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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Weise gelangte auch Gold in Feindeshand. Immer wieder wurden Unionssoldaten jenseits des St. Johns River und außerhalb St. Augustines von verzweifelten Rebellentruppen gefangengenommen, die den Nordstaatlern auch entlang der Küste zusetzten.
    Major McKenzie hatte freie Hand und die Order, die Aktivitäten aller Spione, Verräter und Blockadebrecher zu unterbinden. Dabei sollte er die Methoden anwenden, die er für richtig hielt. Und seit man jene Spione gehängt hatte, wuchs seine innere Anspannung. Nach seiner Ansicht durfte das Militär nicht das Gesetz verkörpern. Soldaten starben auf dem Schlachtfeld, eine traurige Tatsache. Aber wenn die Unionskommandanten das Gesetz zu oft in die eigenen Hände nahmen, würde der Krieg seinen Sinn verlieren. Dann würden sie nicht mehr für die Einheit des Landes kämpfen, für Ruhm und Ehre, sondern auf der gleichen Stufe stehen wie gemeine Mörder.
    »Ein Schiff! O Gott, Major, Sie hatten recht!« flüsterte der alte Sam Jones.
    »Immer mit der Ruhe, Jungs!« McKenzies Stimme schien aus dem Nichts heranzudringen. »Vorerst können wir das Schiff nicht kapern. Niemand soll Wind von uns bekommen und die Fracht wegschaffen, die wir erbeuten können.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wir wollen den Landetrupp gefangennehmen, Gentlemen — und die Mokassinschlange.«
    Der Spion starrte zur Küste, die sich rasch näherte. Fast daheim, dachte er erleichtert, denn der Krieg ermüdete und deprimierte ihn. Manchmal bereute er, daß er so loyal gewesen war, in die Rolle der Mokassinschlange zu schlüpfen und dieses gefährliche Spiel zu spielen.
    Leidenschaftlich hatte der Spion an die Staatenrechte des Südens geglaubt, an das Recht der Südstaatler auf Unabhängigkeit, an ihr Recht, so zu leben, wie sie es wünschten. Wenn die Nordstaatler das verstünden, wäre kein Krieg ausgebrochen.
    Aber nun wurde die Mokassinschlange immer öfter von Angst und Sorge gequält. Vielleicht sollte sie den Rückzug antreten. Sie hatte gute Arbeit geleistet, vielen Rebellen das Leben gerettet, wichtige Informationen weitergeleitet und gut geplante Operationen durchgeführt. Doch die Zeiten änderten sich. Was würde geschehen? Sollte der Spion einfach ins Wasser tauchen und im Dunkel der Legende verschwinden, wieder ein eigenes Leben führen, vielleicht verbittert — und trotzdem nicht ohne Hoffnung.
    Kurz bevor das Schiff auf Grund laufen konnte, drehte es in der schmalen Bucht bei. »Laßt ein Boot hinab!« befahl der Kapitän, ein tüchtiger, erfahrener alter Seemann und erprobter Blockadebrecher, der oft mit der Mokassinschlange zusammenarbeitete. Die beiden waren gute Freunde.
    Niemals hatten sie versucht, sich am Krieg zu bereichern. Die wichtigste Schmuggelware bestand aus Chinin, Äther, Chloroform und Laudanum. Und es war das vornehmste Ziel, Menschenleben zu retten. Die Mokassinschlange hatte der Union schon schweren Schaden zugefügt. ln allen Yankee-Häfen behauptete man, sie sei gefährlicher als echte Schlangen. Und man gab die Parole aus, sie müsse endlich gefaßt werden, tot oder lebendig, gehängt oder erschossen — gnadenlos.
    Solche Drohungen pflegte der Spion zu ignorieren. Nur wenn er die Angst verdrängte, vermochte er seine Pflicht zu erfüllen. An diesem Abend trug er einen großen Schlapphut, der sein Gesicht verdeckte, und einen weiten Mantel mit vielen Taschen. Darin steckten Korrespondenz, Gold, harte Yankee-Währung und Laudanum. Sollte der Feind die Mokassinschlange über Bord werfen, würde das Gewicht des Mantels ihren Körper in die Wassertiefe hinabziehen. Doch sie konnte ihn jederzeit ablegen und, wenn es möglich war, später holen.
    Doch in dieser Nacht müßte die Aktion reibungslos verlaufen. Das Niemandsland lag in der Nähe seiner Heimat. Mit scharfen Augen spähte er zur Küste, wo er nichts Verdächtiges entdeckte.
    Immer wieder verkroch sich der Mond hinter den Wolken, und wenn er hervorkam, verbreitete er ein seltsames gelbliches Licht. Das Wasser schimmerte schwarz, die Bäume verschwammen in schweigenden Schatten. Nichts, aber da drüben ... »Warte!« flüsterte er.
    Der Kapitän, der gerade einem Mann befehlen wollte, die Mokassinschlange ans Ufer zu rudern, hielt inne. »Siehst du was?«
    Da hatte sich etwas bewegt. Ein plötzliches Grauen erfaßte den Spion. Zwischen den Baumstämmen funkelten zwei rote Lichter, und er atmete auf. »Ein kleines Reh.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Jenkins, bringen Sie die Mokassinschlange an

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