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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Sie verachtete Lavinia und bedeutete ihm mit ihrem ausdrucksvollen Blick — ohne die Grenzen einer Dienerin zu überschreiten —, er dürfe der Witwe nicht folgen. Lächelnd hob er die Brauen und gab ihr zu verstehen, er könne sehr gut auf sich selbst aufpassen. Er war immer noch unverheiratet, über einundzwanzig und durchaus fähig, den verführerischen Klauen einer Frau wie Lavinia zu entrinnen. Wenn ihn ihre Verführungskünste auch maßlos reizten ...
    Lilly seufzte fast unhörbar. Da auf Cimarron niemals Sklaven gelebt hatten, war sie eine freie Frau. Ians Großvater, der mit seinen Söhnen nach Florida gezogen war, hatte die Sklaverei verabscheut und erklärt, er könne die Plantage genausogut mit der Hilfe bezahlter Angestellter betreiben.
    Nach dem dritten Seminolenkrieg war Lilly nach Cimarron gekommen. Es war der letzte Aufschrei des vernichteten Volkes gewesen, und Ian hatte die kurzen, aber erbitterten Feindseligkeiten besser verstanden als sonst jemand. Denn in den Adern seiner engsten Verwandten, abgesehen von seinen nächsten Angehörigen, floß Indianerblut.
    Lilly hatte bei einem kleinen Creek-Stamm bei Tampa Bay gelebt. Bei jenen letzten Kämpfen zählte ihr Mann zu den Kriegern, die wieder einmal Gerechtigkeit suchten, und der Konflikt fand das gleiche Ende wie die vorangegangenen Gefechte. Die überlebenden Seminolen zogen sich noch tiefer in die Everglades zurück, und die Weißen atmeten erleichtert auf.
    Glücklicherweise hatte Ian nicht in die Kämpfe eingreifen müssen, weil er mit seinem Kommando gerade in Texas stationiert gewesen war. Lieber hätte er den Dienst quittiert, als seine Waffe gegen die Seminolen zu erheben. Später wurde er nach Kansas und Nebraska und schließlich nach Key West versetzt, wo er den Auftrag erhielt, mit seinen Männern die Everglades zu kartographieren. Auf seinen ausgedehnten Reisen hatte er viele Erfahrungen gesammelt, und so konnte er sich eine fundierte Meinung über die derzeitige beunruhigende Lage in der Union bilden.
    Aber was immer er vorhin gesagt hatte — er bereute es. Im Augenblick wollte er nicht über Politik diskutieren. Lavinias Flüsterstimme hatte viel zu verlockend geklungen.
    Als er wieder zu Lilly hinüberschaute, schüttelte sie besorgt den Kopf, und er lächelte. Eigentlich müßte sie sein Interesse an Lavinia verstehen. Ehe er Risa heiraten konnte, mußte man zahlreiche Pläne schmieden. Nur der Himmel mochte wissen, wann die Hochzeitsnacht endlich stattfinden und wann er sein Verlangen auf ehrbare Weise stillen würde. Zu Lavinia unterhielt er eine rein sexuelle Beziehung, und er war nicht ihr einziger Liebhaber. Als Witwe — die ihr Erbe an den Bruder ihres verstorbenen Mannes verlieren würde, wenn sie wieder heiratete — sah sie keinen Grund, sich die Freuden des Lebens zu versagen.
    »Sir, das ergibt doch keinen Sinn.« Alfred Ripplys Spazierstock trommelte auf den blankpolierten Hartholzboden der Bibliothek. »Da sitzen Sie und behaupten, John Brown habe den Galgentod verdient. Und im gleichen Atemzug erklären Sie, dieser elende Lincoln würde sich nicht gegen den Süden wenden und nur die Union zu stärken suchen.«
    Seufzend sah Ian seinen Vater an, der vor dem Kamin stand, einen Ellbogen auf dem Sims. Im Lauf der Jahre hatte sich der hochgewachsene, kraftvoll gebaute Jarrett McKenzie kaum verändert. Nur wenige graue Fäden durchzogen das pechschwarze Haar.
    Vater und Sohn waren oft verschiedener Meinung gewesen. Aber seit einiger Zeit merkten sie, wie ähnlich sie einander waren. Und Ian erkannte, daß er Jarrett nicht nur liebte, sondern bewunderte. Zweifellos hatten die Anschauungen des Vaters sein Denken beeinflußt, doch seine Überzeugungen basierten vor allem auf eigenen Erlebnissen. Jarrett hatte ihm versichert, nur darauf komme es an.
    »Nach meiner Ansicht ist John Brown, der so fanatisch für die Sklavenbefreiung kämpfte, zu bedauern. Er glaubte felsenfest, der Allmächtige würde seine Taten billigen, weil sie einem höheren Ziel dienten. Trotzdem verdiente er nach unseren Gesetzen den Galgentod. Immerhin ermordete er zahlreiche Menschen, um sich an den Südstaatlern zu rächen, die über die Gegner der Sklaverei hergefallen waren.«
    Als Ian aufstand und sich verneigte, warf ihm sein Onkel James einen seltsamen Blick zu, den er mit einer gequälten Grimasse beantwortete. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Gentlemen — ich muß mich um die Weinliste für heute abend kümmern. Vater?«
    Offenbar

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