Der Raub des Wikingers
Meine Augen waren auch nie seinetwegen oder wegen eines anderen Mannes träumerisch. Was wäre ich für eine Anführerin, wenn ich immer dann träumerisch würde, wenn ein attraktiver Mann vorbeikäme?«
»Aaah! Dann haltet Ihr meinen Meister also für attraktiv?«, stürzte Rashid sich auf die unwichtigste Aussage, die sie gemacht hatte.
»Ja, attraktiv ist der Mann, wenn das eine Rolle spielt, sobald-«
»Und ob es eine Rolle spielt, Mylady. Wenn es um die Verführung eines Mädchens geht, ist ein angenehmes Äußeres eine große Hilfe für einen Mann. Mein Meister hat mir übrigens erzählt, dass Ihr enterbt werden wollt, falls Euer Vater am Leben bleibt, auch wenn mir das unlogisch scheint. Aber was ich mich frage ... nur so ... ist: Würdet Ihr wohl einem Harem beitreten wollen? Zufällig weiß ich nämlich von einem, der gegründet werden soll.«
Sie schnalzte mit der Zunge. »Ich habe schon von dem Haremsunsinn gehört, mit dem Ihr meine Männer vollschwatzt. Es ist nicht gut, ihnen solche Ideen in den Kopf zu setzen. Es ist schon schlimm genug, dass man im Norden das more danico praktiziert und Männer oft mehrere Frauen und Geliebte nebeneinander haben, wenn sie es sich leisten können. Aber ein Harem!«
»War das ein Ja oder ein Nein?«
»Es war ein Nein, Ihr Narr!«
Rashids Schultern sanken enttäuscht nach unten. »Wie schade. Ihr gäbet sicher eine gute Hure ab.«
»Das würde ich nicht.«
»Oh, doch«, behauptete er. »Jede Frau, die sich beim Kampfsport oder beim Segelsport so bewegt wie Ihr, würde sich auch im Bett-Sport gut bewegen.«
Es war sinnlos, mit dem störrischen Araber zu reden. »Ich kann nicht glauben, dass Adam, ein geprüfter Heiler und aus einem christlichen Land, einen Harem einrichten würde. Es ist so unzivilisiert.«
»Ich muss doch um Feinheiten bitten, Mylady. Das ist ein höchst zivilisierter Brauch.« Rashid senkte den Kopf und gestand dann: »Tatsächlich hat mein Meister mir nicht direkt die Erlaubnis erteilt, einen Harem für ihn zusammenzustellen.«
Tyra sah Rashid aus schmalen Augen an. »Wozu genau hat er Euch denn die Erlaubnis erteilt?«
Rashid konnte sie nicht ansehen. Schließlich sagte er traurig: »Seine genauen Worte waren: Kein Harem, jetzt nicht und später nicht. Aber wenn er erst einmal sieht, was ich ihm anzubieten habe, wird er seine Meinung schon noch ändern. Wenn Ihr die erste Hure wäret, die zur Truppe kommt, wäre er bestimmt einverstanden.«
Jetzt musste Tyra über den beharrlichen Araber lachen - und über die Vorstellung, zur Lusttruppe Adams zu gehören.
»In Seidenschleiern und mit Glöckchen an den Zehen sähet Ihr hinreißend aus«, versicherte Rashid, der ihr Lachen als Zeichen schwindenden Widerstands deutete.
»Ge li ebte müssen zierliche, kichernde, zerbrechliche und hübsche Geschöpfe sein, nicht zeitweise übelriechende Amazonen mit schweren Knochen, großen Füßen und einem Hang, gelegentlich zu fluchen.«
»Seht Ihr! Ihr wäret die Erste! Ohne Zweifel würdet Ihr eine neue Mode kreieren. Jeder Scheich und Sultan von Bagdad bis Samarkand würde nach einer Amazonenhure suchen, wenn er einmal von dem kostbaren Besitz meines Meisters gehört hätte.«
Besitz ? Das schließt mich aus. Ich werde nie der Besitz eines Mannes sein. »Rashid«, erklärte sie so nachdrücklich wie möglich. »Kein Harem. Jetzt nicht und später nicht.«
Am nächsten Morgen stand Adam neben Tyra an der Reling und sah zu, wie der Drachenbug des Schiffes stolz in die Wellen tauchte und sich wie ein Seeungeheuer wieder daraus erhob.
»Musst du so dicht neben mir stehen ?«, fuhr sie ihn an.
Er lächelte sie wissend an.
Heilige Walhalla, sie hasste es, wenn er so lächelte.
»Mache ich dich nervös?«, fragte er unschuldig.
Hah! Der Mann hatte keinen unschuldigen Knochen im Leib. Sie hoffte nur, dass er die Medizin ernster nahm.
»Nein, du machst mich nicht nervös. Aber ich mag es nicht, wenn du mich dauernd berührst.«
Er hob die Hände, als wollte er beweisen, dass er sie gar nicht angefasst hatte.
»Du brauchst zum Berühren keine Hände, wie du sehr gut weißt.«
»Da hast du natürlich Recht, Wikingerin. Es gibt berühren ... und es gibt berühren.« Sein heißer Blick ärgerte und verwirrte sie. Spielte er auf ihre Vereinbarung an, bei der er versprochen hatte, ihren nackten Körper nicht zu berühren?
»Du hast versprochen, mich nicht zu berühren«, drohte sie. »Ich wusste, dass ich dir nicht trauen kann.«
Rashid beugte
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