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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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können Sie nicht aus der Welt schaffen«, entgegnete der andere; »denn wenn Sie es könnten, so würden Sie es längst getan haben. Ich will meine Schwester sehen, die Sie hier eingesperrt halten und deren Gemüt Sie mit Ihren schlauen Geheimnissen und Ihrer angeblichen Liebe für sie vergiften, während sie sich auf Ihr Geheiß zu Tode arbeiten muß, damit Sie jede Woche etliche schäbige Schillinge dem Gelde beifügen können, das Sie ohnehin kaum zu zählen imstande sind. Ich bestehe darauf, sie zu sehen, und werde meinen Willen durchzusetzen wissen.«
    »Ein feiner Moralist, der von vergifteten Gemütern spricht!
Ein hoher Geist, der über schäbige Schillinge spottet!« rief der alte Mann, sich von ihm ab- und an mich wendend. »Ein Elender, Sir, der jeden Anspruch verwirkt hat nicht nur an diejenigen, die das Unglück haben, durch die Bande des Bluts mit ihm verbunden zu sein, sondern an die ganze menschliche Gesellschaft, der er nur durch seine Übeltaten bekannt ist. Noch obendrein ein Lügner«, fügte er mit leiser Stimme hinzu, indem er mir näher rückte, »der recht wohl weiß, wie teuer sie mir ist, und mich sogar in dieser Herzenssache zu verwunden sucht, weil ein Fremder dabei ist.«
    »Ich mache mir nichts aus Fremden, Großvater«, sagte der junge Bursche, der die letzten Worte aufgefangen hatte, »weil es auch hoffentlich umgekehrt der Fall ist; denn sie können nichts Besseres tun als für ihre eigenen Angelegenheiten sorgen und mir die meinigen überlassen. Draußen harrt einer meiner Freunde, und da es den Anschein hat, als ob ich noch einige Zeit warten müßte, so will ich ihn mit Ihrer Erlaubnis hereinrufen.«
    Mit diesen Worten trat er in die Tür, sah die Straße hinab und winkte mehrere Male einer uns unsichtbaren Person, die – der ungeduldigen Miene zufolge, mit der die Winke begleitet wurden – einer ziemlichen Überredung zu bedürfen schien, um näher zu kommen. Endlich schlenderte von der andern Seite des Weges herüber – sich den lächerlichen Anschein gebend, als gehe sie nur zufällig vorbei – eine Gestalt, die durch ihre schmutzige Eleganz besonders auffiel; unter vielem Stirnrunzeln und Kopfschütteln, wie wenn sie der Einladung nur unwillig folgte, kam sie endlich heran und trat in den Laden.
    »So. Dies ist Dick Swiveller«, sagte der junge Bursche, indem er seinen Freund hereinzog. »Setz dich, Swiveller.«
    »Ist es aber auch dem alten Manne recht?« entgegnete Herr Swiveller leise.
    »Setz dich!« wiederholte sein Kamerad.
    Herr Swiveller willfahrte und bemerkte, indem er mit einem versöhnenden Lächeln um sich blickte, daß die letzte Woche eine schöne Woche für die Enten gewesen wäre und die gegenwärtige eine schöne für den Staub sei. Ferner berichtete er, daß er, während er an der Straßenecke gewartet, ein Schwein mit einem Strohwische im Maul habe aus einem Tabakladen herauskommen sehen, aus welchem Umstande er prophezeite, daß bald wieder eine schöne Woche für die Enten kommen werde; denn sicherlich sei Regen zu erwarten. Sodann ersah er die Gelegenheit, sich wegen der Nachlässigkeit, die allenfalls in seinem Anzug bemerklich sein dürfte, zu entschuldigen, weil er »die letzte Nacht zu sehr die Sonne in den Augen gehabt habe«, ein Ausdruck, mit dem er seinen Zuhörern auf die zarteste Weise von der Welt andeuten wollte, daß er schwer betrunken gewesen sei.
    »Doch«, fuhr Herr Swiveller mit einem Seufzer fort, »was will das heißen, solange das Feuer der Seele seinen Zündstoff von dem Kerzenlichte der Geselligkeit erhält und der Fittich der Freundschaft nie eine Feder verliert! Was will das heißen, solange der Geist sich erweitert unter dem Einflusse des rosigen Weines und der gegenwärtige Augenblick der wenigst glückliche unseres Daseins ist!«
    »Du brauchst hier keine Präsidentenrolle zu spielen«, sagte sein Freund halb abgewandt.
    »Fritz«, rief Herr Swiveller, mit dem Finger seine Nase berührend, »ein Wort ist für den Weisen zureichend! Wir können ohne Reichtümer gut und glücklich sein, Fritz. Du brauchst keine Silbe mehr zu reden. Ich kenne mein Stichwort – es heißt Schlauheit. Nur noch ein Wort ins Ohr, Fritz: Ist der alte Mann freundlich?«
    »Kümmere dich nicht darum!« versetzte sein Freund.
    »Abermals recht, ganz recht«, sagte Herr Swiveller. »Es gilt Vorsicht, und vorsichtig wollen wir auch handeln.«
    Mit diesen Worten blinzelte er, als sei er im Besitz irgendeines tiefen Geheimnisses; dann schlug er die Arme

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