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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Land und die größte Militärmacht der Welt, sondern auch die beliebteste Nation, weltweit bewundert und geachtet.
    Ein halbes Jahrhundert später galten nur noch die beiden ersten Attribute. Die USA waren stärker und reicher denn je, die einzige verbliebene Supermacht, die scheinbar alles in ihrer Sichtweite ihr Eigen nannte.
    Und doch waren sie in weiten Teilen der Welt, in Schwarzafrika, im islamischen Raum und bei der europäischen Linken, zutiefst verhasst. Was war schief gelaufen? Die verfahrene Situation gab Politikern und Medien Rätsel auf.

    Devereaux wusste nur zu gut, dass sein Land alles andere als vollkommen war. Es machte Fehler, häufig viel zu viele. Doch im Grunde war es nicht schlechter als alle anderen und besser als die meisten. Als weit gereister Mann hatte er viele aus nächster Nähe gesehen. Und vieles von dem, was er gesehen hatte, war ausgesprochen hässlich.
    Die meisten Amerikaner konnten nicht verstehen, was sich zwischen 1951 und 2001 verändert hatte, also taten sie so, als sei überhaupt nichts passiert, und nahmen die höfliche Maske der Dritten Welt für bare Münze.
    Hatte Uncle Sam nicht Demokratie gepredigt, gegen die Tyrannei? Hatte er nicht Milliarden Dollar für Entwicklungshilfe ausgegeben? Hatte er nicht ein halbes Jahrhundert lang Jahr für Jahr hundert Milliarden Dollar für die Verteidigung Westeuropas aufgebracht? Was war der Grund für die antiamerikanischen Demonstrationen, die Plünderungen von Botschaften, die Flaggenverbrennungen, die Hassparolen auf Transparenten?
    In den späten Sechzigerjahren, als der Vietnamkrieg immer schmutziger und der Protest auf der Straße immer gewalttätiger wurde, gab ihm ein alter britischer Meisterpion in einem Londoner Klub die Antwort.
    »Mein lieber Junge, wenn ihr schwach wärt, würde man euch nicht hassen. Wenn ihr arm wärt, würde man euch nicht hassen. Man hasst euch nicht trotz der Billion, sondern wegen der Billion Dollar.«
    Der Spion deutete zum Grosvenor Square, wo sich Linke und bärtige Studenten versammelten, um die Botschaft mit Steinen zu bewerfen.
    »Sie hassen Ihr Land nicht, weil es ihr Land angreift, sondern weil es seine Sicherheit garantiert. Versuchen Sie nie, sich beliebt zu machen. Sie können die Vorherrschaft erringen oder sich beliebt machen, beides zugleich geht nicht. Die Einstellung Ihrem Land gegenüber beruht zu zehn Prozent auf ehrlicher Kritik und zu neunzig Prozent auf Neid.

    Sie dürfen zwei Dinge nie vergessen. Kein Mensch kann seinem Beschützer vergeben. Kein Groll, den der Mensch hegt, ist so groß wie der gegen seinen Wohltäter.«
    Der alte Spion war längst tot, aber Devereaux hatte seinen Zynismus in fünfzig Hauptstädten bestätigt gesehen. Ob es einem passte oder nicht, sein Land war das mächtigste der Welt. Einst war den Römern diese zweifelhafte Ehre zuteil geworden. Sie hatten den Hass mit rücksichtsloser Waffengewalt beantwortet.
    Noch vor hundert Jahren war das britische Empire die Nummer eins gewesen, und es hatte auf den Hass mit ungerührter Verachtung reagiert. Jetzt waren es die Amerikaner, und sie zermarterten sich das Hirn darüber, was schief gelaufen war. Der gelehrte Jesuit und Geheimagent hatte für sich längst eine Entscheidung getroffen. Er wollte zur Verteidigung seines Landes alles tun, was er für notwendig hielt. Und wenn er dereinst vor seinen Schöpfer trat, würde er ihn um Vergebung bitten. Doch bis es so weit war, wollte er es den Amerikahassern so schwer wie nur möglich machen.
    Als er in sein Büro kam, erwartete ihn Kevin McBride mit finsterem Gesicht.
    »Unser Freund hat sich gemeldet«, sagte er. »Er tobt und schiebt Panik. Er glaubt, dass jemand hinter ihm her ist.«
    Devereaux dachte nach. Nicht über den Mann, der sich beschwert hatte, sondern über Fleming vom FBI.
    »Zur Hölle mit dem Kerl«, sagte er. »Der Teufel soll ihn holen. Ich hätte nicht gedacht, dass er es tun würde, noch dazu so schnell.«

22
    Die Halbinsel
    E s gab eine abhörsichere Computerverbindung zwischen der bewachten Enklave an der Küste der Republik San Martin und einem Rechner in McBrides Büro. Wie Washington Lee arbeitete McBride mit dem Programm Pretty Good Privacy und benutzte Schlüssel, die nicht zu knacken waren und den Nachrichtenverkehr vor neugierigen Blicken schützten.
    Devereaux las den vollständigen Text der Nachricht aus dem Süden. Sie stammte offensichtlich vom Sicherheitschef des Anwesens, dem Südafrikaner Van Rensberg. Das Englisch war

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