Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
schenken!«
Die ikonische Gouvernante rekelte sich in ihrem Sessel. »Warum wusste ich bereits, dass du die Lüge um Reeses Leben sofort aufdeckst?« Nun erhob sie sich, stand kurz darauf neben Anna und blickte gleichfalls durch das Fenster zum Garten.
Malte flößte Reese, die wieder bei vollem Bewusstsein war, etwas Flüssigkeit ein. Er half ihr in den Sitz zurück und kniete neben dem Mädchen, während beide den Worten von Inastasia lauschten. „Ich war noch ein kleines, unbedarftes Mädchen, als mich mein Vater Insaidia eines Tages zur Seite nahm, um mir zunächst zu verdeutlichen, dass mit ihm schon bald etwas Schlimmes geschehen könnte.
*
»Warum sagst du, es könnte etwas Schlimmes geschehen?«
»Versteh mich recht, mein Kind! Etwas Schlimmes geschieht stets und ständig. Auch ich trage meinen Teil dazu bei. Ich sagte, es könnte mit mir etwas Schlimmes geschehen.«
»Mit dir, Vater? Es darf nichts Schlimmes mit dir geschehen!«, flehte das kleine Mädchen.
»Hör mir zu, Inastasia. Du bist ein noch kleines, jedoch kluges Ikonierkind. Du hast viel von deinem Vater geerbt. Zeit meines Lebens kämpfte ich um Herrschaft, Stärke, Einflussnahme und Autorität. Dabei schaffte ich mir zahlreiche Feinde. Meine härtesten Feinde sind die Synusier. Menschen, die sich einbilden, etwas Besseres zu sein. Von jeher behaupteten die Menschen, Ikonier könnten nicht selbständig denken, sie würden Ideen rauben und sich niemals entwickeln. Das ist wohl einer der größten Irrtümer der Geschichte. Ikonier sind durchaus dazu in der Lage, Macht auszuüben, eigene Techniken zu entwickeln oder wenigstens gleichberechtigt mit oder neben der menschlichen Rasse zu leben.«
»Aber Vater ...«
»Ich bin noch nicht fertig, Inastasia. Bist du eines Tages eine ausgewachsene Ikonierin, dann musst du das Ansehen und die Herrschaft des Hauses Insaidia mit allen Mitteln aufrechterhalten und verteidigen. Richte all das zugrunde, was deinen Lebensweg gefährden könnte, nur so wirst du selbst überleben. Überwältige die Synusier und mach dir ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten zu eigen. Versprich mir das, mein Kind! Du musst Ikonier und Menschen durchschauen, baue Verbindungen und Beziehungen auf und nutze sie rigoros zu deinem Vorteil aus. Sei einfach nur meine Tochter und denke stets daran, dass du Inastasia bist, dann wird dein Wille dich führen.«
»Aber Vater ...«
»Versprichst du mir, so zu handeln, wie ich es dir gesagt habe, Inastasia?«, fragte Insaidia fordernd.
»Ja, Vater. Du hast mein Versprechen.«
Insaidia umarmte die Tochter mit allen vier oberen Tentakeln. Dann sabberte er ihr liebevoll ins Gesicht. »Nun schlaf gut, mein Kind. Ich werde einige Zeit unterwegs sein.«
»Du gehst, Vater?«
»Es muss sein. – Und noch etwas.« Er legte einen Datenstick in die Tentakelfinger der Tochter. »Auf diesem Stick verbirgt sich ein großes Geheimnis. Du darfst ihn niemals verlieren. Du sollst wissen: Seinerzeit führte die menschliche Kaiserin Amelia, die Tochter von Alyta, Mutter von Sinep und erbinformelle Großmutter von Malte und Anna, Versuche durch, die synusische Entwicklung der Menschheit zu beschleunigen. Sie wählte für ihre Experimente Planeten der Menschen aus, die technisch unterentwickelt waren. Zum Beispiel schuf Amelia auf Aurus das Mädchen Gladiola, auf FV1 den Jungen Adam und auf Speelz die Mutter von Reese.«
*
Inastasia blickte Anna nicht an, während sie fortfuhr: »Welche Zufälle im Spiel waren und von welchen Göttern die Zeugung Reeses bei der Vergewaltigung ihrer Mutter durch Alyta auch verwirklicht wurde, Reeses Mutter trug die synusischen Erbinformationen bereits in sich, sie kamen bei ihr selbst jedoch nie zur Geltung. Trotzdem schienen das Schicksal oder die synusischen Felder den glorreichen Admiral zu Reeses Mutter zu führen. Das Kind jedoch, das durch die Paarung mit Alyta entstand, fast einer Inzucht gleichzusetzen, brachte die auffälligen synusischen Fähigkeiten an den Tag. Reese ist ein Nachkomme der kaiserlichen Familie, wenngleich ihre Kräfte bei Weitem nicht so ausgeprägt sind wie die deinen, Anna. Viele Jahre vor seinem Tod, verursacht durch euch, informierte mich mein Vater über das Geheimnis um Reeses Erbe. Und er zeigte mir, wo genau ich das Menschenkind finden würde. – Bevor ich damals einschlief, sprach er noch: ›Nutze das Wissen um die Existenz dieses menschlichen Wesens. Die Bedeutung darüber wird dir erst eines fernen Tages begreiflich werden.‹
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