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Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Titel: Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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glänzende Kugel, nahm sie mit spitzen Fingern an sich, hielt sie ins Licht der Laterne, betrachtete die holografische Sicherheitsprägung und biss gierig hinein.
    Fau Holl nickte zustimmend, denn auch die Ikonier prüften die Echtheit des Goldes mit einem Biss. Der M’baganianer zuckte plötzlich zusammen, doch der dicke Erdenmensch klopfte ihm nur lächelnd auf die Schulter, ließ den Kram in der Tasche verschwinden und sagte: »Ein schöner Kram ist das. Wo auch immer er herkommt. Er sei mein Gast und möge sich satt essen und trinken. Ein Schlafgemach sei Ihm ebenso gewährt.« Er zog Fau Holl mit in die Gaststube.
    Da gab es nur zwei grob gezimmerte hölzerne Tische. Den Außerirdischen wunderte es nun nicht mehr, dass der Orbit des Planeten leer war. Er schlich dem dicken Erdenmensch hinterher, der mit einem feuchten Tuch einen Platz reinigte. »Hier könnt Ihr dinieren, mein Herr.«
    Bevor sich Fau Holl setzte, fragte er den Dicken flüsternd: »Ich bin doch auf der Erde, oder?«
    »Er ist nicht in der Hölle und Er ist nicht im Himmel, auch wenn Er sich so fühlen dürfte mit dem Schatz, den Er besitzt. Er ist wahrhaftig auf der Erde. – Was will Er zu sich nehmen?« Der Wirt legte sich ein Tuch über den fetten Unterarm. »Er möge sich bald entscheiden, ehe ich für Napoléon Bonaparte in den Krieg ziehe.«
    »Napoléon Bonaparte?« Fau Holl versteckte die Hände so gut es ging unter dem Tisch. Ihm gegenüber saßen zwei ältere Erdenmenschen, recht vornehm gekleidet, mit runden großen Hüten auf den Köpfen. Vor ihnen standen Bretter auf dem Tisch, auf denen Knochen von Lebewesen lagen. Der Magen des M’baganianers spielte für kurze Zeit verrückt. »Bring mir nur etwas Flüssiges mit einem Trinkwasseranteil von über neunzig Prozent.«
    Für einen Moment verzog der Dicke sein Gesicht, trat an einen höheren Tisch, nahm einen blechernen Becher und goss Wein hinein. Den Becher stellte er seinem ungewöhnlichen Gast vor die große Nase. »Der Wein wird mit Wasser gemacht. Möge es Ihm wohl bekommen!«
    Fau Holl schüttelte den Kopf, was einem Dank gleichkam, auf den Wirt jedoch wie eine Ablehnung wirkte. Daher wendete dieser sich enttäuscht ab.
    Zunächst blickte Fau Holl den Becher lange Zeit regungslos an. Dann endlich griff er zu und schlürfte über die Membrane seiner langen Zunge das angenehm frisch schmeckende rote Getränk in sich hinein. Die Wirkung des Alkohols war für M’baganianer typisch: Seine Füße wurden glühend heiß und ließen die Feuchtigkeit des Körpers aus seiner Kleidung dampfen.
    Die beiden Herren am Tisch interessierte das herzlich wenig. Sie waren in ein Gespräch vertieft und beachteten Fau Holl nicht.
    »Es scheint mir eine unerwartet vielzählige Auflage des Goethe, die Ihr drucken ließet«, sprach der eine und hielt einen ungewöhnlichen Gegenstand in den Händen, den er nun öffnete und der sich dem M’baganianer als ein visueller Textdatenspeicher offenbarte.
    Fau Holl streckte den Hals, um den er eine Strahlenschutz-Manschette trug, die seinen Tropf versteckte und schützte. Solch ein Textdatenspeicher könnte später beweisen, dass er tatsächlich auf der Erde gewesen war! Neugierig lauschte er.
    »Es sind zweitausend an der Zahl. Die letzten werden heute in feines Leder gebunden«, meinte der zweite vornehme Herr. »Wir werden ein gutes Geschäft damit machen, Ihr werdet sehen, mein Freund. Ludwig van Beethoven hat eine Musik zum Egmont geschrieben, in Bälde soll das Schauspiel aufgeführet werden. Daselbst wohl werden sich die Bücher fast von allein verkaufen.«
    »Das Trauerstück des Herrn Goethe ist aber auch allzu gut, nicht wahr?«
    »Ihr werdet sehen, die Herrschaftlichkeiten werden das Buch besitzen wollen. Euer Einsatz wird sich in kurzer Zeit verhundertfachen«, sprach der andere.
    Fau Holl hatte sich etwas Mut angetrunken. Der Alkohol des Weines verteilte sich rasch in seinem Körper. Mit übertrieben lauter Stimme sagte er daher: »Oh! Sagt, ist das wahrhaft ein Goethe?«
    Erstaunt blickten die beiden Herren den Außerirdischen an. Er machte ihnen keineswegs einen hochwohllöblichen oder gar adligen Eindruck.
    »Sagt, kennt Ihr den wohllöblichen Johann Wolfgang von Goethe?«
    »Selbstverständlich kenne ich ihn!«, antwortete Fau Holl. »Würdet Ihr mir diesen Textdatenspeicher wohl überlassen können?«
    »Mein Herr, was meint Ihr mit Textdaten-Ding? Ihr wollt den Egmont kaufen? Das Buch ist noch nicht verkäuflich. Und außerdem ... Eure Taler

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