Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Anna. Tu diesem Mann nicht weh«, flüsterte er.
Anna sah Amabo mit tödlichem Blick an. »Es wird dir ergehen, wie es dem letzten Berater Noranas erging«, flüsterte das Mädchen. »Noranas Gehirn verriet mir Muscons Hinrichtung am heutigen Morgen!«
Kurz darauf, auf dem Flur, den sie eilig durchschritten, fragte M.A.M.I.: »Anna, kannst du mir bitte erklären, warum du diesen netten Herrn mit dem Getränk geduscht hast?«
»Ich dachte, er hätte Durst gehabt, Mami. Es war ganz aus Versehen.« Mehr sagte Anna nicht.
*
Gladiola lächelte. Lange hatte die Gemeinschaft warten müssen, bis sich die beiden Schiffe endlich näherten.
Adam schwebte in unmittelbarer Nähe seiner Frau. Gemeinsam blickten sie in einen Raum der ROOKATOR. Auf Liegen ruhten vier Kinder. Sie lauschten der feinen Gesangsstimme einer äußerst merkwürdigen und doch nicht unattraktiven Roboterfrau. Das kleinste Kind schlief bereits.
Alyta näherte sich. »Wenn ein paar dumme Dinge sich nicht so ergeben hätten, dann wäre ich zweifellos ein guter Urgroßvater gewesen«, gab er von sich.
Adam und Gladiola hörten über den Spruch Alytas hinweg.
»Sie haben eine Mami gebraucht. Und Malte hat sich eine geschaffen. Er hat ein so kindliches Gemüt«, stellte Gladiola fest.
Amelia schwebte heran. »Meine Meinung ist: Lasst sie ziehen, so dass sie bald die Erde erreichen.«
»Siehst du das?«, fragte Adam und zeigte auf Annas rechte Hand.
Selbstverständlich hatte Gladiola beobachtet, dass die rechte Hand der Tochter von der linken Hand eines anderen Jungen gehalten wurde.
»Wir werden wohl doch noch einige Generationen warten dürfen, um in den Vierten Distrikt zu gelangen«, stellte Amelia fest.
Sinep wunderte sich. »Ist das Ungeduld, die ich aus deinen Gedanken entnehme, Mami? Wir haben doch kein Zeitgefühl!«
»Sie schlafen alle«, sagte Adam. Und es schien fast, als versuche er zu flüstern. »Wir sollten sie jetzt nicht wecken!«
Gladiola schwieg lange Zeit. »Lasst sie ziehen«, flüsterte sie schließlich. »Ich weiß nun, meine Zwillinge sind wohlbehütet. Stoppt die Schiffe nicht.«
Der Synus hatte entschieden.
*
Die Roboterfrau beendete den leisen Gesang und blickte sich um. Sie legte die Wäsche der Kinder ordentlich zusammen, räumte noch ein wenig auf, stellte sich neben die Tür und löschte das Licht.
Fast gleichzeitig tauchten die beiden Schiffe in den Übergang ein. Hannsen erwartete, dass sie sofort wieder in einem schwarzen Brei feststecken würden. Doch er täuschte sich.
Von einem Moment auf den anderen befanden sich die EUROPANIA und die ROOKATOR auf direktem Weg zur Erde.
Zurück auf der Erde
M.A.M.I. stand regungslos auf einer schmalen Plattform unweit des hellen Sandstrandes, der die Insel Sandokahn fast komplett umgab, und beobachtete die Kinder am Strand.
Sie hatte an diesem Tag sehr zeitig den Unterricht der Kinder beendet, denn sie empfand das Wetter als besonders angenehm. Doch die Sonne schien hier fast jeden Tag.
Die Roboterfrau musste auf sich selbst Rücksicht nehmen, denn der Sand und das Salzwasser setzten ihr mächtig zu.
Malte saß in der Nähe und programmierte sein Minidatenbuch. Ihm war Ruhe verordnet worden, denn die Narbe auf seiner Brust verheilte mehr schlecht als recht.
»Mal angenommen«, flüsterte Malte, ohne zu M.A.M.I. hinaufzuschauen, »Anna hätte das Gehirn dieses Typen zerquetscht wie eine überreife Mango, was wäre dann geschehen?«
»Ist das eine mathematische Aufgabe, Malte?«, fragte die Roboterfrau.
»Nein, ist es nicht.« Der Junge grub seine Zehen in den warmen Sand. »Anna war fast dazu bereit, ihm etwas anzutun. Dieser Amabo hat problemlos die Position Insaidias eingenommen. Es ist durchaus denkbar, dass alles so läuft wie bisher.«
»Die Grooritter werden weitere Schandtaten verhindern«, entgegnete M.A.M.I. mit fester Stimme.
»Sie konnten nicht einmal verhindern, dass die Sendestation von Zo Fu Tan zerstört wurde.« Nun schaute der Junge hinauf und wurde von der Sonne geblendet. »Hätte Anna Amabo ausgeschaltet, hätte sie den Kreislauf des Bösen durchbrochen, oder?«
»Sie hätte eine winzige Kerbe in die Rinde eines dicken, alten Baumes geschlagen. Die Kerbe hätte den Baum nicht gefällt, sie wäre bald schon verwachsen.«
Malte staunte. »Können wir also gar nichts gegen die Ungerechtigkeit tun?«
Die Roboterfrau beugte sich nach unten und fuhr Malte mit ihrer rechten Hand durch die Haare. »Ihr habt unglaublich viel getan. Erinnerst du
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