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Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hill
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um das Bein des Tieres zu untersuchen, sah sie sofort, dass es verletzt war. Ehe sie sich erheben und nachsehen konnte, was passiert war, erhielt sie einen Schlag von hinten. Dann lag sie auf dem Boden und sah verschwommen in das Gesicht des grimmig lächelnden Generals auf.
    »Tötet das Pferd«, befahl er, als ihre Augen sich schon schlössen. Ihr Hinterkopf schmerzte unerträglich. Hatte Adam sich so gefühlt, als sie ihn mit ihrem Breitschwert geschlagen hatte?
    »Sollen wir sie hier so liegen lassen?«, erkundigte sich einer der Soldaten.
    »Ja, lasst sie. Sie wird bald gerettet werden. Alles wird so sein, wie die Kaiserin es wünscht.«
    Es gab Gelächter und Gekicher, dann ritten die Männer davon. Tyra wurde es schwarz vor Augen.
     
    Als sie wieder zu sich kam, befand sie sich in einer seltsamen Umgebung. Ganz allmählich wurde sie sich ihrer Situation bewusst. Sie lag auf einem Marmorblock, und eine kühle Brise wehte von einer Fontäne herüber. Sie nahm den süßen Geruch von Blumen wahr und hörte Kichern und Frauenlachen.
    Tyras Kopf schmerzte. Langsam sah sie nach rechts und nach links. Überall waren schön gekleidete Frauen aller Altersklassen.
    Zwei Dinge wurden ihr klar:
    Sie war vollkommen nackt.
    Sie war im Harem eines Sultans.
    Tyra keuchte auf, und ihr Herz begann panisch zu klopfen - eine hysterische Reaktion auf eine unglaubliche Situation. Rashid hatte einmal gemeint, dass sie eine gute Haremskonkubine abgäbe, und sie hatte gelacht.
    Jetzt lachte sie nicht.
     
    Endlich in Byzanz
     
    Sechs Wochen Reise, und endlich trafen sie in Byzanz ein. Adam hatte das Gefühl, Dutzende von Schmetterlingen im Bauch zu haben, so aufgeregt war er bei der Aussicht, Tyra wiederzusehen.
    Was soll ich sagen ?
    Wie wird sie aussehen?
    Wie sehe ich aus? Rashid sagt, die blaue Tunika passe zu meinen Augen, aber vielleicht ist der Rotfuchsmantel doch besser ? Am besten, ich trage Waffen, dann sehe ich soldatischer aus.
    Zum Teufel, was spielt es für ei ne Rolle, wie ich mich anziehe?
    Nun, manche Frauen lassen sich durch das Auge anregen.
    Aber Tyra nicht, niemals.
    Nun, was mache ich dann am besten?
    Narr, etwas tun ist das Schlimmste, was du machen kannst.
    Ich muss streng mit ihr sein.
    Nein, das kann ich nicht. Das wird sie als Bevormundung empfinden. Sanft ist besser. Ja, sanft, aber fest.
    »Warum redest du mit dir selbst?«, fragte Tykir und legte Adam kameradschaftlich den Arm um die Schulter.
    »Angst.«
    Tykir nickte, als verstünde er das nur zu gut. »Hast du einen Plan?«
    »Nein, und wage es ja nicht, mir noch einen von deinen hirnrissigen Vorschlägen zu machen wie den, den du auf Stoneheim hattest.«
    Tykir blinzelte und spielte den Gekränkten. »Hat dir unser Verführungsplan nicht gefallen ? Er hatte einige gute Punkte.«
    Adam wollte sich nicht wieder auf die dumme Diskussion einlassen. »Müssen die Abgesandten nicht bald zurück sein? Sie sind schon fast zwei Stunden weg.«
    König Thorvald, der auf seinem Bett ruhte, hatte zwei Gesandte losgeschickt, um vom Kaiser die Erlaubnis zu erbitten, mit seinen Leuten in die kaiserliche Stadt einziehen zu dürfen. Es ging ihm wieder besser, aber er ermüdete rasch. Heute wollte er einen guten Eindruck machen.
    Tykir zuckte die Achseln. »Wir haben Zeit genug, die Tore schließen erst um drei. Wenn wir erst einmal in der Stadt sind, haben wir den Rest des Tages Zeit, um Tyra zu finden.«
    »Ich werde mit Alrek und ein paar Soldaten an Bord bleiben«, erklärte Rashid. »Die Byzantiner sehen die Araber nicht gerne, und ich will kein Risiko eingehen.«
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte Adam zu. »Mit etwas Glück laufen wir morgen früh wieder aus. Auch was Alrek angeht, hast du Recht. Himmel, mit dem Jungen hat man wirklich alle Hände voll zu tun.«
    Alrek rannte gerade hin und her, um den besten Blick auf die Stadt zu bekommen. Adam konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen. Es war ein spektakulärer Anblick, selbst für ihn, der schon früher hier gewesen war. Er hatte hier studiert, und Tykir hatte Byzanz auf seinen vielen Handelsreisen besucht.
    Byzanz beherrschte eine dreieckige Mündung am Ende der See von Marmara. Was Alrek so bestaunte, war ein Leuchtturm, der durch seine Befeuerung zahlreiche Signale weithin sichtbar aussenden konnte. Genauso beeindruckten ihn die vielen Paläste rundum, deren goldene Dächer in der Sonne leuchteten.
    Adam wäre mit Alrek gerne in den königlichen Zoo oder ins Vogelhaus gegangen, aber dafür war keine Zeit.

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