Der Raecher
übertrieben förmlich, wie von jemandem, der sich seiner Zweitsprache bediente.
Der Inhalt war nur zu klar. Es ging um die Piper Cheyenne, die am Morgen zuvor die Hazienda zweimal überflogen hatte, zuerst ostwärts in Richtung Französisch-Guyana und zwanzig Minuten später in der entgegengesetzten Richtung. Jemand hatte im rechten Fenster ein Kameraobjektiv in der Sonne aufblitzen sehen und sogar die Registriernummer erkannt, als die Maschine in geringer Höhe über den Bergsattel geflogen war.
»Kevin, finden Sie das Flugzeug. Ich muss wissen, wem es gehört, wer es gestern geflogen hat und wer der Passagier gewesen ist. Und Beeilung.«
In seiner anonymen Wohnung in Brooklyn hatte Cal Dexter die zweiundsiebzig Fotos entwickelt und davon so große Abzüge gemacht, wie er konnte, ohne dass sie unscharf wurden. Von
denselben Negativen hatte er zudem Dias angefertigt, die er zum genaueren Studium auf eine Leinwand projizieren konnte.
Die Abzüge hatte er zu einer Karte zusammengeklebt, die im Wohnzimmer eine ganze Wand einnahm und von der Decke bis zum Fußboden reichte. Stundenlang saß er davor und studierte sie, wobei er immer wieder ein Detail mit dem entsprechenden Dia verglich. Auf den Dias waren die Einzelheiten deutlicher zu erkennen, doch nur die Wand lieferte ein Gesamtbild. Wer immer für das Projekt verantwortlich zeichnete, er hatte viel Geld und Grips darauf verwendet, die vormals unbewohnte Halbinsel zu einer uneinnehmbaren Festung auszubauen.
Die Natur hatte ihm dabei geholfen. Die Landzunge war ganz anders beschaffen als das Hinterland mit seinem feuchtheißen Dschungel, der weite Teile der kleinen Republik bedeckte. Wie die Klinge eines Dolchs ragte sie aus der Küste heraus, war auf der Landseite aber durch die Bergkette geschützt, die urzeitliche Kräfte vor Jahrmillionen aufgeworfen hatten.
Die Kette reichte von Ufer zu Ufer, und an den beiden Enden stürzten Klippen senkrecht ins blaue Meer. Niemand konnte sie umrunden und vom Dschungel aus auf die Halbinsel spazieren.
Auf der landeinwärts gelegenen Seite stiegen die Hügel aus der Küstenebene sanft auf über dreihundert Meter an, und die Hänge waren dicht bewaldet. Hinter dem Kamm, auf der Seeseite, endeten sie in einem Schwindel erregenden Steilabbruch, der völlig kahl war. Ob von Natur aus oder durch Menschenhand, war unklar. Jedenfalls war vom Anwesen aus mit einem Fernglas leicht zu erkennen, ob jemand versuchte, auf der verbotenen Seite hinabzuklettern.
Es gab nur einen Bergsattel oder Pass in der Hügelkette. Ein schmaler Weg führte aus dem Hinterland zu ihm hinauf und wand sich dann in Serpentinen den Steilhang bis zu dem Anwesen hinunter. Auf der Passhöhe stand ein Wachhaus mit Schranke. Dexter hatte es zu spät bemerkt, erst als es plötzlich unter seinem Fenster aufgetaucht war.
Er erstellte eine Liste der Ausrüstungsgegenstände, die er benötigte. Das Hineingelangen war kein Problem. Aber mit der Zielperson wieder herauszukommen, das grenzte angesichts der kleinen Armee von Wachleuten ans Unmögliche.
»Die Maschine gehört einer Ein-Mann-Firma in Georgetown, Guyana, und ist ihre einzige«, sagte Kevin McBride am selben Abend. »Lawrence Aero Services. Eigentümer und Geschäftsführer ist der guyanische Staatsbürger George Lawrence. Alles sieht ganz legal aus, eine Charterfirma für Ausländer, die ins Landesinnere oder, wie in unserem Fall, an der Küste entlangfliegen wollen.«
»Haben Sie die Telefonnummer von diesem Lawrence?«, fragte Devereaux.
»Selbstverständlich. Hier.«
»Haben Sie ihn angerufen?«
»Nein. Die Leitung wäre nicht geschützt. Und warum sollte er mit einem wildfremden Menschen am Telefon über einen Kunden sprechen? Er könnte ihn warnen.«
»Da haben Sie Recht. Sie müssen hinfliegen. Nehmen Sie einen Linienflug. Lassen Sie sich von Cassandra einen Platz in der nächsten Maschine buchen. Machen Sie Lawrence ausfindig. Schmieren Sie ihn, wenn nötig. Finden Sie heraus, wer unser neugieriger Freund mit der Kamera ist und was er dort wollte. Haben wir eine Station in Georgetown?«
»Nein, aber gleich um die Ecke in Caracas.«
»Benutzen Sie Caracas für einen abhörsicheren Nachrichtenverkehr. Ich kläre alles Weitere mit dem Stationschef.«
Beim Studium der wandfüllenden Fotomontage wanderte Cal Dexters Auge vom Steilabbruch zu der Halbinsel, die den schlichten Namen El Punto trug. Am Fuß des Hangs befand sich die Start- und Landebahn, die zwei Drittel der zur
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