindringling den Zettel nicht gesehen? Hatte er ihn nicht verstanden? Normalerweise hätte der Priester seine Sakristei nicht vor Sonntag betreten. Aber heute war kein normaler Tag. Er musste den Gefangenen entdecken, wenn er kurz vor zehn den Schrank öffnete.
    Warum hatte er ihn nicht woanders versteckt? Warum hatte er ihn nicht in der Hütte gefesselt, wo man ihn erst am Abend gefunden hätte, wenn überhaupt?

    Er trat zu dem Major, der über Funk mit den Mechanikern vom Flugplatz sprach.
    »Wo liegt denn der Fehler? Scheiß-Heckrotor. Ich brauche ihn in der Luft. Also los, beeilt euch.«
    Er schaltete das Gerät aus, starrte McBride an und schnauzte: »Ihr Landsmann hat schlicht und ergreifend einen Fehler gemacht, das ist alles. Einen schweren Fehler. Er wird ihn das Leben kosten.«
    Eine Stunde verging. Auch ohne Feldstecher konnte McBride erkennen, wie die erste Kolonne der weiß gekleideten Arbeiter im Eilmarsch dem Tor zu ihrem Dorf zustrebte. Die uniformierten Wachleute liefen brüllend neben ihnen her. Mittag. Die Hitze war wie ein Hammerschlag auf den Hinterkopf.
    Die Menge vor dem Tor wurde immer größer. Aus den Funkgeräten plapperte es unablässig, während man das Anwesen Sektor für Sektor von Arbeitern räumte, die Gebäude durchsuchte, Entwarnung gab, abriegelte und mit Wachen besetzte.
    Um halb zwei begann man mit der Überprüfung der Nummern. Van Rensberg bestand darauf, dass die fünf Aufseher ihre Plätze hinter den Tischen wieder einnahmen und jeden Arbeiter genau kontrollierten, zweihundert pro Schlange.
    Normalerweise arbeiteten die Männer morgens oder abends, wenn es kühler war. Jetzt wurden sie in der Sonne gebraten. Zwei oder drei kippten ohnmächtig um und mussten von Freunden weggetragen werden. Jede Hundemarke wurde kontrolliert und mit jener verglichen, die am Morgen registriert worden war. Als die letzte Gestalt im weißen Hemd auf das Dorf zu wankte, wo Ruhe, Schatten und Wasser warteten, nickte einer der Kontrolleure.
    »Einer fehlt«, rief er. Van Rensberg trat an seinen Tisch und spähte ihm über die Schulter.
    »Nummer 53108.«
    »Name?«
    »Ramón Gutiérrez.«

    »Lasst die Hunde los.«
    Van Rensberg ging zu McBride.
    »Die Techniker müssten inzwischen alle innerhalb der Umzäunung sein, wo ihnen nichts passieren kann. Und meinen Leuten werden die Hunde nichts tun. Sie erkennen sie an der Uniform. Also ist nur noch ein Mann da draußen. Ein Fremder in weißen Baumwollhosen und Schlotterhemd, der falsch riecht. Für die Dobermänner ist es, als riefe sie ein Gong zum Essen. Auf einen Baum flüchten? In einen Teich springen? Sie finden ihn trotzdem. Sie umkreisen ihn und bellen, bis die Abrichter kommen. Ich gebe diesem Söldner eine halbe Stunde. Wenn er dann nicht auf einem Baum sitzt und sich ergibt, ist er tot.«
    Der Mann, den er suchte, befand sich inmitten des Anwesens und lief leichtfüßig durch ein Maisfeld mit übermannshohen Stauden. Er orientierte sich an der Sonne und an den Gipfeln der Sierra.
    Bereits am frühen Morgen war er zwei Stunden lang ununterbrochen gerannt, um von seiner Arbeitsstelle zur Schutzmauer der Villa zu gelangen. Nicht dass diese Distanz einen Mann, der imstande war, die halbe Marathonstrecke zu bewältigen, vor Probleme gestellt hätte, aber er hatte sich vor den anderen Arbeitskolonnen und den Wächtern verbergen müssen. Er verbarg sich noch immer.
    Am Rand des Maisfelds stieß er auf eine Straße, warf sich zu Boden und spähte hinaus. Am Ende des Wegs donnerten zwei Wachleute auf einem Quadbike in Richtung Haupttor vorbei. Er wartete, bis sie um die Kurve waren, dann huschte er über den Weg und verschwand in einem Pfirsichhain. Beim Studium der Hazienda von oben hatte er im Geist eine Route abgesteckt, die von seinem Ausgangspunkt zu seinem Ziel, der Schutzmauer der Villa, führte, ohne dass er ein Feld mit kniehohen Pflanzen überqueren musste.
    Die Ausrüstung, die er am Morgen mitgebracht hatte, teils in seinem vermeintlichen Proviantbeutel verborgen, teils in der eng
geschnittenen

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