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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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nicht außen vor bleiben, und so wurde ein Beobachterteam zusammengestellt. Eben jene ECMM. Der Spürhund sah den Stapel Berichte am nächsten Tag durch.

    Bei den EU-Beobachtern handelte es sich in der Regel um Offiziere aus Mitgliedstaaten, die von ihren Verteidigungsministerien mangels sinnvollerer Verwendung ausgeliehen worden waren. Sie wurden auf ganz Bosnien verteilt, bekamen ein Büro, eine Wohnung, einen Wagen sowie Taschengeld. Manche Lageberichte lasen sich eher wie ein soziales Tagebuch. Der Spürhund konzentrierte sich auf die Einträge vom 15. Mai und die der folgenden drei Tage. Einer vom 16. Mai aus Banja Luka stach ihm ins Auge.
    Banja Luka war eine ausgesprochene Serben-Hochburg nördlich von Travnik, hinter der Vlasić-Bergkette gelegen. Der ECMM-Offizier, ein dänischer Major namens Lasse Bjerregaard, schrieb, dass er am Abend zuvor, also am 15. Mai, in der Bar des Hotels Bosna etwas getrunken habe und dabei Zeuge eines heftigen Streits zwischen zwei Serben in Tarnanzügen geworden sei. Einer sei offensichtlich auf den anderen wütend gewesen und habe ihn laut in der Landessprache beschimpft. Er habe dem jüngeren Mann mehrmals ins Gesicht geschlagen, doch der Beleidigte habe sich nicht gewehrt, was eindeutig darauf hinweise, dass der andere sein Vorgesetzter gewesen sei.
    Hinterher erkundigte sich der Major bei dem Barkeeper, der im Gegensatz zu ihm selbst nur stockend Englisch sprach, nach dem Grund für den Streit. Doch der Mann zuckte nur die Schultern und ließ ihn rüde stehen, was sonst nicht seine Art war. Am nächsten Morgen waren die Uniformierten fort, und der Major sah sie nie wieder.
    Obwohl der Spürhund sich nicht das Geringste davon versprach, rief er im ECMM-Büro in Banja Luka an. Auch dort hatte das Personal gewechselt, ein Grieche meldete sich. Ja, der Däne sei vorige Woche nach Hause zurückgekehrt. Der Spürhund telefonierte mit London und bat die Zentrale, im dänischen Verteidigungsministerium nachzufragen. Drei Stunden später rief London zurück. Zum Glück war »Bjerregaard« kein häufiger Name. Bei »Jensen« hätte es Probleme gegeben. Der
Major weilte im Urlaub und hatte eine Telefonnummer in Odense hinterlassen.
    Der Spürhund erreichte ihn am Abend, als er gerade vom Strand zurückkam, wo er mit seiner Familie den heißen Sommertag verbracht hatte. Er war sehr hilfsbereit. Ja, er erinnere sich noch recht gut an den Abend des 15. Mai. Schließlich gebe es für einen Dänen in Banja Luka herzlich wenig zu tun. Es sei ein sehr abgeschiedener und langweiliger Posten gewesen.
    Wie jeden Abend war er gegen neunzehn Uhr dreißig in die Bar gegangen, um vor dem Essen noch ein Bier zu trinken. Etwa eine halbe Stunde später betrat eine kleine Gruppe von Serben in Tarnanzügen die Bar. Vermutlich keine Angehörigen der jugoslawischen Armee, denn sie trugen keine Einheitsabzeichen auf den Schultern.
    Sie waren sehr großspurig und schmissen eine Lokalrunde, Sliwowitz mit Bier zum Nachspülen, eine tödliche Kombination. Nach einer Weile wollte der Major in den Speisesaal umziehen, weil das Gegröle unerträglich wurde, als noch ein Serbe die Bar betrat. Er war anscheinend der Anführer, denn der Rest verstummte.
    Er sagte etwas auf Serbisch zu ihnen. Offenbar hatte er ihnen befohlen mitzukommen, denn die Männer kippten ihr Bier hinunter und steckten ihre Zigaretten und Feuerzeuge ein. Dann machte einer von ihnen Anstalten zu zahlen.
    Der Anführer geriet in Rage und brüllte den Untergebenen an. Die Übrigen schwiegen betroffen, ebenso die anderen Gäste. Und der Barkeeper. Die Schimpfkanonade ging weiter, begleitet von zwei Ohrfeigen. Noch immer kein Protest. Schließlich stürmte der Anführer hinaus, die anderen folgten ihm kleinlaut. Keiner erbot sich, die Zeche zu bezahlen.
    Der Major stand mit dem Barkeeper auf gutem Fuß, da er seit Wochen sein Bier bei ihm trank, und bat ihn um eine Erklärung. Der Mann war erbleicht. Vor Empörung über die unschöne Szene in seiner Bar, dachte der Däne zuerst, doch er schien eher
Angst zu haben. Als er ihn fragte, um was es bei dem Streit gegangen sei, zuckte er die Schultern, ging ans andere Ende der mittlerweile leeren Bar und sah demonstrativ weg.
    »Hat der Anführer auch einen von den anderen angebrüllt?«, fragte der Spürhund.
    »Nein, nur den einen, der bezahlen wollte«, antwortete die Stimme aus Dänemark.
    »Wieso nur ihn, Major? Sie führen in Ihrem Bericht keinen möglichen Grund an.«
    »Ach, habe ich das nicht

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