Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
gähnte. »Sehr laut hast du gesprochen.«
Das Mädchen hob den Oberkörper ein Stück an und ließ sich wieder fallen. »Mein Kopf«, stöhnte es. »Was haben sie nur getan?«
»Sie?«
»Das verstehst du nicht«, flüsterte Anna.
Malte kniff der Schwester in die Rippen und kitzelte sie, während die sich im Bett lachend hin und her warf. »Immer sagst du, dass ich nichts verstehe!«, schimpfte er. »Dabei versuchst du erst gar nicht, mir irgendetwas zu erklären!«
»Hör auf! Hör auf!« Anna kroch aus dem Bett und beruhigte sich nur allmählich. »Ich verstehe die Dinge ja selbst kaum.«
Erneut näherte sich Malte der Schwester. Doch diesmal ging er an ihr vorüber und zog sich eine kurze Hose an. »Du warst also im Synus?«
»Ja, ich war im Synus.« Anna gab Malte das deutliche Zeichen, sich umzudrehen. Blitzschnell schlüpfte sie aus dem dünnen Nachthemd und kleidete sich an. »Es war jemand da. Er heißt Fau Holl. Er ist M’baganianer. Er könnte noch existieren. Es gibt einen zweiten Übergang in diesen Distrikt. Doch der soll nicht permanent da sein. Sie sagten ..., sie erklärten ...«, sprach Anna währenddessen.
Als Malte sich traute, die Schwester wieder anzusehen, stand diese bereits mit einer derben Haarbürste vor dem Spiegel und kämmte sich. »Sie sagten ... was?«
»Es gibt eine Lebensform, unvergleichbar mit Menschen oder Ikoniern ... Ich sah nur Umrisse, Muutaapa kennt sie, man nennt sie die Heiden. Sie leben in anderen Dimensionen.«
»Ich kapiere überhaupt nichts«, stellte Malte fest.
»Das habe ich doch gesagt. Du verstehst das nicht!« Anna warf die Haarbürste einfach auf ihr Bett.
So leicht wollte Malte nicht aufgeben. Er stand plötzlich vor der Schwester, legte die Hände auf ihre Schultern und flüsterte. »Bitte, Anna, erkläre es mir!«
»Ich ...« Endlich lächelte das Mädchen, jedoch aus einem anderen Grund. »Später«, sagte es. »Baba kommt.«
Im selben Moment klopfte es sanft.
»Seid ihr munter?«, fragte Baba.
»Komm rein!«, rief Anna.
»Wisst ihr es schon?«, fragte Baba, während er in das Zimmer trat.
»Was?«, fragte Malte.
Die hydraulischen Geräusche von M.A.M.I. näherten sich. »Guten Morgen, Kinder! Ihr solltet jetzt eure Nahrung zu euch nehmen. Ich empfehle, viel zu trinken. Die klimatischen Bedingungen des heutigen Tages werden euren Körpern viel Flüssigkeit entziehen.«
Anna reagierte nicht. Ganz langsam ging sie in die Knie, während sie sich die Fäuste gegen die Schläfen drückte. Als sie endlich aufschaute, wurde sie von Malte, Baba und M.A.M.I. angestarrt. Tränen traten aus den Augen des Mädchens, liefen langsam über ihre grünen Wangen und tropften auf den Boden. »Fau Holl ist es. Er ist auf dem Weg zu uns. Der Synus ließ ihn passieren.«
Malte blinzelte aufgeregt.
»Wie? Was?«, fragte er und blickte Baba fragend an.
»Das wäre das Neue gewesen. Ein unbekanntes Schiff nähert sich der Erde und hat um Kontakt zu euch gebeten.«
Mit dem Schlachtruf »Ich habe großen Hunger!« kam Keko in den Raum gehüpft. Er sprang auf den Rücken von M.A.M.I., die den Jungen mit einem Arm festhielt, während sie Anna mit dem anderen Arm aufhalf. Durch die Berührung Annas erkannte die Roboterfrau sogleich, mit welchen Stoffen sie Annas Frühstück anreichern musste.
*
Lunken sah das blaue Licht nur für den Bruchteil einer Sekunde. Der Yaos-Junge streifte seine Kletterschuhe über und begann sogleich damit, den Kyosbaum zu erklimmen. Als er endlich oben angelangt war, fand er Reese vor, die auf einem Ast saß und Kyosbeeren pflückte, gerade so, als hätte es das blaue Licht nie gegeben.
»Das ist mein Baum, Lunken!«, beschwerte sich das Mädchen ließ ihre Beine baumeln .
Der gleichaltrige Junge stand auf demselben Ast und blickte weiter hinauf in die Krone. »Ich bin nicht zum Pflücken heraufgekommen«, flüsterte er. »Das blaue Licht hat mich gelockt.«
»Du hast geträumt, Lunken«, erwiderte Reese. »Hier ist kein blaues Licht.«
Behutsam ließ sich der Junge neben Reese nieder.
»Ich habe nicht geträumt«, sprach er.
Reese beobachtete Lunken eine Weile ganz genau. Sie wusste, dass er ihr ständig hinterherschlich und gern ihr Freund gewesen wäre. Doch sie war eine Eigenbrötlerin, nach Freundschaften – noch dazu mit einem Jungen – stand ihr nicht der Sinn. Was ihr jedoch unangenehm aufstieß, war, dass Lunken mehr wusste, als er zu erkennen gab. Sie fand das gespeicherte Bild des Thronarios in seinem
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