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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ich bin mir nicht sicher, ob du das alles wissen willst. Vermutlich kannst du dir gar nicht vorstellen, wie sich die Lage zuspitzt.«
    »Glaub mir, ich habe in meinem Leben genug gesehen, und ich kann mir sehr gut vorstellen, was du mir erzäh
    len wirst. Ich sorge mich um unser Land und unseren Staat. Natürlich dringen die Neuigkeiten auch in diese abgeschiedene Gegend vor, allerdings sehr langsam. Hier herrscht eine gefährliche, düstere Stimmung, die mich
    bedrückt.«
    »Ich fürchte, die Kluft ist so tief, daß sie nicht über brückt werden kann.«
    »Darüber reden wir später. Soeben hat deine Mutter die Gentlemen in die Bibliothek geschickt, und die jungen Damen werden bald nach oben gehen, um sich vor den abendlichen Festivitäten auszuruhen. Hast du deinen Onkel und deine Tante schon begrüßt?«
    »Nein, aber ich habe Onkel James und Tante Teela vor kurzem getroffen.«
    »Offenbar bekommen sie dich öfter zu Gesicht als wir, weil du einen Großteil deiner Zeit in Key West verbringst. Komm, wir sollten dem Ansturm der Damen ausweichen und in die Bibliothek flüchten.«
    »Wie du willst.«
    Ehe sie die Bibliothekstür erreichten, füllte sich die Hal le mit kichernden Geschöpfen in voluminösen Röcken. Ein paar Töchter alter Freunde entdeckten Ian, umarmten ihn und drückten schwesterliche Küsse auf seine Wan gen.
    Inmitten des Tumults sah er taubenblauen Brokat und elfenbeinweiße Spitze — die goldblonde Schönheit, die so erfolgreich gegen Lieutenant Pierpont gefochten und dann ihre Bewunderer um sich geschart hatte. Er wollte seinen Vater fragen, wer das Mädchen sei, doch da er schien seine Tante in der Halle. »Ian!« rief sie erfreut und nahm ihn in die Arme. Als er wieder aufblickte, war die kleine Sirene verschwunden.
    >>Bitte, Alaina, warte auf mich!«
    Beinahe wäre es ihr gelungen, aus dem Haus zu flüch
    ten. Sie blieb am hinteren Ausgang der Halle stehen, der zum Kiefernwald führte. Unglücklicherweise zögerte sie zu lange, denn Peter O'Neill eilte bereits in ihre Richtung.
    »Laß mich in Ruhe, Peter!« befahl sie.
    Aber er kam unbeirrt auf sie zu und schaute sie flehend an. Bis zu diesem Tag hatte sie sein Gesicht hübsch gefunden — seine sanften blauen Augen, die aristokratischen Züge, die hellbraunen Locken, die bis zum Kragen reichten. In seinem grauen Gehrock und dem gestärkten Hemd und der Brokatweste wirkte er sehr elegant. Aber während sie ihn jetzt betrachtete, empfand sie nichts mehr für ihn. Seine blauen Augen erschienen ihr nicht mehr schön, weil sie seine Charakterschwäche verrieten.
    Trotzdem umfaßte er ihren Arm mit erstaunlich starken Fingern. »Bitte, ich muß mit dir reden!«
    Sie hätte sich losreißen oder ihm drohen können, gellend zu schreien. Dann würde er sie sofort loslassen, wie eine heiße Kartoffel, weil er Skandale verabscheute. Wider ihr besseres Wissen folgte sie ihm in die Anrichtekammer des Butlers. Die Arme vor der Brust verschränkt, starrte sie Peter an. Hatte sie ihn jemals geliebt oder sich das nur eingebildet? »Nun, was willst du von mir?«
    »Versuch mich doch zu verstehen!« flehte er verzweifelt. »Mein Vater hat mich zu dieser unseligen Verlobung mit Elsie Fitch gezwungen.«
    Hätte sie sich nicht so gedemütigt gefühlt, als seine Verlobung beim Tee verlautbart worden war, würde sie vielleicht seine Wange streicheln und versichern, das sei schon in Ordnung.
    Aber es war nicht in Ordnung. Peter hatte ihre Insel mehrmals mit seinem Vater besucht und ihren Papa um Hilfe gebeten, weil seine Orangenplantage nicht florierte. Dabei hatte Peter ihr stets seine unsterbliche Liebe geschworen und versichert, es sei nur mehr eine Frage der Zeit, bis er es wagen würde, um ihre Hand anzuhalten.
    An diesem Tag hatte er bewiesen, was von seinen glühenden Versprechungen zu halten war. Ihr Vater verließ die Insel im Süden nur selten, und sie verkehrte fast nie in gehobenen Gesellschaftskreisen. Obwohl Papa ein angesehener Wissenschaftler war, gehörte er nicht zum Geldadel, und sie kannten die McKenzies von Cimarron nur wegen ihrer Freundschaft mit den McKenzies von Mirabella.
    An die Aufmerksamkeit junger Männer nicht gewöhnt, hatte Alaina die Bewunderung der Gentlemen an diesem Nachmittag in vollen Zügen genossen. Es war amüsant gewesen, ihre Wirkung auf das andere Geschlecht zu erproben, und sie hatte sogar gedacht, es würde Spaß machen, Peters Eifersucht zu wecken. Und dann gab er seine Verlobung mit Elsie Fitch bekannt! Krampfhaft

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