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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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spürte Jarrett, wie unangenehm sein Sohn diese Diskussion fand. Ripply wollte immer nur eine Bestätigung seiner eigenen Ansichten hören. Wahrscheinlich ahnte er nicht einmal, was für schreckliche Ausmaße der Streit um die Sklaverei annehmen konnte. Er hatte die Greueltaten in Kansas, Nebraska und Missouri nicht beobachtet, wo jede Partei verbissen kämpfte, um zu beweisen, Gott stehe auf ihrer Seite.
    »Ja, bitte, Ian«, stimmte sein Vater zu.
    Damit konnte er die Flucht ergreifen. Natürlich mußte er sich nicht mit der Weinliste befassen, den diese Arrangements waren längst getroffen worden. Jarrett wußte nichts von Ians Liaison mit Lavinia. Aber er merkte, daß sein Sohn den Gentlemen entrinnen wollte, und dafür hatte er Verständnis.
    Um das Haus durch die Hintertür zu verlassen, ging er an der Küche vorbei. Er sah die junge Dame im Anrichtezimmer nicht. Doch er hörte Peter O'Neills begehrliches Stöhnen — und eine schallende Ohrfeige.
    Er verachtete O'Neill, dessen Vater im ganzen Staat mehrere Kinder gezeugt und die Mütter skrupellos im Stich gelassen hatte. Offenbar versuchte der Sohn, in die Fußstapfen des Schwerenöters zu treten.
    Wer immer die junge Frau sein mochte, in diesem Haus hatte sie ein Recht auf Ians Schutz. Als er die Anrichtekammer betrat, war O'Neill allein und preßte eine Hand auf seine gerötete Wange. Da er sich zusammenkrümmte, waren vermutlich auch andere Körperteile verletzt worden.
    »Verzeih mir, Ian. Nur ein kleines Problem mit einer affair de coeur, die beendet werden muß. Ich fürchte, das Mädchen hat mich wirklich geliebt.«
    »Ja, genauso hat es sich angehört«, erwiderte Ian troc
    ken.
    »Ich konnte sie nicht heiraten«, verteidigte sich Peter. »Dafür kam sie nicht in Frage.«
    »Anscheinend hast du solche Schwierigkeiten mit vielen Frauen, die dir gefallen.«
    »Ian, du hast doch deine Erfahrungen mit dem schönen Geschlecht gesammelt. Diese Frau ist sehr — sinnlich, eine kleine Wildkatze. Und sie begehrte mich. Ich konnte ihr einfach nicht widerstehen ...«
    »Bitte, erspar mir die Einzelheiten, Peter, und dem Haus meines Vaters solch unerfreuliche Szenen — oder den grausamen Hohn, den du unpassenden Damen zumutest.« Zögernd fügte Ian hinzu: »Du spielst doch nicht mit einer unserer Dienerinnen herum?« Hatte sich Lilly womöglich mit O'Neill eingelassen?
    Mühsam richtete sich Peter auf, die wasserblauen Augen voller Haß. Er wußte, wie wenig Ian von ihm hielt, und es ärgerte ihn, daß er in einer so peinlichen Situation ertappt worden war. »Keineswegs! Und wenn gewisse Gerüchte der Wahrheit entsprechen, steht es dir sicher nicht zu, andere Männer wegen ihrer Affären zu verdammen.«
    Statt zu antworten, hob Ian nur die Brauen. Er würde nicht mit Peter streiten und auch nicht erklären, es sei ein gewaltiger Unterschied, ob man die Gesellschaft reifer, unabhängiger Frauen genieße oder unschuldige junge Mädchen verführe. Aber vielleicht durfte er O'Neill nicht verurteilen, weil er die betreffende Frau nicht kannte. Und sie war ihm auch gleichgültig.
    Zum Teufel mit Peter und seinen Problemen. Am üblichen Ort... Lavinia neigte zur Ungeduld. Allzulange würde sie nicht mehr warten. »Nimm dich unter diesem Dach in acht, Peter«, mahnte er leise.
    »Oder?« stieß O'Neill hervor.
    »Oder ich werde dich dazu zwingen.« Ohne ein weiteres Wort kehrte Ian in die Halle zurück.
    Ehe er das Haus verließ, hörte er ärgerliche Stimmen, die aus der Bibliothek drangen. Er vergaß Peter. Und er wollte auch die Gefahr vergessen, die seinem Land drohte.
    Voller Sehnsucht dachte er an die alten, sorglosen Tage. Damals waren die Flußschiffe langsam und träge vorbeigeglitten. Nichts hatte den Alltag auf Cimarron gestört. Hohe Kiefern schirmten die Plantage ab. In heißen Tagen fand man Kühlung in kristallklaren Bächen. Dies war seine Welt, im Norden ebenso einzigartig wie im Süden, ein schönes, zivilisiertes Fleckchen Erde, das an die Wildnis grenzte.
    Ein Paradies. Und für eine kleine Weile wollte er diesen Garten Eden genießen, in Lavinias Armen. Bevor seine geliebte Welt in der Hölle versank.
    Leichtfüßig lief Alaina über den weichen Nadelteppich zwischen den Bäumen. Peter folgte ihr nicht. Vielleicht hatte er erkannt, daß sie niemals auf seinen beleidigenden Vorschlag eingehen würde. Nach den Ereignissen dieses Nachmittags mußte sie eine Zeitlang allein bleiben, um sich zu beruhigen. Wo sie die ersehnte Stille und Einsamkeit finden

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