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Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Titel: Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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kaum ein Yaos glauben wollte. Sie redete von Distrikten und Menschen auf anderen Planeten, von seltsamen Wesen, die sie ›Ikonier‹ nannte, von Kriegen und Feindschaft und von schlichtweg übermenschlichen Wesen, denen sie den Namen ›Synusier‹ gab. Von wem sie diese Informationen erhalten hatte, wollte Reese nicht preisgeben. Die meisten Yaos schoben es auf Reeses ausgeprägte Phantasie. Doch dann und wann wusste das Mädchen auch von Dingen, die niemand ausgesprochen hatte.
    Keinem fiel es auf, dass sich Reese stets freiwillig zum Sammeln der Kyosbeeren meldete. An den Abenden arbeiteten die meisten Kinder gruppenweise für die Allgemeinheit und lernten so die praktischen Arbeiten kennen, die eines Tages ihren Lebensinhalt bestimmen würden.
    Die Kyosbäume standen paarweise an den Hängen der Berge und ragten weit hinauf in den Himmel. Es erforderte viel Geschick, mit speziellen Schuhen hinaufzuklettern, um die Beeren zu pflücken. Obendrein war das nur in den Nächten möglich. Nur nachts waren die Früchte hart. Am Tag waren sie so weich, dass man sie unmöglich pflücken konnte.
    Falius, der Lehrer, brachte die Freiwilligen am Abend zu jener Stelle jenseits der steinernen Brücke. »Seid achtsam, dass euch nichts passiert!«, rief er in die Runde. »In zwei Stunden trefft ihr wieder an dieser Stelle ein.« Reese wartete nicht lang. Sie rückte den Korb zurecht, den sie an einem Riemen auf dem Rücken trug, und entfernte sich schnell von der Gruppe. Mehrmals schaute sie sich um, ob ihr auch keines der Kinder folgte. Dann kroch sie einen steilen Hang hinauf und lief eilig zwischen hohen, immergrünen Büschen hindurch, bis sie weit oben am Horizont die drei Kyosbäume erblickte, deren gewaltige Kronen in vierzig Metern Höhe im Licht der Monde glänzten. Ihre Schritte wurden nun noch schneller, obwohl es steil bergauf ging. Reese schaute sich nicht noch einmal um.
    Am Stamm des mittleren Kyosbaumes kauerte das Mädchen nieder, ließ die Kletterschuhe aus dem Korb fallen, ohne ihn abzusetzen, zog die Lederpantinen von den Füßen, schlüpfte in die Kletterschuhe und band sie fest. Dann kontrollierte sie den Sitz des Kleides, das aus einem langen hellblauen Stoffband bestand und um ihren Körper gewickelt war, erfasst die erste Kletterknolle, die wie eine Stufe aus dem Baumstamm ragte, und begann den kraftzehrenden Weg hinauf.
    Minuten waren vergangen, als das Mädchen den ersten Ast erfassen konnte, sich hinaufschwang und einen Moment lang darauf ausruhte. Noch einmal schweiften ihre Blicke hinab – von hier aus konnte Reese große Teile der Ansiedlung überblicken –, dann kletterte sie weiter hinauf, sammelte die Beerentrauben ein, die sie erreichen konnte, und schaute immer wieder hinauf in die Krone.
    Endlich entdeckte sie das blaue Leuchten, das sich dort oben versteckt hatte, wo die Krone des Baumes am dichtesten war.
    »Ich bin froh, dass du hier bist«, flüsterte Reese und streckte ihre rechte Hand aus, während sie sich mit der linken Hand an einem Ast festhielt, bis die Fingerkuppen das fremde Wesen berührten, mit dem sich Reese Nacht für Nacht traf.
    »Ich kann nicht mit ansehen, was du tust«, sagte das Wesen in Reeses Sprache. »Es ist unverantwortlich, dass ihr Kinder solch einer Tätigkeit nachgehen müsst.«
    Reese lächelte. »Du musst dich nicht um mich fürchten, Faarii, mir wird nichts mehr passieren. Jetzt pass ich besser auf.« Das Mädchen hielt inne, lauschte und flüsterte: »Schnell, versteck dich! Lunken kommt!«

    *

    Amabo durchschritt die vierte Sicherheitskontrolle. Er befand sich weit im Inneren des Planeten Seido und bekam von den riesigen Industrieanlagen wahrlich nichts zu sehen.
    »Passieren!«, befahl eine automatische Stimme. Selbst dem Berater war es jedes Mal unheimlich, wenn er das Büro von Xulk betrat. Der Chef der Hauptniederlassung der Firma ZECK war die perfekte und perfide Nachahmung eines Ikoniers, maß jedoch die doppelte Höhe und bestand in seinem äußeren Mantel ausschließlich aus Edelmetallen. Seine Tentakel waren gleichzeitig höchst effiziente Waffen. Das weitläufige und bis in die letzte Nische ausgeleuchtete Büro war ein Sicherheitstrakt, den man ohne fremde Hilfe weder betreten noch verlassen konnte. Die Anlage selbst bewegte sich in einem Höhlenschlauch unter der Oberfläche Seidos jederzeit vorwärts oder zurück, so dass sich der Standort der Anlage unablässig änderte.
    Winzig fühlte sich Amabo, als Xulk auf ihn zukam, dessen Augen

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