Der Raub des Wikingers
zusammengeflickt?«
»Gelegentlich ist genau das vorgekommen. Schließlich habe ich den Ritterdienst aufgegeben, außer manchmal, wenn es einen König zu schützen galt. Niemanden hat das gestört. Anscheinend war ihnen der Heiler wichtiger als der Kämpfer. Wie auch immer, der Lohn war reichlich. Ich brauche deine materiellen Gaben nicht.«
Jetzt war sie es, die nachdenklich die Stirn runzelte. Dieser Mann verbarg mehr, als sie vermutet hatte.
Er sah sie feurig an und wartete auf eine Antwort. »Nun?«, drängte er schließlich, als sie auf seine Forderung nach einem Kuss nicht reagierte. Sie hatte Angst, was er alles meinen mochte, vor allem aber hatte sie Angst vor sich selber.
Als sie immer noch nicht antwortete, wechselte Adam das Thema. »Um ehrlich zu sein, muss auch ich dir danken.«
»Mir? Wofür denn?«
»Du hast Recht, wenn du sagst, dass ich Arzt bin. Ich bin auch ein Mann und habe vor, dir das eines Tages zu beweisen. Ich war mal Bruder und Stiefsohn. Und ich bin ein Freund. Aber hauptsächlich bin ich Arzt. Das habe ich eine Weile fast vergessen. Es heißt, Gott sei der oberste Heiler. Vielleicht hat er es so arrangiert, dass ich mich die letzten zwei Jahre von den Menschen und vom Heilen zurückgezogen habe, weil ich das brauchte, damit meine Wunden heilen. Vielleicht hat Gott auch dafür gesorgt, dass mich eine Wikinger-Kriegerin entführt und in dieses abgelegene Land bringt.«
Ein solches Kompliment hatte sie noch nie bekommen. Aber es freute sie mehr als falsche Bemerkungen über ihre Schönheit, die Männer gerne machten, sobald sie mit einer Frau alleine waren. Seine Worte nahmen ihr auch etwas von ihren Schuldgefühlen. Doch seine Logik war höchst kompliziert. »Ich glaube, da gibst du deinem Gott zuviel der Ehre.«
»Ich glaube, dass ich ihm nicht genug Ehre erwiesen habe, das ist das Problem.«
Religiosität bei diesem Mann? Wie er mich verwirrt! Macht er das absichtlich ? Wahrscheinlich. »Du bist ein guter Arzt, nicht wahr?«
»Ja, das bin ich«, erwiderte er ohne falsche Bescheidenheit.
Sie hatte nichts anderes erwartet.
»Und du, schöne Wikingerin? Bist du ein guter Soldat?« Er ergriff ihre Hand und verschlang seine Finger mit ihren. Beschämt über ihre großen, schwieligen Hände, die so gar nicht feminin waren, versuchte sie, sie ihm zu entziehen, doch er ließ es nicht zu. Stattdessen begann er, mit dem Daumen ihr Handgelenk zu liebkosen. Das weckte unglaubliche Gefühle in ihr, und ihr Herz begann zu rasen. Man mochte meinen, dass er etwas Verruchtes, Skandalöses mit ihr täte, dabei strich er nur mit seinem Daumen über ihr Handgelenk, während er sie ansah und auf ihre Antwort wartete.
Eine Antwort P Beim Thor! Ich habe die Frage vergessen. Ach so, ob ich ein guter Soldat bin. »Ja, ich bin ein guter Soldat, so gut eine Frau als Soldat sein kann, eigentlich auch besser als die meisten Männer.«
»Ich hätte da ein Mittel gegen deinen Juckreiz.«
Was dieses Angebot mit ihrem Soldatentum zu tun hatte, wusste sie nicht. »Welcher Juckreiz?« Fragend beugte sie den Kopf.
»Den dort.« Er wies auf die Stelle zwischen ihren Beinen.
Tyra errötete heftig.
»Da, wo du dich gelegentlich kratzt, wenn du siehst, dass einer deiner Männer das auch macht.«
Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber ohne Erfolg. Dem Mann entging nichts. Sie hatte versucht, ein paar maskuline Gewohnheiten anzunehmen. Ihre Art zu gehen, beispielsweise, ohne die Hüften zu schwenken. Ihre Kleidung. Grobe Gesten. Es war dumm von ihr, vor allem, wenn Menschen wie Adam merkten, dass es nicht echt war.
»Nun, nun, kein Grund, sich zu schämen. Ich finde es sogar reizend ... in gewisser Weise.«
»Reizend? Sich intim zu kratzen ist reizend? Ich muss meine Handlungen überdenken. Reizend ist nicht das Wort, das mir dafür einfiele.«
Er warf den Kopf zurück und lachte. Es klang wunderbar! Warm, spontan und sehr, sehr sinnlich.
Als er sie genug ausgelacht hatte, setzte er eine gespielt ernste Miene auf und sagte etwas völlig Unerwartetes: »Nun, wolltest du mir nicht unbedingt eine wichtige Frage stellen?«
Sie konnte sich nicht vorstellen, was er wohl meinte.
Adam erhob sich und zog sie mit sich hoch, was an sich schon sinnverwirrend war. Sie hatte gar nicht gewusst, dass er so stark war.
»Willst du gar nicht wissen, was ich unter meinem Gewand anhabe?«
Sie errötete erneut, denn natürlich hatte sie sich genau diese Frage gestellt. Aber eine Frau mit ihrem Stolz konnte nur ein
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