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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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aufzureißen, und zerkrümelte die Stangen in der Hand. Sie warf die Brösel hinter sich, drehte sich wieder um und kroch weiter.
    Die herumwieselnden kleinen Kreaturen machten sich unverzüglich über die unverhoffte Mahlzeit her. Ihr Quieken peinigte Ellies Ohren, als sie sich um ihren Anteil stritten. Das Gitter am Ende des Tunnels war nur noch etwa zehn Meter entfernt. Als sie es erreichte, erstarrte sie.
    Was da jenseits des Tunnels lag, war ein Wunder moderner Technologie. Ellianas Gehirn arbeitete fieberhaft, um all das Gesehene zu katalogisieren. Außer den aus Felsgestein errichteten jahrhundertealten Wänden waren alle Spuren früherer Zeiten getilgt. Unter hellem Neonlicht erblickte sie Dutzende von Großrechnern, die von Technikern in weißen Laborkitteln bedient wurden. Eine Unzahl von Terminals befanden sich auf der gegenüberliegenden Seite. Vor jedem Monitor saß ein Mann oder eine Frau, insgesamt mindestens zwanzig Personen. Es war anzunehmen, daß jeder der Einsatzorte in Amerika mit einem separaten Terminal überwacht und angeleitet wurde.
    Als nächstes fielen ihr die zahlreichen Wachen auf. Mindestens fünfundzwanzig waren an verschiedenen strategischen und möglicherweise zum Ein- und Ausgang geeigneten Stellen postiert, alle gut bewaffnet und in Khaki-Uniformen. Das waren die Söldner des Rates, das letzte Hindernis zwischen ihr und jenen, die ihren Mann umgebracht hatten.
    Ellie drehte sich im Tunnel weiter nach links, um einen besseren Einblick in den riesigen Raum zu haben, der früher vermutlich als Kerker gedient hatte. Eine Doppeltreppe führte von den unterirdischen Tunnels hinein, vermutlich der Zugang für das Ratspersonal. Schließlich fand sie einen Winkel, unter dem sie die Vorgänge im vorderen Teil des Raumes beobachten konnte, wo offenbar die meisten Aktivitäten konzentriert waren.
    Zwei riesige Flächenkarten der Vereinigten Staaten beherrschten weite Teile der am weitesten entfernt liegenden Wand, die ebenfalls von zahllosen Apparaten umgeben war. Mindestens ein Dutzend Techniker waren in Bewegung. Eine der Karten an der Wand war mit rund dreißig blauen Leuchtpunkten markiert. Jeder dieser Punkte kennzeichnete wahrscheinlich einen Einsatzort für das Pulver, aber nur einer davon begann jetzt zu blinken.
    Ein kleiner Ort vor der Küste Neuenglands, Prudence Island. Innerhalb weniger Stunden würden die übrigen Lämpchen genauso flackern, und die Ausbreitung des Todes über den Rest des Landes würde einsetzen. Ellie fühlte sich in ihrer Entschlossenheit bestärkt.
    Die zweite Karte zeigte eine Fülle geschwungener Linien und Kreise, die mit größter Wahrscheinlichkeit die gegenwärtigen Luftströmungen und sonstigen Wetterbedingungen im ganzen Land angaben. Ja, diese Angaben waren wichtig für den Rat bei seinen Bemühungen, einen Zeitplan für den optimalen Einsatz des Pulvers aufzustellen. Ellie nahm an, daß all diese Informationen ständig in die Computer eingegeben wurden, die dort unten eine Armee von Technikern in Atem hielten.
    Die Kommandozentrale lag erhöht über dem anderen Teil des Raumes, und Ellie starrte auf die Leute, die dort an einem Tisch saßen, alle den Blick auf die Karten gerichtet, während sie miteinander sprachen.
    Vier vom Rat der Zehn. Isser hatte ihre Namen genannt, aber sie jetzt hier tatsächlich alle auf einem Haufen zu sehen, verstärkte nur den Alptraum.
    Da war Abu Salam, Chef des radikalen PLO-Flügels und Sprecher der revolutionären arabischen Gruppen aller Schattierungen. Salam wurde allgemein als gefährlichster Mann im Nahen Osten angesehen – abgesehen davon, daß er das hartnäckigste Hindernis für friedliche Regelungen war. Ihm wurde die Fähigkeit zugeschrieben, die schiitischen Moslems mit den anderen Kräften des Islam in der arabischen Welt unter einen Hut zu bringen, wodurch er zur mächtigsten Figur im islamischen Untergrund wurde.
    Da war der hochgeschätzte russische General Sergej Dawetzky. In einer Gesellschaftsordnung, in der Heldenverehrung verpönt war, hatte man ihm zum Helden gemacht. Dawetzky war eingefleischter Nationalist und haßte Amerika mit großer Leidenschaft. Er hatte bereits ein halbes Dutzend angeblich perfekt funktionierender Pläne zum Überrennen Westeuropas und zur Eindämmung des amerikanischen Imperialismus vorgebracht, aber sie waren alle abgelehnt worden. Und mit jeder Ablehnung wuchs seine heimliche Gefolgschaft, die nur auf die Gelegenheit wartete, die Macht von denen zu übernehmen, die

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