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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Verfügung stehenden fünfzehnhundert Meter einnahm. Zum Anwesen hin
war die Piste mit einem Maschendrahtzaun gesichert, der den gesamten Flugplatz nebst Hangar, Werkstätten, Treibstofflager, Generatorenhaus und allem anderen umgab.
    Dexter schätzte die Länge des Hangars auf dreißig Meter, und ausgehend von diesem Wert, konnte er mit einem Zirkel Entfernungen zwischen zwei Punkten ermitteln und markieren. Auf diese Weise errechnete er, dass ungefähr zwölfhundert Hektar als landwirtschaftliche Fläche genutzt wurden. Anscheinend war hier im Lauf der Jahrhunderte durch Flugstaub, den der Wind auf die Halbinsel geweht hatte, und Vogelkot ein fruchtbarer Boden entstanden, denn neben grasendem Vieh konnte er auch üppige Felder mit einer Vielfalt von Früchten erkennen. Wer immer El Punto geschaffen hatte, sein Bestreben war es gewesen, hinter dem Schutzwall aus Klippen und Bergen eine vollständige Autarkie zu errichten.
    Für die Bewässerung sorgte ein Bach, der am Fuß des Steilhangs aus dem Berg kam und sich durch das Anwesen schlängelte, ehe er als Wasserfall ins Meer stürzte. Wahrscheinlich entsprang er auf dem Hochplateau im Landesinnern und bahnte sich unterirdisch einen Weg durch die Bergkette. Dexter notierte: »Schwimmen?« Später sollte er die Frage wieder streichen. Ohne vorherige Erkundung wäre es ein Wahnsinn, durch einen unterirdischen Tunnel zu schwimmen. Mit Schrecken erinnerte er sich an die Wasserverschlüsse im Tunnelsystem von Cu Chi, und die hatten nur eine Länge von wenigen Metern gehabt. Dieser hier konnte mehrere Kilometer lang sein, und er wusste nicht einmal, wo er begann. An dem einen Ende der Startbahn, hinter dem Zaun, war eine Siedlung zu erkennen, die aus rund fünfhundert kleinen weißen Klötzen bestand, ohne Zweifel Unterkünfte. Es gab Schotterwege, ein paar größere Gebäude, vermutlich Kantinen, und eine kleine Kirche. Es war eine Art Dorf, doch merkwürdigerweise tummelten sich auf den Wegen weder Frauen noch Kinder, obwohl auf den Feldern und bei den Scheunen Männer arbeiteten. Keine Gärten, kein Vieh.
Das Ganze erinnerte eher an eine Strafkolonie. Vielleicht, so überlegte er, waren die Leute, die für den Mann arbeiteten, nicht ganz freiwillig hier.
    Er richtete sein Augenmerk auf das eigentliche Landgut. Es umfasste Felder, Weiden, Scheunen, Getreidespeicher und eine zweite Siedlung aus flachen weißen Gebäuden. Vor einem stand ein Uniformierter, woraus Dexter schloss, dass es sich um Baracken für das Sicherheitspersonal, Wächter und Aufseher, handelte. Nach Aussehen, Anzahl und Größe der Unterkünfte und ihrer vermutlichen Belegungsdichte schätzte er allein die Zahl der Wächter auf ungefähr einhundert. In fünf weiteren, größeren Häusern mit Gärten wohnten wahrscheinlich die Führungskader und das fliegende Personal.
    Die Fotos und Dias erfüllten ihren Zweck, aber er brauchte mehr. Er musste sich ein räumliches Bild machen können und herausfinden, wie der Alltag auf der Hazienda organisiert war. Punkt eins erforderte ein maßstabsgetreues Modell der gesamten Halbinsel, Punkt zwei tagelange heimliche Beobachtung.
     
    Kevin McBride flog am nächsten Morgen mit BWIA vom New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen direkt nach Georgetown, Guyana, wo er um vierzehn Uhr landete. Die Abfertigung am Flughafen ging reibungslos vonstatten, und da er nur leichtes Handgepäck mit dem Nötigsten für eine Übernachtung dabeihatte, saß er bald in einem Taxi.
    Die Firma Lawrence Aero Services war leicht zu finden. Das kleine Büro lag in einer Seitengasse der Waterloo-Straße. Der Amerikaner klopfte mehrmals, erhielt aber keine Antwort. In der feuchten Hitze wurde sein Hemd schweißnass. Er spähte durchs Fenster und pochte erneut.
    »Keiner da, Mann!«, rief eine Stimme hinter ihm. Der Sprecher war alt und bucklig. Er hockte ein paar Türen weiter in einer schattigen Ecke und fächelte sich mit einem Palmwedel Luft zu.
    »Ich suche George Lawrence«, sagte der Amerikaner.

    »Brite?«
    »Nein, Amerikaner.«
    Der Alte überlegte, als hänge es von der Nationalität ab, ob Charterpilot Lawrence zu sprechen sei.
    »Ein Freund von Ihnen?«
    »Nein. Ich wollte sein Flugzeug mieten, aber ich kann ihn nicht finden.«
    »Ist seit gestern nicht mehr hier gewesen«, sagte der Alte. »Seit sie ihn geholt haben.«
    »Wer hat ihn geholt, mein Freund?«
    Der Alte zuckte mit den Schultern, als sei die Entführung von Nachbarn etwas Alltägliches.
    »Die Polizei?«
    »Nein. Die

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