Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Gehirn.
»Also hast du ihn gesehen«, sagte Reese. »Du hast mich belauscht und bist mir hinterhergeschlichen!«
»Woher weißt du das?« Lunken war stets verwundert, dass Reese immerzu alles wusste. Sie konnte schon am Morgen sagen, was am Tag geschehen würde. »Das Ding kann fliegen und reden, nur verstehe ich es nicht. Es stammt nicht von unserem Planeten, nicht wahr?« Lunken kniff die Augen zusammen.
»Du musst mir versprechen, dass du niemandem davon erzählen wirst. Sonst erzähl ich den anderen, dass du jede Nacht einmachst!«
Mit offenem Mund saß der Junge da. Niemand wusste von seinem Dilemma! Niemals hätte die Mutter einem anderen davon erzählt! »Ich versprech’s«, hauchte das Kind.
Reese beugte sich vor, so dass ihre Lippen Lunkens Ohr berührten. »Es ist ein fliegender Roboter. Er versteckt sich auf Proy-Drei. Sein Name ist Faarii. Er hat mir das Leben gerettet. Er ist mein Freund. Und eines Tages werde ich Speelz verlassen und mit ihm gehen.« Ihre Zähne bissen kurz in Lunkens Ohr. Der Junge zuckte und konnte gerade noch sein Gleichgewicht halten. »Zu niemandem ein Wort!«, forderte Reese erneut. »Und nun geh!«
Wortlos begann Lunken den Abstieg. »Darf ich ihn nicht sehen?«, flüsterte er.
»Später vielleicht. Aber nicht heute!«, zischte Reese ihm nach.
*
»Nehmen wir an ...« Fau Holl hatte die Beine auf einem Aggregat abgelegt und starrte in die kugelförmige Kanzelabdeckung der Steuerzentrale der FUGBUG. »Nehmen wir an, die im Rat der Planeten vertretenen Mitglieder zahlen für ein bestimmtes Projekt – zum Beispiel für eine Reparationszahlung nach dem bestialischen Gemetzel der Lecoh-Legionäre an den Ikoniern auf Lunanova – in einen Fond des Rates ein.«
»Das müssen wir nicht annehmen, das ist so«, verbesserte Tobobo.
»Nehmen wir weiter an, der Rat würde einen Teil davon für Lunanova ausgeben, für einen wesentlich größeren Teil aber würden Dinge bei der Firma ZECK eingekauft.«
»Dinge?«
»Ja, Dinge. Lass uns später darauf zurückkommen! – Diese Dinge bezahlt der Rat der Planeten an die ›Allgemeinnützliche Kooperation für interdistriktialen Handel‹. Der Chef der AKFIH legt die Kram in die Familienkasse, geht zu seinem Brüderchen Cropania und übergibt ihm den Wunschzettel des Bezahlenden, auf dem etliche Dinge stehen. Die Verwaltungsrechte der Finanzen des Rates liegen bei der Präsidentin und in deren Umfeld. Die wiederum hat viele politische und wirtschaftliche Probleme auf ihrem Planeten Universus. Insofern wäre es doch logisch, dass sie mit dem Geld des Rates notwendige Dinge für Universus einkauft, die auf Seido hergestellt und von der Firma ZECK nach Lunanova und anschließend nach Universus geliefert werden. Das würde bedeuten: Gewinn für ZECK, Gewinn für Universus. Nun wäre es doch höchst interessant zu wissen, was das für Dinge sind und ob es eventuell den einen oder anderen geben könnte, der mit Cropanias Familie mitverdient. – Oder?«
Tobobo beobachtete Fau Holl. »Du stellst mich auf die Probe?«, summte das Thronario schließlich. »Es ist doch einleuchtend, dass ZECK Waffen, Raumschiffe und Kriegsmaterial produziert. Ansonsten wäre der Name ›Organisation zur Erschaffung hochwertiger Verteidigungsmechanismen‹ nicht angebracht. Und falls deine andere Mutmaßung gleichbedeutend damit ist, dass ich kontrollieren soll, ob Amabo oder die Präsidentin Anteilseigner der Firma ZECK oder der AKFIH sind, so muss ich dir mitteilen, dass dies nicht der Fall ist. Alle Anteile beider Unternehmungen gehören der vornehmen ikonischen Familie Cropania.«
»Aber?«
»Ich habe nicht ›aber‹ gesagt!«, erklärte Tobobo betont.
»Du wolltest aber ›aber‹ sagen.«
Das Thronario widersprach vehement: »Nein, das wollte ich nicht.«
Fau Holl beobachtete die Kontrollinstrumente über sich. Doch er blickte durch sie hindurch. Eine Pause entstand. Tobobo prüfte die Navigationsanzeigen.
»Jedoch könnte es durchaus der Fall sein«, gab es schließlich eintönig von sich, »dass es universe Zuliefergesellschaften gibt, die Rohstoffe oder Bauteile an ZECK liefern und bei denen Amabo Anteile hat, so dass er schließlich doch mitverdient.«
Der M’baganianer erhob sich aus dem Sitz und baute sich direkt vor Tobobo auf, der in zwei Metern Höhe im Raum schwebte und grün schimmerte. »Nun hast du doch ›aber‹ gesagt!«
»Ich habe nicht ›aber‹ gesagt. Ich sagte ›jedoch‹.«
Zunächst schwieg Fau Holl, als warte er auf
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