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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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war. Und sie nutzte ihren Vorteil. Plötzlich riß sie einen Arm hoch, und ihre Faust traf schmerzhaft sein Kinn.
    Was für eine erstaunliche Frau ... Wie auf Wolken konnte sie durch einen Ballsaal schweben und mit ihrem Lächeln sogar hartgesottene, abgebrühte Soldaten entwaffnen. Sie war klein und zart wie eine fragile Rose. Trotzdem hatte er ihre innere Stärke gespürt, ihren eisernen Willen — und jetzt in seinem Zorn vergessen.
    Der kraftvolle, zielsichere Schlag warf ihn vorübergehend aus dem Gleichgewicht. Verzweifelt bäumte sie sich auf und versuchte, ihn wegzustoßen.
    Aber er ließ sie nicht los. Sie glaubte, sie müßte sich aus seinem unerbittlichen Griff befreien, um ihr Leben zu retten, doch er wußte es besser. Nur wenn sie seine Gefangene blieb, durfte sie Hoffnung schöpfen. Er hatte seine bittere Lektion gelernt und wußte, daß er nicht alle Rebellenspione vor dem Galgen bewahren konnte. Zudem hatte er oft genug die grausig verzerrten Gesichter seiner gehängten Landsleute gesehen. Bis zu seinem letzten Atemzug würde ihn dieser Alptraum verfolgen.
    Der Aufruhr seiner Gefühle drohte ihn zu überwältigen. Er packte wütend ihre Handgelenke und warf sie in den Sand zurück. Entsetzt rang sie nach Luft, starrte ihn an und schien zu glauben, er würde sie töten.
    Mühsam bezwang er seinen Zorn. »Du bist also die gottverdammte Mokassinschlange.« Nicht nur seine Unbeherrschtheit mußte er bezähmen, sondern auch seine Angst, den Schmerz, die Erinnerungen — und seine Begierde. Denn sie war immer noch Alaina, warm und weich und verlockend unter seinem Körper, Alaina mit ihren Katzenaugen, ihrem Lächeln, ihrem leidenschaftlichen Temperament, ihrer Hingabe, die einzig und allein den Interessen der Südstaaten galt. »Wie kannst du es wagen?«
    »Und du bist der gottverdammte Panther! Der Verräter! Um Himmels willen, das ist Horida! Wie kannst du es wagen?«
    Als sie verstummte, hörte er die leisen Schritte seiner Männer. Inzwischen hatten sie die Pferde geholt. Sam Jones, seit langer Zeit seine rechte Hand, hielt die anderen mit einer knappen Geste zurück. Sofort blieben die acht Männer, von Ian sorgsam für diese nächtliche Operation ausgewählt, reglos stehen und warteten. Sie würden seine Befehle befolgen, was immer er auch fordern mochte. In erster Linie fühlten sie sich nicht der Union, sondern dem Major verpflichtet, denn er hatte sie zu überleben gelehrt.
    In dieser Nacht war er für ihre Loyalität so dankbar wie nie zuvor. Hoffentlich würden sie seine Angst nicht bemerken — seine Angst um die Mokassinschlange. Er kannte das Schicksal, das den Spionen drohte.
    »Major, der Rebell, der das Boot gerudert hatte, geriet in Panik und ertrank«, berichtete Sam. »Leider konnten wir ihn nicht retten.«
    Sekundenlang schloß Ian die Augen. Im Krieg war der Tod alltäglich. Aber der Gedanke an ein vergeudetes Menschenleben bedrückte ihn. »Schon gut, Sam.« Wie erstaunlich ruhig seine Stimme klang ... »Brian, Reggie, kümmern Sie sich um die Leiche. Wir kehren zum Basiscamp zurück.« Dann flüsterte er der Mokassinschlange zu: »Versuch nicht noch einmal, mir zu entkommen.«
    »Würdest du mich erschießen?« Offenbar brauchte sie tatsächlich eine Antwort auf diese Frage.
    »Im Sumpf werden meine Männer leicht nervös. Manchmal schießen wir auf alles, was sich bewegt.« Das war eine Lüge. Trotz aller Gefahren verhielten sich seine Leute mustergültig und sehr diszipliniert. Er erhob sich, zog Alaina auf die Beine und setzte sie in den Sattel seines Hengstes Pye, einem Arabermischling aus der Zucht seiner Familie, der weder den Sumpf noch die Schlangen fürchtete. Seit dem Ausbruch des Krieges lebte Pye im Dschungel.
    Immer noch von Wut und Angst erfüllt, stieg Ian hinter der Mokassinschlange auf. Großer Gott, was sollte er tun?
    Eine halbe Stunde später erreichten sie ein paar Hütten, in einer sumpfigen Lichtung auf Stelzen gebaut, von hohen Kiefern abgeschirmt. In der kalten Nachtluft begann Alaina zu frösteln. Sie trug durchnäßte Breeches, ein Baumwollhemd und Stiefel. Ganz in der Nähe lag das Haus, wo sie aufgewachsen war. Dort könnte sie Hilfe finden. Aber ihre Rettung würde Ians Tod bedeuten. Ehe er sich seine Gefangene entreißen ließ, würde er sein Leben opfern. Also gab es kein Entrinnen — sie würde am Galgen enden.
    Nein! Das durfte nicht geschehen ... Was für eine naive Närrin bin ich gewesen, dachte sie. Jetzt erschien es ihr unvermeidlich, daß sie

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