Der Raub des Wikingers
rang nach Luft. Sie richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Jetzt sofort?«, keuchte sie.
Er nickte.
»Soll ich nicht erst baden und mich umziehen?«
»Jetzt! «, wiederholte er. »Folgt mir!« Und damit machte er rüde kehrt und ging.
Tyra sah Gunter und Egil an, die nur die Achseln zuckten, und folgte dem Adjutanten zu den Quartieren des Generals.
Sie wusste, was dem zwergenhaften General so wichtig war. Sie ließ sich durch sein hässliches Äußeres nicht täuschen und hatte erkannt, dass er ein ausgezeichneter Anführer war. Aussehen spielte im Kampf keine Rolle, wie sie nur zu gut wusste.
»Meine Quellen haben mir gesagt, dass Ihr darauf brennt, aktiv Dienst zu tun«, begann er.
Nun, ich brenne darauf, Byzanz zu verlassen, mich nicht mehr zur Schau stellen zu müssen, einen richtigen Job zu haben. »Ich würde einen Einsatz begrüßen«, erwiderte sie vorsichtig.
»Mein Bruder Leo Phocas ist General der Südarmee. Dort drangsaliert uns Saif-ed-Daula. Es ist an der Zeit, das Leben dieser Ratte auszulöschen und Syrien dem Imperium von Byzanz einzuverleiben. Wollt Ihr ihn im Kampf dort begleiten?«
In letzter Zeit hatte Tyra sich bei den aggressiven Kämpfen nicht mehr wohl gefühlt. Sie hatte keine Zweifel, solange es um Verteidigung oder Schutz ging. Aber ein Krieg, der aus Habgier geführt wurde, war etwas anderes.
Innerlich kämpfte sie mit sich, seit sie Adam den Heiler mit seiner Kritik an ihrer kriegerischen Gesinnung erlebt hatte. Aber jetzt musste ihr oberstes Ziel sein, aus der Stadt herauszukommen. Am besten war es, wenn sie das Angebot des Generals annahm.
»Ich nehme das Angebot an, vorausgesetzt, dass alle meine Männer mich begleiten können«, sagte sie schließlich.
»Warum sollen Eure Männer Euch begleiten? Kommt Ihr alleine nicht zurecht?« Ein verschlagener Ausdruck zeigte sich auf dem Gesicht des Generals, den sie schon oft gesehen hatte, wenn er sich mit der Kaiserin beraten hatte.
»Doch, schon, aber wir Stoneheim-Soldaten sind als Einheit hergekommen, und das wollen wir auch bleiben. Wer einen will, muss alle nehmen«, beharrte sie.
Nicephorus runzelte die Stirn, und ein Muskel an seinem Mund begann grotesk zu zucken. Schließlich entschied er: »Na gut. Morgen früh geht es los.«
Tyra verließ den Raum und ging zu ihren Männern, um sie zu informieren. Doch sie war bedrückt. Das würde sie einen weiteren Schritt von Stoneheim wegführen ... und von Adam, wo immer er jetzt war.
Was würde die Zukunft bringen ?
Die Ostfront von Bijzanz
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Kälte des Nordens vermissen würde.« Tyra saß unter einer Zeltplane und fächelte sich mit einem Palmwedel Kühlung zu.
»Ich auch«, fiel Gunter ein. »Beim Thor! Vier Wochen in der Syrischen Wüste, und ich wünsche mir nichts mehr als eisigen Stoneheimwind und eine ordentliche Menge Schnee.«
Beide sahen einer Patrouille zu, zu der Egil und einige ihrer Kameraden gehörten, die gerade von einer Nachtwache zurückkamen. Gleich waren sie an der Reihe. Wo immer Saif-ed-Daula steckte, er hatte sich bisher noch nicht sehen lassen, zumindest nicht für einen direkten Kampf. Stattdessen kam es dauernd zu Überfällen, die sie ganz verrückt machten.
Die Byzantinische Armee war immer knapp an Männern, ganz besonders im Osten. Deshalb erhielten die Soldaten ein Stück Land als Lohn. Sie durften ihr eigenes Land bearbeiten und davon leben, mussten aber jederzeit voll bewaffnet antreten, wenn sie gebraucht wurden. Söldner wie die Varangier wurden mit hohen Löhnen belohnt, dazu bekamen sie das Recht, nach dem Sieg Beute einzutreiben. Tyra war überzeugt, den besseren Handel abgeschlossen zu haben.
Schon bald befand sie sich auf Patrouille, die diesmal anders verlaufen sollte. General Phocas versammelte eine große Truppe aus zweihundert Soldaten um sich und verkündete, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, weiter vorzudringen. Es sollte ein nächtlicher Angriff auf das Dorf verübt werden, in dem Saif sich wahrscheinlich seit zwei Tagen aufhielt.
Seltsam war, dass der General im letzten Moment anordnete, dass die Stoneheim-Männer zurückbleiben sollten, sodass Tyra alleine war. Tyras Männer protestierten, aber der General behauptete, dass er sie brauchte, um das Lager zu sichern. Also gaben sie schließlich nach.
Am Abend verstand Tyra, warum sie ausgesucht worden war. Als sie sich dem Dorf in einer Oase näherten, lahmte plötzlich Tyras Pferd. Als sie abstieg,
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