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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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sich für den Schnitt. Dann war sie in Bewegung, ein schneller Hieb mit der Hand war alles, was noch fehlte.
    In ihrem Kopf war es schon gelaufen. Erst als der Blutstrahl nicht kam, wurde ihr bewußt, daß etwas völlig falsch war. Inzwischen hatte sie schon gespürt, wie der Mann ihre Hand in einer verrückten Bewegung hoch- und zurückgezwungen hatte. Er schien sich plötzlich in eine Schlange verwandelt zu haben. Aber seine Aktion ergab keinen Sinn …
    Bis sie das Blut sah. Ihr wurde klar, daß es ihres war, während ihre Finger nach dem schmalen Schnitt tasteten, der sich über ihren Hals hinzog. Sie spürte die Augen hervorquellen und dachte zum Schluß, wie seltsam es war, sie nicht schließen zu können, als sich die Welt unter ihr von Rot in Schwarz und dann in nichts verwandelte.
    Als Doris erwachte, saß Morris Kornbloom neben ihrem Bett.
    »Du hast mich ganz schön erschreckt, mein Mädchen«, sagte er und fühlte ihren Puls.
    Doris blickte sich um. »Wo bin ich?«
    »Im Krankenhaus.«
    »In Sylvies Krankenhaus? Im Guten Samariter?« Sie begann sich aufzurichten und hatte es fast geschafft, als Kornblooms Hand sie zurückhielt.
    »Langsam. Du gehst nirgendwo hin.«
    Doris sah zum Fenster. Offensichtlich war es schon seit einiger Zeit dunkel.
    »Warst du die ganze Zeit bei mir?«
    Kornbloom nickte. »Ich mußte es dir versprechen. Erinnerst du dich nicht?«
    »Hat irgend jemand … versucht hereinzukommen?«
    »Niemand, der es nicht sollte. Sag, was ist in dich gefahren, mein Mädchen?«
    Ihre Augen suchten die seinen. »Vertraust du mir, Morris?«
    Sein Gesicht zog sich vor Erstaunen zusammen. »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Beantworte sie doch einfach.«
    »Natürlich vertraue ich dir!«
    »Dann hole mich hier heraus. Bring mich nach Hause. Morgen werde ich mich irgendwo anders einquartieren. Morgen werde ich dir alles erzählen«, versprach Doris und hätte dabei gern gewußt, wie sie das Versprechen halten sollte.
    »Du hast gesagt, du vertraust mir. Dann glaube mir auch, wenn ich dir sage, daß ich nicht in Sicherheit bin. Nicht hier. Nicht jetzt. Sag, daß du es tust, Morris, bitte!«
    Morris Kornbloom nickte langsam.
    Selinas saß in der Miami-Airport-Bar und sah sich ein Collegefootballspiel an. Er hatte vergessen, wer die Teams waren, aber es war ihm egal, weil er von keinem von ihnen ein Fan war. Wichtig war allein der Flughafen, der von ihm wegen seiner Anonymität bevorzugt wurde, und das traf besonders für die Bars im Flughafen zu. Natürlich war es unangenehm, daß oft Reisende hereinstürmten, die von verpaßten Anschlüssen oder Verspätungen betroffen waren, und die Barkeeper waren ziemlich unfreundlich zu Gästen, die nur einem Spiel zusehen wollten, statt einen Drink zu nehmen. Da Selinas niemals trank, hätte das ein Problem für ihn sein können. Also hatte er ein einfaches System entwickelt: Beim Hinsetzen steckte er dem Barkeeper einen Zehner für einen Barstuhl, ein einziges Glas Clubsoda mit Zitrone und keine Fragen zu.
    Selinas trank gerne, aber in seinem Beruf war es einfach nicht möglich. Trinken macht langsamer, schwerfällig. Selbst ein einziger Drink mit viel Wasser und Eis konnte einem eine halbe Sekunde stehlen, und zu oft war das alles, was man hatte.
    Seine letzten Aufgaben hatten das gezeigt.
    Auf dem Bildschirm brachte die Verteidigung ihre Langpaßspezialisten herein. Selinas sah zu, erstaunt über den Grad an Spezialisierung im Sport und im Leben allgemein. Man glaubte das gleiche von seinem Beruf, aber das war weitgehend ein Mythos. Einer ist großartig mit den Händen, ein anderer mit dem Messer, ein dritter mit einer Schußwaffe. So denken jedenfalls die meisten. Alles Blödsinn. Man konnte eines dieser Werkzeuge bevorzugen, natürlich. Aber für diesen Beruf mußte man mit jeder Waffe, die man zur Hand hatte, fast ein Experte sein – sogar mit der Hand selbst. Die Aufträge erforderten oft eine bestimmte Art der Eliminierung, aber selbst dann wußte man nie, welche Waffe gerade zur Verfügung stand, wenn ein Gegner unangemeldet auftauchte, wenn nicht einmal seine Schritte ihn verrieten.
    Selinas hörte jetzt bekannte Schritte und spürte, wie sich seine Nackenmuskeln spannten. Die Schritte kamen in die Bar und näherten sich ihm.
    Der Langpaß geriet zu kurz.
    »Lassen Sie uns an den Tisch setzen«, sagte eine Stimme.
    »Es ist sowieso gleich Halbzeit«, antwortete Selinas und drehte sich erst jetzt um. Der Mann neben ihm war beträchtlich kleiner

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