Der Räuber Hotzenplotz
neues
Zauberbuch?«
»Nein, ein Dienstbote!«
»Ha!«, rief der große Zauberer Zwackelmann, »wirklich? Ein Dienstbote? Ist er aber auch dumm genug?«
»Dümmer geht's nicht mehr«, sagte der Räuber Hotzenplotz.
»Und wo hast du ihn?«
»Hier im Sack steckt er!«
Hotzenplotz knüpfte die Schnur auf, mit der er das obere Ende des Sackes zugeschnürt hatte. Der Sack glitt herunter, zum Vorschein kam Kasperl mit Seppels Hut auf dem Kopf.
Petrosilius Zwackelmann schnackelte mit den Fingern und zauberte seine Brille herbei. Er setzte sie auf die Nase und musterte Kasperl durchdringend. Kasperl machte das dümmste Gesicht, das er machen konnte.
»Ist er so dumm wie er aussieht?«, fragte der große Zauberer Zwackelmann.
»Mindestens«, sagte Hotzenplotz.
»Das ist gut«, sagte Zwackelmann, »das ist sehr gut! Wie heißt er denn?«
»Seppel.«
»Aha. – Also, Seppel, ich nehme dich. Kannst du Kartoffeln schälen?«
»Natürlich, Herr Schnackelmann!«
Petrosilius Zwackelmann brauste auf.
»Du verdrehst meinen Namen, Kerl?«, rief er zornig. »Ich bin auch nicht einfach ein Herr, ich verlange von dir die Anrede ›Großer Zauberer Petrosilius Zwackelmann‹! Merk dir das ein für allemal!«
»Sehr wohl, großer Zauberer Zeprodilius Wackelzahn!«, sagte Kasperl ganz unschuldig.
»Pech und Schwefel!«
Der große Zauberer packte Kasperl am Kragen und beutelte ihn gewaltig durch.
»Glaubst du, ich dulde es, dass du dich über mich lustig machst? Soll ich dich auf der Stelle in einen Affen verzaubern oder in einen Regenwurm?«
Petrosilius Zwackelmann schnackelte mit den Fingern – und schwuppdich!, hielt er den Zauberstab in der Hand. Aber Hotzenplotz ließ es nicht zu, dass er Kasperl verzauberte. Er fiel Zwackelmann in den Arm und beschwichtigte ihn.
»Seppel verdreht deinen Namen nicht absichtlich, alter Freund! Er merkt sich ihn nicht, er ist einfach zu dumm dazu!«
»Ach so?«, meinte Petrosilius Zwackelmann und dann lachte er.
»Hotzenplotz!«, rief er, »ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin! Dieser Seppel gefällt mir, er ist wie geschaffen für meinen Haushalt! Ich bringe ihn rasch in die Küche, dort mag er Kartoffeln schälen. Dann wollen wir beide in aller Ruhe über den Preis reden.«
»Reden wir lieber gleich darüber!«, sagte der Räuber Hotzenplotz.
»Auch gut! Ich biete dir – sagen wir: einen halben Sack Schnupftabak!«
»Einen halben?«, entgegnete Hotzenplotz, »ist das nicht etwas wenig für einen ganzen Dienstboten?«
»Schön«, sagte Petrosilius Zwackelmann, »du bekommst einen ganzen Sack. Topp?«
Damit streckte er Hotzenplotz seine rechte Hand hin.
»Topp!«, sagte Hotzenplotz und schlug ein. »Von jetzt an kannst du mit Seppel tun, was du willst, er gehört dir nun!«
Wohl bekomm's!
Ein nächtliches Abenteuer
Den Rest des Tages verbrachte Kasperl in Zauberer Zwackelmanns Schlossküche beim Kartoffelschälen. Der große und böse Zauberer konnte von diesen ersten Kartoffeln, die er nicht selbst zu schälen brauchte, gar nicht genug kriegen. Zu Mittag vertilgte er sieben Schüsseln Kartoffelbrei und zum Abendbrot sechseinhalb Dutzend Kartoffelklöße in Zwiebeltunke. Kein Wunder, dass er an diesem Abend bei bester Laune war!
Endlich erhob er sich von der Tafel, klopfte Kasperl leutselig auf die Schulter und sagte:
»Genug für heute! Nun will ich dir deinen Schlafplatz zeigen. Komm mit, Seppel!«
Kasperl folgte dem großen Zauberer Petrosilius Zwackelmann über den Flur in ein kleines Zimmer. Dort standen ein leeres Bettgestell und ein Waschtisch.
»Dies ist deine Kammer, Seppel, hier wirst du schlafen.«
»Hier? Auf dem leeren Bettgestell?«, fragte Kasperl.
»Geduld!«, sagte Petrosilius Zwackelmann.
Er schnackelte mit den Fingern: Da lag auf dem eisernen Bettgestell – wie er dahingekommen war, konnte Kasperl nicht sagen – ein dicker Strohsack. Dann schnackelte Zwackelmann gleich noch ein zweites, ein drittes und viertes Mal: Auf dem Strohsack lagen nun auch ein Leintuch, ein Federbett und ein Kopfkissen.
»So, das wird reichen!«, sagte der große Zauberer. »Ich begebe mich nun zu Bett. Gute Nacht, Seppel!«
»Gute Nacht, großer Zauberer Eprolisius Dackelschwanz!«
Zwackelmann schritt von dannen. Er hatte sein Schlafgemach droben im Schlossturm, im fünften Stock. Aber Kasperls Kammer lag ebenso wie die Küche im Erdgeschoss.
Wenn man zum Fenster hinausschaute, blickte man in den Kräutergarten. Dahinter begann der Wald.
Und das Fenster
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