Der Raub des Wikingers
gewisses Maß an Neckerei ertragen. Heftig riss sie sich los. Als sie den Gang hinunter lief, hörte sie diesen Affen laut lachen.
Sie hörte nicht auf zu laufen und er nicht zu lachen, bis er rief: »Nichts.«
Dann rief er ihr noch eine Mahnung nach: »Du schuldest mir etwas, süße Wikingerin. Vergiss den Kuss nicht.«
Als wenn ich das könnte!
Kapitel 7
P sssst!«
Adam stieg gerade die steile Holztreppe hinunter, die aus dem Erker nach unten f ü hrte, als er das zischende Geräusch hörte. Hatte Tyra sich die Sache mit dem Kuss vielleicht anders überlegt? Wollte sie ihm den Kuss schon jetzt geben? Er lächelte bei der Vorstellung, sie so zu küssen, dass sie dahinschmolz.
Sein Lächeln schwand allerdings sofort, als er sah, dass es Rashid und nicht Tyra war, der hinter der Treppenbiegung auf ihn wartete.
»Was lungerst du hier herum?«, fuhr er seinen Assistenten an.
»Master!«, erwiderte Rashid eindeutig empört über den Ton. »Ich bin gekommen, um Euch zu warnen -«
»Warnen? Geht es dem König schlechter?«
»Nein, nein, nein«, wehrte Rashid ab. »Es ist ein anderes ... äh, Ereignis,... äh, vor dem ich Euch warnen will.«
»Nun?«, fragte Adam angespannt. Es war schwer, sich von den Gedanken an heiße Küsse zu lösen und sich auf medizinische Katastrophen zu konzentrieren oder auf das, was immer es war, wovon Rashid da stammelte.
»Seht hier herüber.« Rashid führte ihn an die Mauer, die auf einen der Höfe hinunter ging.
Adam schaute hinunter und sah eine große Gruppe Leute vor der großen Halle stehen, einfache Leute wie Bauern, Handwerker, hesire und deren Familien. Verwirrt sah er Rashid wieder an, der ihn freundlich angrinste. Das Grinsen Heß Adam die Stirn noch stärker runzeln.
»Was haben diese Leute mit deiner Warnung an mich zu tun?«
»Es ist ein Wunder, Mylord.«
Himmel, jetzt sind wir wieder bei dem Lord-Unsinn. Auch den Wunder-Unsinn habe ich langsam gründlich satt. »Sprich deutlich, Mann!«
»Die Nachricht von Eurem hervorragenden medizinischen Können hat sich bereits verbreitet, Master Adam. Diese Leute dort leiden an verschiedenen Krankheiten, die Ihr behandeln sollt.«
Adam senkte den Kopf. Er hatte heute große Fortschritte gemacht, aber für die Behandlung so vieler Kranker war er noch nicht bereit.
»Habt keine Angst. Ich werde ihnen sagen, dass Ihr heute durch die Operation zu angestrengt seid, außerdem müsst Ihr den König noch beobachten. Aber darf ich so kühn sein vorzuschlagen, dass Ihr die Kranken morgen behandelt?«
Adam hob den Kopf und blähte wütend die Nasenlöcher. Rashid drängte ihn. »Nur ein paar«, setzte Rashid rasch hinzu. Manchmal musste Adam sich daran erinnern, dass Rashid sein Freund war, wenn er so in sein Leben ein-griff.
»Ein paar wenige«, stimmte er zu .
Damit begann die nächste Phase seines Lebens.
An diesem Abend fing Adam Tyra ab.
Sie war ihm den ganzen Tag lang aus dem Weg gegangen. Sie hatte nicht einmal am Abendessen in der Halle teilgenommen, obwohl Ingrith den Tag der Operation sicher kulinarisch besonders gewürdigt hatte, auch wenn sie noch nicht wussten, ob der König sich erholen würde. Er war nicht gestorben, und das war für die Wikinger schon Grund genug zum Feiern.
Adam hatte den Großteil des Tages bei ihrem Vater verbracht und ihn beobachtet. Auch dort hatte sie den Kontakt mit ihm vermieden, was ihr auch gelungen war. Bis jetzt. #
Sie wollte durch den Milchraum in den Küchengarten und von dort über die Holztreppe in den zweiten Stock, wo ihr Schlafzimmer lag. Auf dem Weg hatte sie sich ein Stück Brot und eine gefüllte Taube gegriffen. Dann war sie am Brunnen stehen geblieben, um sich einen Krug mit Wasser zu füllen. Danach setzte sie sich auf die Bank, aß ihr Abendbrot und trank dazu das kalte Wasser.
Ausgerechnet in diesem Moment hatte der Schuft sie unerwartet erwischt.
Bevor er sich neben sie setzte, wischte er den Staub von der Bank, denn heute Abend war er vornehm in angelsächsische Tracht gekleidet: Eine mitternachtsblaue Wolltunika von der Farbe seiner Augen, wie ihr nicht entging. Dazu trug er schwarze Hosen, die sich eng an seine Beine schmiegten, und Kalbslederstiefel.
Er sah so großartig aus, sodass sie sich neben ihm wie eine Kuh fühlte.
»Hast du hier auf mich gewartet?«
»Nein.«
»Du hast nicht mit uns gegessen.«
»Ich hatte keinen Hunger«, erklärte sie und bemerkte erst dann ihre ungeschickte Lüge, denn sie hielt die Taube in der einen und das Brot
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