Der Raub des Wikingers
euch wird sich einem Harem anschließen, also vergesst die Sache. Vater würde es nie erlauben. Und bitte, Drifa, hör auf, mir Blütenblätter ins Badewasser zu streuen. Ich rieche ja bald wie eine Huri.«
»Das ist doch der Sinn der Sache. Der Gestank nach Pferd, Schiff und Kampf soll von dir verschwinden, damit du eher wie eine Frau riechst«, erklärte Drifa. Leise fügte sie hinzu: »Das ist eine gute Übung für einen Harem. Ich wette, dort duften alle nach Blumen. Wüstenblumen.«
Tyra tat, als ob sie das nicht gehört hätte, denn sie hatte ganz bestimmt nicht vor, die Wüstenblume eines Mannes zu werden.
»Was Vaters Erlaubnis angeht«, sagte jetzt Drifa, »so ist das der beste Teil. Rashid sagt, ein Harem sei die perfekte Lösung für unser Problem. Da keine von uns heiraten darf, ehe du nicht verheiratet bist, Tyra, und da du offenbar niemals heiraten wirst, wie kann Vater dann etwas dagegen haben, wenn wir uns für das Zweitbeste entscheiden und Konkubinen werden?«
Ich werde Rashid den Hals umdrehen.
»Seid ihr denn alle verrückt geworden? Konkubinen! Im Leben nicht!«
»Eine von uns könnte es ja erst einmal ausprobieren, und wenn es klappt, kommen die anderen nach«, schlug die praktische Vana vor.
Tyra griff auf einen Satz Adams zurück, den sie schon einmal benutzt hatte: »Kein Harem! Jetzt nicht, und später nicht.«
Schweigen breitete sich aus, nur von Kommentaren ihrer Schwestern wie »Hmmpf!« oder »Tyrannin« unterbrochen, »Nie erlaubt sie uns, dass wir Spaß haben« oder »Immer will sie bestimmen.« Tyra ignorierte das und begann, sich mit der Hilfe einer Magd die langen Haare zu waschen.
Als sie nach dem Spülen wieder hoch kam, hatten ihre Schwestern dieses Thema aufgegeben, aber nur, um sich einer anderen, nicht minder ärgerlichen Sache zuzuwenden.
»Wie ist er?«, fragte Ingrith.
»Wer?«, fragte Tyra, als wenn sie nicht genau wüsste, wen ihre Schwestern meinten. Adam war es, um den sich zu viele Unterhaltungen auf Stoneheim drehten. Tyra erhob sich und wand sich ein Handtuch zu einem Turban um den Kopf, ehe sie sich abzutrocknen begann.
»Na, der Heiler«, sagte Ingrith.
»Arrogant«, antwortete sie kurz.
»Wirklich?« Ingrith beugte sich über die Schulter der dicken Köchin Signe, die den Teig für das Brot knetete. Die Assistentin der Köchin, Arva, mahlte gerade Korn und Erbsen auf dem flachen Mahlstein. In kleinen Portionen schüttete sie das Getreide in eine Öffnung, drehte dann die Steine gegeneinander und erhielt so das Mehl. Es war eine lange und anstrengende Prozedur, vor allem in einem Haushalt dieser Größe, wo pro Tag mindestens hundert Laibe Brot gegessen wurden. Ingrith fuhr fort: »Ich meine gehört zu haben, wie Rashid sagte, Selbstbewusstsein ist ein großes Aphrodisiakum.«
Ich werde Rashid wirklich den Hals umdrehen ... und die Zunge dazu.
Drifa hörte auf, die Blumen zu arrangieren, und neigte den Kopf. »Du sagst, Adam sei arrogant? Nun, das ist eigentlich keine schlechte Eigenschaft, schon gar nich t bei einem attraktiven Mann.«
»So attraktiv ist er gar nicht«, log Tyra.
»Bist du blöd, Tyra?«, rief Breanne, die gerade mit dem Apfelschälen fertig geworden war. »Der Mann sieht fantastisch aus, was du auch sehr gut weißt.«
Tyra spürte, wie sie verlegen errötete. Sie dachte in Wirklichkeit ja genau so.
»Hast du gesehen, wie er sich bewegt?«, fragte Vana Drifa. »So anmutig und sinnlich, wie eine große Katze.«
Die anderen Schwestern stimmten ihr zu.
Bewegt! Bewegt sich sinnlich! Beim Thor! Nun werde ich also darauf achten, wie ersieh bewegt.
»Und seine Hände«, schwärmte Breanne. »Ich mag Männer mit fähigen Händen. So lange Finger ... man kann sich richtig vorstellen, was solche Hände mit einem...« Ihre Stimme verklang, und ihr Blick wurde träumerisch, als sie sich vorstellte, was diese Hände alles tun konnten.
Drifa, Ingrith und Vana seufzten. Auch ihre Blicke wurden glasig.
Das hat mir gerade noch gefehlt. Eine Fantasie davon, was die Finger dieses Schurken mit mir anfangen. Bei Freya, wie soll ich das Bild wieder loswerden?
»Gilly, Erms neue Zofe, war in der Sauna, als er neulich dort gebadet hat«, vertraute Ingrith in geheimnisvollem
Flüsterton ihren Schwestern an. »Sie sagt, er habe einen sehr großen -«
»Das reicht jetzt! Genug davon. Kein Wort mehr über den Heiler!«, fuhr Tyra dazwischen, ehe Ingrith sich noch weiter über diesen Teil der Anatomie des Heilers auslassen konnte.
Ich werde nicht
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