Der Rattenfänger von Hameln
Reiche wohl in das Reich Gottes zu bringen.
Nach Norden und Süden, nach Osten und Westen Sandte der Rat jetzt die Boten, die besten, Den Spielmann zu suchen an allen Orten, Ihm zu versprechen mit Hand und mit Worten Des Goldes und Silbers ganz nach Begehren; Wenn er nur bald möchte wiederkehren, Die Kinder zu bringen, die teuren, die lieben, Die er so rätselhaft ihnen vertrieben.
Doch keiner der Boten hat je ihn gefunden; —
Es blieben der Spielmann, die Kinder verschwunden.
Die Straße, durch die sie zuletzt noch geschritten, Als alle das furchtbare Leid erlitten, Die wird zur Erinn’rung in Stadt und in Land, Die Straße zum bunten Spielmann benannt.
Dort kann man noch heute geschrieben es sehen Und an einer Säule die Worte stehen, Daß Dreizehnhundert sechs und siebenzig, am Juli zwanzig und zwei, Die Entführung der Kinder geschehen sei.
Es durft’ hier auch niemand hinfüro es wagen, Zu pfeifen und gar wohl die Trommel zu schlagen, Denn wo man zuletzt noch die Kinder geseh’n Sollt’ alles gar stille und einsam steh’n.
Doch gab man die That in Farben bunt An einem Kirchenfenster kund;
Dort steht es bis heute in Bildern geschrieben, Wo einstens die Kinder von Hameln geblieben.
Nun hörte ich einmal von seltsamen Leuten, Die ferne in Siebenbürgen leben; Die ihre Gewohnheiten rückwärts deuten Auf, was sich in ihrer Kindheit begeben: Sie kamen auf einmal aus Nacht und Graus Zusammen aus dunkeler Erde heraus, In die sie auf längere Zeit verbannt Aus Hameln, der Stadt im Hannoverland.
Doch wußten sie nie, warum es so war; Uns allen jedoch ist es sonnenklar, Daß dieses die Kinder gewesen sein müssen, Die sie noch heute in Hameln vermissen.
XV.
Und wenn die Geschichte gefallen hat Vernehme zum Schluß noch den guten Rat: Wenn sich auch bei uns ’mal ein Spielmann zeigt, Ob trommelt, ob pfeifet er oder geigt, Ob er uns fanget Mäus oder Ratten —
Wir müssen ihm halten, was wir versprochen hatten.
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