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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Auch hier war der zeitliche Rahmen begrenzt, allerdings betrieb das Unternehmen in Wiltshire eine kleine Schule, an der ein reicher Kunde gegen eine stattliche Gebühr eigene Leibwächter ausbilden lassen konnte.

    Die kleinste Abteilung von Hazard Management war unter dem Kürzel A&W für das Aufspüren und Wiederbeschaffen bekannt. Genau das hatte Mr. Rubinstein gebraucht: jemanden, der seine verschwundenen Meisterwerke aufstöberte und ihre Rückgabe aushandelte.
    Zwei Tage nach dem Anruf seiner verzweifelten Tochter traf sich Steve Edmond mit dem Geschäftsführer von Hazard Management und trug ihm sein Anliegen vor.
    »Finden Sie meinen Enkel«, sagte er. »Kosten spielen keine Rolle.«
    Der frühere Direktor der Spezialkräfte strahlte. Auch pensionierte Soldaten brauchen Geld für die Ausbildung ihrer Kinder. Der Mann, den er daraufhin in seinem Landhaus anrief und für den nächsten Tag zu sich bestellte, war Phil Gracey, ehemals Captain im Fallschirmjägerregiment und zehn Jahre lang in den Diensten des Det. Innerhalb der Firma nannte man ihn einfach den »Spürhund«.
    Gracey traf sich mit dem Kanadier und stellte ihm sehr detaillierte Fragen. Für den Fall, dass der Junge noch am Leben war, wollte er möglichst viel über seine Gewohnheiten, Neigungen, Vorlieben und auch Laster wissen. Er ließ sich zwei Fotos von Ricky Colenso und die private Handynummer des Großvaters geben. Dann nickte er und ging.
    Die beiden nächsten Tage hing der Spürhund fast ununterbrochen am Telefon. Er dachte nicht daran, sich von der Stelle zu rühren, solange er nicht genau wusste, wohin die Reise ging, warum er wen suchen musste und wie. Stundenlang las er Berichte über den bosnischen Bürgerkrieg, die Hilfsprogramme und die im Land stationierten nichtbosnischen Truppen. Was Letztere anging, hatte er Glück.
    Die Vereinten Nationen hatten eine Friedenstruppe geschaffen. Es war der übliche Wahnsinn: Man schickte Soldaten, um den Frieden zu sichern, wo es gar keinen Frieden zu sichern gab, dann verbot man ihnen, den Frieden wiederherzustellen, und
befahl ihnen stattdessen, das Gemetzel zu beobachten, ohne selbst einzugreifen. Die Truppe, in der die Briten ein großes Kontingent stellten, hieß UNPROFOR. Sie war in Vitez stationiert, nur fünfzehn Kilometer von Travnik entfernt.
    Das Regiment, das im Juni 1995 dort Dienst tat, befand sich noch nicht lange vor Ort, denn das Vorgängerregiment war erst zwei Monate zuvor abgezogen worden. Der Spürhund machte den Oberst, der dieses befehligt hatte, bei einem Lehrgang in Pirbright ausfindig. Er gab ihm viele wertvolle Auskünfte. Am dritten Tag nach seinem Gespräch mit dem kanadischen Großvater flog der Spürhund auf den Balkan, allerdings nicht direkt nach Bosnien, denn das war unmöglich, sondern in den Ferienort Split an der kroatischen Adria. Er reiste als freischaffender Journalist, eine nützliche Tarnung, da niemand das Gegenteil beweisen konnte. Allerdings hatte er auch den Brief einer größeren Londoner Sonntagszeitung im Gepäck, in dem er um eine Artikelserie über die Effektivität der Hilfsmaßnahmen gebeten wurde. Nur für den Fall.
    In Split, das als wichtigster Ausgangspunkt für Reisen nach Zentralbosnien einen unerwarteten Aufschwung erlebte, besorgte er sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden einen gebrauchten, aber robusten Geländewagen und eine Pistole. Nur für den Fall. Die Fahrt über die Berge nach Travnik war lang und beschwerlich, doch er vertraute darauf, dass seine Informationen stimmten und in dem Gebiet nicht mehr gekämpft wurde. Und so war es auch.
    Der bosnische Bürgerkrieg stellte einen seltsamen Konflikt dar. Es kam nie zu einem offenen Kampf, und es gab selten Fronten im herkömmlichen Sinn. Nur einen Flickenteppich von monoethnischen Gemeinden, deren Bewohner in Angst und Schrecken lebten, und Hunderte von niedergebrannten, ethnisch »gesäuberten« Dörfern und Weilern, zwischen denen Soldaten umherstreiften, die meist einer der »nationalen« Armeen angehörten, aber auch Banden von Söldnern, Freischärlern und
psychopathischen Milizionären, die sich Patrioten schimpften. Das waren die Schlimmsten.
    In Travnik bekam der Spürhund den ersten Dämpfer. John Slack war nicht mehr da. Ein freundlicher Mensch von Age Concern glaubte zu wissen, dass der Amerikaner zu Feed the Children, einer viel größeren NGO, gewechselt sei und jetzt in Zagreb arbeite. Der Spürhund nächtigte im Schlafsack hinten in seinem Geländewagen und machte

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